War da was?
Argentinien wurde einst gelobt für seine Aufarbeitung der Militärdiktatur. Dann aber kam Javier Milei. Unter dem rechts-libertären Präsidenten werden Gedenkstättenmitarbeiter entlassen und Abgeordnete zeigen sich mit Menschenrechtsverbrechern.
Auf den ersten Blick war es ein unverfängliches Foto. Ein Raum, der eine Kapelle zu sein scheint, im Hintergrund ein Kreuz und ein Altar, davor eineinhalb Dutzend Männer und Frauen, ein paar lächeln freundlich. So weit, so harmlos. Allerdings wurde das Bild in einem Gefängnis aufgenommen, in Ezeiza, einer Stadt ein paar Kilometer ausserhalb der argentinischen Metropole Buenos Aires. Und ein Teil der Abgebildeten sind zwar Abgeordnete von der Partei La Libertad Avanza, zu der auch Argentiniens Staatspräsident Javier Milei gehört. Der Rest allerdings sind fast durchwegs Kriminelle, verurteilt nicht aufgrund von Bagatelldelikten, sondern wegen Menschenrechtsverbrechen, begangen während der letzten Militärdiktatur in Argentinien in den 70er- und 80er-Jahren.
Ganz rechts zum Beispiel steht Antonio Pernías: Der heute 77-Jährige soll damals inhaftierte Regimegegnerinnen vergewaltigt und gefoltert haben, selbst dann noch, als diese von ihm schwanger waren.