Für den frühen Rentenbeginn sind viele Franzosen abermals auf die Strasse gegangen. Sie werfen Präsident Macron Wortbruch vor. Auch in der Nationalversammlung ist die Empörung gross. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Rodez ist für seine imposante Kathedrale aus Buntsandstein und das Soulages-Museum bekannt, das dem berühmten Maler der Schwarztöne gewidmet ist. Doch nun schreibt die Stadt im Südwesten Frankreichs Schlagzeilen, weil hier die Proteste gegen die Rentenreform besonders heftig ausfallen. An Streiktagen wie am Dienstag ist die halbe Stadt auf den Beinen. Die Gewerkschaften haben sich vorgenommen, den jüngsten „Rekord“ von laut Polizeizählung 12.500 Demonstranten in der 25.000-Einwohner-Stadt vor einer Woche zu brechen. Aber warum leisten gerade in den kleineren und mittleren Städten Frankreichs die Leute so vehement Widerstand?
Sébastien Persec züchtet Rinder, wenn er nicht gerade mit einem Spruchband gegen die Rente mit 64 in der Altstadt von Rodez unterwegs ist. Der Sprecher der Agrargewerkschaft „Confédération Paysanne“ im Département Aveyron hält Präsident Macron Wortbruch vor. „Von einem Gesellschaftsprojekt hat er gesprochen, aber jetzt geht es nur noch darum, uns zwei Jahre länger arbeiten zu lassen“, sagt Persec. Viele Landwirte seien aber körperlich viel zu erschöpft dazu.
Präsidenten kommen nicht oft nach Rodez, deshalb erinnern sich noch viele daran, wie Macron im Stuhlkreis mit ihnen über die Zukunft der Renten diskutierte. Im Oktober 2019 war das.