Staatspräsident Nicolas Sarkozy.
Davos – Staatspräsident Nicolas Sarkozy will den Euro «mit allen Mitteln» erhalten. Unter seinem diesjährigen Vorsitz werde sich die Gruppe der 20 grössten Industrie- und Schwellenländer (G20) den Währungs-Ungleichgewichten annehmen. Er sei sich mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel einig, «nie, nie werden wir den Euro fallen lassen, nie», sagte Sarkozy.
Wer die Gemeinschaftswährung aufgeben wolle, habe nichts aus der europäischen Geschichte, aus Kriegen, Gewalt und Barbarei gelernt. Der Euro sei eine Frage der europäischen Identität. Sarkozy warnte vor den über 1000 Wirtschaftsführern in Davos, wer gegen den Euro wette, müsse gut auf sein Geld aufpassen. «Wir sind entschlossen, den Euro mit allen Mitteln zu verteidigen.» Ein Scheitern des Euro hätte seiner Meinung nach so katastrophale Folgen , dass man nicht einmal darüber nachdenken dürfe.
Dringender Handlungsbedarf bei Wechselkursen
Dringenden Handlungsbedarf sieht Sarkozy, wie er bereits früher mehrfach betont hatte, bei den Wechselkursen. Die bestehenden Ungleichgewichte, insbesondere beim chinesischen Yuan, würden allen schaden. Alle sollten einen Schritt aufeinander zukommen und sich nicht von Ideologie leiten lassen. Er wolle keine fixen Wechselkurse, aber die Diskussion müsse geführt werden. Bislang sei nur in der Gruppe der acht grossen Industrieländer plus Russlang G8 über Währungen gesprochen worden. Dies sei aber sinnlos, weil China nicht dabei sei. Deshalb müsse sich die G20, denen auch China, Indien und Brasilien angehören, den Währungsproblemen annehmen, statt sich wie in den letzten Jahren «um Periphäres» zu kümmern. Sarkozy als diesjähriger Vorsitzender der G20 warnte davor, die Augen nach der Krise zu verschliessen und zu denken, irgendwie regle es sich alles von selbst. Denn im Zentrum des Orkan sei es am ruhigsten.
Für eine stärkere Rolle der G20
Die Legitimität der G20 hänge von ihrer Entscheidungsfähigkeit ab. Diese vor zwei Jahren noch nicht existierende Gruppierung habe es geschafft, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht länger gedauert habe. Am Vortag hatte bereits Russlands Präsident Dmitri Medwedew in seiner Rede zur WEF-Eröffnung für eine stärkere Rolle der G20 ausgesprochen. Sarkozy betonte, für das 21. Jahrhundert brauche es eine zeitgemässe internationale Organisation. Die UNO stecke noch in alten Strukturen, sei doch kein Land aus Afrika, einem Kontinent mit bald 1 Milliarde Menschen, aus Lateinamerika oder Indien als künftig bevölkerungsreichstes Land ständiges Mitglied des UNO-Sicherheitsrates. Zu den dringendsten Problemen zählten auch die extremen Preisschwankungen bei den Rohstoffen. An Hungerrevolten sei niemand interessiert. Stattdessen brauche es eine Regulierung etwa von Finanzderivaten auf Agrarprodukten. Es dürfe nicht sein, dass sich jemand auf einmal die Hälfte der Kakao-Ernte sichern könne, ohne dass er vor dem Weiterverkauf bezahle. (awp/mc/ss/19)