WEF 2019: Weltwirtschaftsforum – Füreinander mitdenken

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Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen mit WEF-Chairman Klaus Schwab. (Copyright by World Economic Forum / Sandra Blaser)

Davos – Die anhaltenden Handelskonflikte und die zunehmende Abschottung einzelner Länder sind am diesjährigen Weltwirtschaftsforum das Thema Nummer eins gewesen. Spitzenpolitiker und Wirtschaftsbosse wurden daher nicht müde zu betonen, wie wichtig ein freier Handel für die Welt sei.

Gleich zu Beginn brachen in grossen Reden etwa Bundespräsident Ueli Maurer, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe und sogar Chinas Vizepräsident Wang Qishan eine Lanze für den Multilateralismus.

Merkel sagte, einige würden nach dem Motto denken, es sei besser, jedes Land schaue erst einmal für sich nach den eigenen Interessen, und dann würde es auch für alle gut. «Ich habe daran Zweifel», so die Bundeskanzlerin. Man müsse füreinander mitdenken. Multilateralismus sei nicht mühelos, aber was wäre die Alternative?

Auch der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe erteilte in seiner Ansprache einen Seitenhieb in Richtung USA und China, es mache keinen Sinn, sich einen Schlagabtausch mit immer mehr Restriktionen zu liefern. «Wird die wirtschaftliche Globalisierung voranschreiten oder den Rückwärtsgang einlegen?», fragte Wang, enger Vertrauter von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping.

Wolken am Horizont
Einig war sich der Elitetreff auch, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. Eindeutig weniger optimistisch als im vergangenen Jahr, als die Stimmung fast schon euphorisch war, tönte es von allen Seiten.

So kappte der Internationale Währungsfonds am WEF seinen Ausblick für die Weltkonjunktur nochmals: Sorgen über eine Verlangsamung der Konjunktur in China, der Handelsstreit mit der grössten Volkswirtschaft der Welt, und ein drohender «No Deal»-Brexit droht in Europa.

Nicht verwunderlich, dass es der britischen Premierministerin Theresa May in diesen Zeiten unmöglich war, nach Davos zu kommen. Und US-Präsident Donald Trump verhinderte sich selbst mit dem Haushaltsstreit.

Grosse globale Gefahren
Was zudem als eine der globalen Gefahren immer wieder genannt wurde und ebenfalls einen grossen Platz in den Debatten des WEF fand, ist der Klimawandel. Viel Aufmerksamkeit zog der britische Naturfilmer Sir David Attenborough auf sich, der die Teilnehmer mit dramatischen Filmsequenzen wachrütteln wollte.

Den Anlass nutzten auch grosse Konsumgüterkonzerne wie Nestlé, um sich in dieser Frage zu positionieren und ihr Image aufzupolieren. Sie stellten eine Initiative vor, künftig Lebensmittel und Kosmetika in wiederverwendbaren Verpackungen zu verkaufen.

Bei alldem geriet das eigentliche Motto des Forums etwas in den Hintergrund: die vierte industrielle Revolution. Aber eines wurde klar, sie lässt sich nicht aufhalten und schleicht sich in alle Bereiche unseres täglichen Lebens.

Nachholbedarf
Es sollte auch ein WEF der sonst eher leiseren Stimmen werden. Junge Leute und Menschen mit Beeinträchtigungen sollten gehört werden, wie es WEF-Gründer Klaus Schwab gross angekündigt hatte. Für die junge Generation steht wohl vor allen auch die erst 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die mit ihrem Vater im Zug anreiste, um Unternehmenschefs und Politiker zu sofortigen Massnahmen gegen den Klimawandel aufgerufen.

Was die Integration behinderter Menschen in die Arbeitswelt angeht, haben die Unternehmen noch gehörig Verbesserungspotenzial, wie am Forum festgestellt wurde. Menschen mit Einschränkungen stünden deutlich häufiger ohne Job da. Studien hätten aber gezeigt, dass sich «Disability Inclusion» positiv auf Umsatz, Gewinn und Marge auswirke.

Schweizer Regierung zufrieden
Die Schweizer Regierung – angeführt von Bundespräsident Ueli Maurer mit einigen Ministern im Schlepptau – zog eine äusserst positive Bilanz. Dabei schwang auch immer etwas Stolz mit, dass ein solch bedeutender Anlass mit hochkarätigen Gästen eben gerade in den Schweizer Bergen sein Zuhause gefunden hat. Inhaltlich standen bilaterale Freihandelsabkommen sowie das Rahmenabkommen mit der EU besonders im Fokus.

Zum ersten Mal versuchte sich die Schweiz zudem mit einem «House of Switzerland» in Davos. Wer weiss, ob es im nächsten Jahr wieder eine solche Präsenz geben wird. Sicher werden die Organisatoren des WEF aber auch im nächsten Jahr wieder versuchen, alles, was Rang und Namen hat, in den Bündner Ort auf 1500 Meter Höhe zu locken. (awp/mc/ps)

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