WEF leitet Untersuchung gegen Gründer Klaus Schwab ein

Zürich – Der Stiftungsrat des Weltwirtschaftsforums WEF hat eine Untersuchung gegen WEF-Gründer Klaus Schwab wegen möglicher Unregelmässigkeiten in der Amtsführung eingeleitet. Ausgelöst hatte diese ein anonymer Whistleblower-Brief.
Ein WEF-Sprecher bestätigte der Nachrichtenagentur AWP am Mittwoch entsprechende Informationen des «Wall Street Journal». Der Stiftungsrat leitete an seiner ausserordentlichen Sitzung vom Ostersonntag einstimmig eine externe Untersuchung gegen Schwab ein, der bis dahin den Stiftungsrat präsidiert hatte. In dem anonymen Schreiben an den Stiftungsrat heisst es laut der Zeitung, während Jahren sei es zu systematischen Governance-Verfehlungen und Machtmissbrauch gekommen.
Im Zentrum steht der Vorwurf einer Vermischungen privater und institutioneller Interessen. Schwab und seine Ehefrau sollen private Luxusreisen über das WEF abgerechnet haben und eine vom WEF erstandene Immobilie in Genf teils exklusiv privat genutzt haben.
Schwab kündigt juristische Schritte an
Schwab bestreitet laut dem Bericht die Vorwürfe. Gegenüber dem «Wall Street Journal» kündigte er juristische Schritte gegen die Urheber der Anschuldigungen an.
Der WEF-Sprecher erklärte, man nehme die Vorwürfe ernst, diese seien jedoch bislang nicht bewiesen. Weitere Kommentare gibt das WEF erst nach Abschluss der Untersuchung ab.
Schwab hatte am Ostermontag überraschend per sofort seinen Rücktritt als Vorsitzender des WEF-Stiftungsrats bekannt gegeben. Bei der Begründung zum ungewöhnlichen Zeitpunkt blieb der 87-Jährige in der Mitteilung vage, strich aber sein Alter und eine frühere Aussage hervor.
Schwab hatte vor einem Jahr angekündigt, seinen Chefposten zu verlassen und auf den Posten des Stiftungsrats-Vorsitzenden zu wechseln. Interimstisch übernahm Peter Brabeck-Letmathe den WEF-Vorsitz. WEF-Chef ist heute der frühere norwegische Aussenminister Børge Brende.
Das WEF hat seinen Sitz in Genf. Es beschäftigt weltweit 600 Menschen in Genf, New York, Peking und Tokio. Für seine Bemühungen, Politik und Wirtschaft zur Lösung globaler Probleme zusammenzubringen, wurde Schwab mehrfach geehrt. (awp/mc/pg)