Hamburg – Störungen in den globalen Lieferketten führen zu Problemen in den Häfen – das bekommt auch Hamburg deutlich zu spüren. Infolge grosser Schiffsverspätungen stauen sich die Container auf den Terminals, was zu einer Überlastung der Lager führt, wie Hans-Jörg Heims, Sprecher des Hamburger Hafenlogistikers HHLA, sagte.
Eine ganze Reihe von Schiffen müsse daher derzeit vor Helgoland warten, bis ein Platz in ihrem Zielhafen frei werde. Laut Heims sind es zehn Frachter, die zurzeit nach Hamburg wollen. «Das kann von ein paar Tagen bis zu einigen Wochen dauern.» Trotz aller Bemühungen und einem Grosseinsatz von Personal und Technik komme es zu Verzögerungen bei der Abfertigung.
Schiffsfahrpläne ausser Kontrolle
Wie kam es zu diesen Problemen? «Ausgelöst durch die Corona-Pandemie gibt es seit zwei Jahren weltweit Störungen in den Lieferketten», sagte Heims. «In Folge von Lockdowns in grossen chinesischen Städten ist der Betrieb in den dortigen Häfen immer wieder unterbrochen worden. Und dann stauen sich dort die Schiffe. Löst sich der Stau auf, kommt die Welle ein paar Woche später in Europa an.» Seit zwei Jahren habe die HHLA solche Situationen immer wieder gut gemanagt.
Doch die Fahrpläne der Schiffe seien durch weitere Ereignisse wie die tagelange Blockade des Suezkanals durch das Grosscontainerschiff «Ever Given» im März 2021, schlechte Witterung und zuletzt durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ausser Kontrolle geraten.
Die HHLA habe bereits zusätzliche Flächen mit Containern belegt. «Aber wir kommen an Grenzen, je länger die Situation auf den Lieferketten so angespannt bleibt», berichtete Heims. Je mehr Container in einem Lager stehen, umso grösser sei der Aufwand beim Umschlag und desto länger dauere die Abfertigung. Früher habe man 500 Meter gebraucht, um einen Container vom Lager zum Schiff zu bringen. Heute seien das manchmal 1,5 Kilometer – je nachdem, wo der Container stehe. Erschwert wurde die Situation auf einem Terminal im Hamburger Hafen durch Bauarbeiten für Landstrom. Dadurch habe ein Liegeplatz zeitweise nicht genutzt werden können.
Schiffsstau in Shanghai treibt die Preise
Der Stau von Frachtschiffen wegen des andauernden Corona-Lockdowns in Shanghai stört globale Lieferketten enorm und wird für höhere Preise sorgen. Das Exportvolumen des grössten Hafens der Welt sind Schätzungen zufolge schon um rund 40 Prozent zurückgegangen. Viele Unternehmen bekämen ihre Waren teilweise seit mehr als drei Wochen nicht mehr aus dem Land, sagte der Delegierte. Alternative Lieferwege über andere Häfen reichten nicht aus, um den Ausfall abzufedern. «Die Verknappung des Angebots an Lieferungen aus China wird die bereits jetzt schon hohe Inflation in Deutschland weiter negativ beeinflussen», sagte Maximilian Butek, der Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Shanghai, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Die Sorgen der Reedereien wachsen. «Die maritimen Lieferketten waren schon vor dem Lockdown in Shanghai angespannt – nun befürchten wir weitere Verzögerungen im Seetransport», sagte die Präsidentin des deutschen Reederverbandes VDR, Gaby Bornheim. Es sei «Sand im Getriebe». Geduld sei jetzt nötig. Die Linienreedereien versuchten alles, um die Ladungsmengen zügig zu transportieren.
Seit einem Monat herrschen in der 26 Millionen Einwohner zählenden Metropole Shanghai schon Ausgangssperren. Die Hafenstadt steht im Zentrum der grössten Corona-Welle in China seit Beginn der Pandemie vor mehr als zwei Jahren. Mit Lockdowns, Massentests und Quarantäne verfolgt Pekings Führung eine strikte Null-Covid-Strategie, die aber durch die Omikron-Variante BA.2 auf eine schwere Probe gestellt wird. (awp/mc/pg)