Mit einer Serie neuer öffentlicher WCs feiert Japan seine auf der ganzen Welt bekannte «Toilettenkultur». Und schon das Wort Kultur zeigt: Von Notdurft kann hier nicht die Rede sein.
Im kleinen Yoyogi-Fukamachisho-Park von Shibuya muss gerade keiner. Trotzdem können die Leute nicht so einfach an der Toilette vorbeigehen. Nebenan wird auf Kunstrasen Fussball gespielt, an der Kletterburg bei den Bäumen ruft ein Mädchen nach seinem Vater. Aber das grösste Interesse zieht das stille Örtchen des Parks auf sich: Ein dreiteiliges Klohaus, welches der Architekt Shigeru Ban mit bunten Glaswänden hat bauen lassen. Von aussen kann man ins Innere schauen und sehen, ob die Toilette sauber und unbesetzt ist. Sobald jemand die Tür von innen abschließt, werden die Wände undurchsichtig, und das Geschäft kann beginnen. Praktisch.
Die durchsichtige Toilette von Shibuya ist das benutzbare Ausstellungsstück einer ganzen Serie von Klohäusern, mit der Japan seinen Umgang mit der Notdurft feiert. Geldgeber ist die gemeinnützige Nippon-Stiftung, die Toiletten-Firma Toto beriet. Anlass waren die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio, die wegen der Pandemie von diesem Sommer auf den nächsten verlegt wurden. An mehreren Orten der Stadt sollen architektonisch und hygienisch besonders wertvolle Klohäuser zur allgemeinen Erleichterung beitragen. Die Ban-Toilette in Shibuya gehört zu den ersten, weitere folgen. Der Toto-Sprecher Hirofumi Matsutake sagt: «Wir wollen ausländischen Gästen unsere Toilettenkultur vorstellen.»