Washington – Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten hat der frühere US-Vizepräsident Joe Biden bei den Vorwahlen am «Super Tuesday» eine unerwartete Siegesserie hingelegt. Nach Prognosen von TV-Sendern gewann der moderate Kandidat in 9 der 14 Bundesstaaten, in denen es am Dienstag Vorwahlen gab. Bei der wichtigsten Vorwahl im Bundesstaat Kalifornien setzte sich der linke Senator Bernie Sanders durch. Milliardär Michael Bloomberg erlitt eine bittere Niederlage und stieg aus dem Rennen aus.
Auch nach dem «Super Tuesday» ist im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten weiterhin alles offen. Biden (77) gewann in den Bundesstaaten Texas, North Carolina, Virginia, Alabama, Tennessee, Oklahoma, Minnesota, Arkansas und Massachusetts. Sanders (78) sagten Fernsehsender Siege in seinem Heimat-Bundesstaat Vermont, in Colorado, in Utah und in Kalifornien voraus. Alleine in Kalifornien werden 415 Delegiertenstimmen vorgeben – von insgesamt 1344, die bei den Vorwahlen am «Super Tuesday» in 14 Bundesstaaten zu holen sind.
Über ein Drittel der regulären Delegiertenstimmen vergeben
Am Dienstag wurde in 14 US-Bundesstaaten abgestimmt. Für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat beim Parteitag der Demokraten in Milwaukee (Wisconsin) braucht ein Bewerber eine Mehrheit von 1991 regulären Delegiertenstimmen – mehr als Drittel davon waren bei den Vorwahlen am Dienstag zu holen.
Der «Super Tuesday» war der wichtigste Tag im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten auf der Suche nach einem Herausforderer für Amtsinhaber Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl im November.
Bloomberg steigt aus
Der frühere Bürgermeister von New York, der Multimilliardär Michael Bloomberg, gab seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten auf. Bloomberg erklärte seinen Rückzug am Mittwoch in einer Mail an seine Anhänger und sprach dem Ex-US-Vizepräsidenten Joe Biden offiziell seine Unterstützung aus.
Nach dem «Super Tuesday» mit Vorwahlen in 14 Bundesstaaten bestehe für ihn rein rechnerisch keine Chance mehr, sich die Nominierung zu sichern, schrieb Bloomberg. Der richtige Kandidat sei Biden. Wenn er selbst im Rennen bleibe, würde es das Ziel, US-Präsident Donald Trump zu besiegen, nur erschweren, betonte er.
Der 78-Jährige schnitt bei den Vorwahlen in 14 Bundesstaaten am Dienstag enttäuschend ab, obwohl er Hunderte Millionen US-Dollar seines eigenen Vermögens in den Wahlkampf gesteckt hatte. Er holte sich nur den Sieg in einem US-Aussengebiet mit minimaler politischer Bedeutung, konnte aber keinen einzigen US-Bundesstaat für sich gewinnen.
Warren gewinnt nicht mal ihren Heimatstaat
Eine herbe Niederlage musste die Senatorin Elizabeth Warren (70) einstecken: Sie kam in ihrem Heimat-Bundesstaat Massachusetts nach Prognosen nur auf Platz drei. Die fünfte Bewerberin um das Präsidentschaftsrennen der Demokraten – die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard (38) – spielte am «Super Tuesday» keine Rolle.
Grosse Unterstützung der schwarzen Wähler für Biden
Biden kann auf starken Rückhalt bei schwarzen Wählern bauen und konnte am Dienstag teils spektakuläre Erfolge in mehreren südlichen Bundesstaaten einfahren. So lag er in Alabama Teilergebnissen zufolge bei mehr als 63 Prozent der Stimmen, Sanders kam dort auf gut 16 Prozent. In Virginia lag Biden demnach fast 30 Punkte vor Sanders.
Vor dem «Super Tuesday» hatte Sanders bei den Demokraten nach vier Vorwahlen in Führung gelegen. Auch in nationalen Umfragen steht er an der Spitze. Zuletzt hatte am Samstag allerdings Biden im südlichen Bundesstaat South Carolina deutlich gewonnen. Am Abend vor dem «Super Tuesday» hatte Biden zudem einen kräftigen Schub bekommen: Die ausgeschiedenen demokratischen Präsidentschaftsbewerber Pete Buttigieg, Amy Klobuchar und Beto O’Rourke riefen ihre Anhänger dazu auf, seine Kandidatur zu unterstützen. (awp/mc/pg)