Wolfsburg – Der Volkswagen-Konzern lässt die Corona-Krise zunehmend hinter sich und erhöht nach dem ersten Quartal seinen Gewinnausblick für das laufende Jahr. Trotz Belastungen aus Chipmangel und Pandemie fuhr VW dank steigender Verkäufe insbesondere teurerer Modelle und dank Kosteneinsparungen so viel operativen Gewinn ein wie vor der Krise vor zwei Jahren, wie das Dax-Unternehmen – am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Damit lag VW bereits deutlich über den für das Jahr angepeilten Zielen bei der operativen Marge – was das Management um Vorstandschef Herbert Diess bei aller Vorsicht zum Anlass nahm, die Ziele anzuheben.
Nun peilt VW im laufenden Jahr 5,5 bis 7,0 Prozent bei der am Kapitalmarkt viel beachteten Umsatzrendite an, bisher waren 5,0 bis 6,5 Prozent eingeplant. Analysten rechneten bisher schon mit Werten über 7 Prozent, doch VW bleibt auch angesichts der Unwägbarkeiten etwas vorsichtiger. Finanzvorstand Arno Antlitz sprach von einer «starken Performance». Im Blick behalten müsse man allerdings nach wie vor die Knappheit bei wichtigen Elektronik-Bauteilen: «Die Unterversorgung mit Halbleitern in der gesamten Industrie wird im zweiten Quartal voraussichtlich etwas deutlichere Auswirkungen haben als bisher.»
Die VW-Vorzugsaktie legte zum Handelsstart rund zwei Prozent zu, nachdem sie sich bereits am Vortag spürbar von der Schwäche der vergangenen Tage erholt hatte. Analyst George Galliers von Goldman Sachs schrieb, die Erhöhung der Prognose sei für ihn unerwartet gekommen, auch wenn die Anhebung vielleicht nicht gross ausfalle. Vor dem Hintergrund des Chipmangels sei das daher positiv zu werten. JPMorgan-Experte Jose Asumendi meinte, der Gewinnausblick sei angesichts Probleme in den Halbleiter-Lieferketten solide.
Unterm Strich stand bei VW von Januar bis März ein Gewinn von rund 3,4 Milliarden Euro – fast sieben Mal so viel wie im Vorjahresquartal, das bereits von ersten Pandemie-Folgen gezeichnet gewesen war. Ihren Umsatz konnten die Wolfsburger um etwa 13 Prozent auf 62,4 Milliarden Euro steigern. Die weltweiten Auslieferungen legten um mehr als ein Fünftel auf gut 2,4 Millionen Fahrzeuge zu. Insbesondere im grössten Einzelmarkt China zogen die Geschäfte an.
«Mit viel Momentum ins Jahr gestartet.»
Konzernchef Herbert Diess gab sich zuversichtlich, dass die Erholung nach der Viruskrise anhält: «Wir sind mit viel Momentum ins Jahr gestartet. Im weiteren Jahresverlauf ist noch viel von uns zu erwarten.» Operativ lief es schon im ersten Jahresviertel gut. Dank der Erholung der Autonachfrage in immer mehr Ländern wuchs der Ertrag der VW-Gruppe vor Zinsen und Steuern mit 4,8 Milliarden Euro auf mehr als das Fünffache – damit erreichte der Konzern wieder das Niveau aus der Vorkrisenzeit. Der Absatz von Elektro- und Hybridwagen beschleunigte sich, auch andere Hersteller meldeten hier besonders hohe Zuwächse.
Bei den einzelnen Konzernmarken stabilisierte sich die Lage im ersten Quartal ebenfalls. Die Kernsparte VW Pkw konnte ihr Ergebnis im laufenden Geschäft auf 900 Millionen Euro beinahe verdoppeln. Bei Audi sprang der Betriebsgewinn auf rund 1,4 Milliarden Euro, nachdem die Ingolstädter Tochter Anfang 2020 noch gerade eben so in den schwarzen Zahlen gelandet war. Porsche verbuchte ein Plus von gut 1,2 Milliarden Euro, vor einem Jahr war es weniger als die Hälfte. Die spanische Marke Seat sowie MAN schrieben weiter Verluste.
Ein wesentlicher Grund für die Gesamt-Verbesserungen im Konzern war der anziehende Absatz teurerer, gewinnträchtiger Modelle. Hinzu kamen veränderte Rohstoff-Bewertungen. Auch weitere Kostensenkungen unter anderem bei Personal und Verwaltung spielten eine Rolle – hier ergab sich allerdings auch ein «Restrukturierungsaufwand» von 400 Millionen Euro. Die Zahl der Beschäftigten hielt die VW-Gruppe im Vergleich zum Vorjahr konstant, bei der Kernmarke ist ein weiterer Stellenabbau über Vorruhestand und Altersteilzeit geplant. Vom Nettoergebnis entfielen gut 3,24 Milliarden Euro auf die Volkswagen-Aktionäre. (awp/mc/ps)