Wie der Zollkrieg USA-China anderen schadet
Kiel – Das Hochschaukeln der Zölle im gegenwärtigen Handelskrieg zwischen den USA und China verteuert auch Güter in anderen Ländern. Besonders betroffen sind die US-Handelspartner Kanada und Mexiko, aber auch die EU. Eine neue Studie zeigt, wie hoch diese indirekten Effekte der Zölle dank der Vernetzung der Länder über internationale Lieferketten ausfallen.
«Unsere Zahlen zeigen, dass auch andere Länder ein Interesse haben müssen, zur Beilegung des Streits beizutragen. Ausserdem bieten sie einen weiteren Beleg, dass China mehr zu verlieren hat als die USA, da es viel stärker als Zulieferer in internationalen Lieferketten eingebunden ist», sagt Holger Görg, Leiter des Kiel Centre for Globalization und Co-Autor der Studie „Friends like this: The Impact of the US-China Trade War on Global Value Chains“. Mexiko und Kanada haben alleine durch US-Zölle auf chinesische Produkte den Berechnungen zufolge zusätzliche Lasten in der Höhe von jeweils gut 500 beziehungsweise über 650 Mio Dollar zu tragen. Die EU als Ganzes ist noch härter getroffen: Rund eine Milliarde Dollar fallen an zusätzlichen Zollkosten an.
Auswirkungen auf Drittländer
Indirekte Effekte des Handelskriegs entstehen vor allem, weil mit Importzöllen belegte Produkte in den USA beziehungsweise China als Vorprodukte weiterverarbeitet und dann wieder in dritte Länder exportiert werden, wo die Zölle sich in verteuerten Produkten niederschlagen. Diese Länder erleiden damit ebenfalls einen Wohlstandsverlust durch den Zollkrieg zwischen den USA und China. Über mehrere Exportschritte können sich diese Zölle auch kumulieren. Die Studie unternimmt erstmals den Versuch, diese über Lieferketten übertragenen Zolleffekte über Handels- und Input-/Output-Daten zu bemessen.
Die Daten zeigen, dass vor allem die US-Zölle auf chinesische Produkte sich auf Drittländer auswirken. Denn sie betreffen häufiger Vorprodukte, während US-Exporte nach China seltener noch einmal weitergehandelt werden. Deshalb ist zum Beispiel Mexiko stark betroffen, das mit US-Zöllen belastete Vorprodukte weiterverarbeitet, bevor es die Endprodukte in die USA exportiert. Vor allem die chemische Industrie, die Elektroindustrie und die Fahrzeugproduktion der wichtigsten US-Handelspartner Mexiko und Kanada spüren die höheren Zölle stark, da diese Branchen von importierten Vorprodukten unter anderem aus China abhängen.
Die Zölle Chinas auf US-Produkte wirken sich vergleichsweise weniger über indirekte Zölle aus. So sind hier bei den weltweiten Importen am stärksten die USA selbst (325 Mio. US-Dollar) sowie die EU (126 Mio. US-Dollar) betroffen. Andere Länder haben indirekte Zolleffekte von unter 100 Mio. US-Dollar.
IfW-Experte Görg: „Die Studie zeigt, dass Drittländer es sich nicht leisten können, als scheinbar Unbeteiligte dem Zollkrieg nur vom Seitenrand aus zuzuschauen. Durch die starke Verflechtung in internationalen Lieferketten sind sie selbst auch betroffen und müssen erhebliche zusätzliche Kosten in Kauf nehmen, die sowohl Unternehmen als auch Konsumenten treffen. Es gibt also einen starken wirtschaftspolitischen Anreiz für Drittländer, eine Vermittlerrolle einzunehmen und auf eine Einigung zwischen den USA und China hinzuarbeiten.“ (mc/pg)