Berlin – Trotz eines trägeren Geschäfts hat der Online-Modehändler Zalando im vergangenen Quartal dank Kostenkontrolle operativ mehr verdient als gedacht. Die Konzernführung nahm die jüngste Entwicklung zum Anlass, die Jahresziele zu konkretisieren. Dabei dürfte sich der operative Gewinn ein Stück weit besser entwickeln als bislang in Aussicht gestellt.
Wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Berlin mitteilte, verdoppelte sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu auf knapp 145 Millionen Euro. «In einem temporär herausfordernden Umfeld im Einzelhandel wollen wir in den Bereichen Logistik und Marketing nachhaltig die Effizienz steigern», sagte Finanzchefin Sandra Dembeck.
Grössere Bestellungen
So seien die Firmenkosten pro Bestellungen gesunken, wie das Unternehmen mitteilte. Kunden warfen mehr Kleidungsstücke und Accessoires in den digitalen Warenkorb, was zu geringeren Ausgaben in der Logistik führte. Zudem hätten «gezielte Marketingmassnahmen» ihren Teil beigetragen. Unter dem Strich verdiente Zalando im zweiten Quartal 56,6 Millionen Euro nach 14 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
JPMorgan-Analystin Georgina Johanan kommentierte in einer ersten Reaktion, einige Investoren dürften sich bei der Gewinnprognose für das Gesamtjahr eine leicht optimistischere Aussage erhofft haben. Allerdings dürfte die Zalando-Führung sich beim Ausblick einen gewissen Spielraum für steigende Werbeausgaben im zweiten Halbjahr gelassen haben, mit denen um eine höhere Aufmerksamkeit buhlen kann. Zudem kritisierte sie den Kundenabfluss im zweiten Quartal.
Umsatz fällt um 2,5 Prozent
Denn umsatzseitig lief es für Zalando eher mau. So fiel der Umsatz der drei Monate bis Ende Juni um 2,5 Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro. Gegenwärtig haben Unternehmen stark an der Konsumflaute infolge der Inflation zu kämpfen. Menschen achten besonders stark darauf, was sie sich leisten können.
Neue Partnerschaften
Obwohl das Geld bei den Kunden alles andere als locker sitzt, reagierte Zalando mit neuen Partnerschaften. So sei der Sportbereich mit bekannten Namen wie Lululemon und Hoka erweitert worden, während das Unternehmen seine Beziehungen zu Kosmetikherstellern wie Lancome und Shiseido ausgebaut habe. Zalando wolle sich weiter auf den Premium-Marken fokussieren, machte Co-Konzernchef Robert Gentz in einer Telefonkonferenz mit Journalisten klar.
Für das laufende Jahr blickt die Konzernführung nun etwas optimistischer auf die operative Gewinnentwicklung, wenngleich die für den Umsatz vorsichtiger wird. So soll das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2023 nun 300 bis 350 Millionen Euro erreichen, nachdem das untere Ende der Spanne bisher 280 Millionen Euro gelautet hatte. Damit läge das operative Ergebnis deutlich höher als 2022, aber weiter unter dem Wert von vor zwei Jahren.
Infolge der andauernden Konsumflaute rechnet das Management dabei, dass nur die untere Hälfte des angepeilten Wachstums des Bruttowarenvolumens (GMV) von 1 bis 7 Prozent erreicht wird. Der Umsatz dürfte gegenüber dem Vorjahr entweder fast stagnieren oder gar leicht rückläufig sein. (awp/mc/pg)