Zalando-Vorstand Rubin Ritter.
Berlin – Der Online-Modehändler Zalando wächst rasant und nimmt dafür auch Verluste in Kauf. Erhöhte Ausgaben fürs Marketing, Kosten für eine schnellere Belieferung sowie hohe Investitionen in die Technologie drückten den MDax-Konzern im dritten Quartal in die roten Zahlen. Auch für das Gesamtjahr traut sich Zalando nun weniger Ergebnis zu als ursprünglich angenommen. Dafür soll der Umsatz 2015 stärker steigen als gedacht. Zur Börseneröffnung in Frankfurt verlor die Aktie über 7 Prozent.
Nach ersten Berechnungen legten die Erlöse zwischen Juli und September um 41 bis 43 Prozent auf 707 bis 717 Millionen Euro zu, wie Zalando in der Nacht zu Donnerstag mitteilte. Dies ist deutlich mehr als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Dafür rutschte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ins Minus. Am Ende dürfte sich der operative Verlust auf 18 bis 32 Millionen Euro belaufen. Im Vorjahr hatte der Konzern an gleicher Stelle einen Gewinn von 4 Millionen Euro erzielt.
Bündel an Ausgaben
Zalando hatte im dritten Quartal ein ganzes Bündel an Ausgaben zu verkraften. Geld fliesst beispielsweise derzeit in eine schnellere Belieferung, wie ein Sprecher erklärte. Derzeit testet Zalando an einigen Orten die Zustellung noch am selben Tag, aber auch insgesamt will der Konzern zügiger liefern. «Wir versuchen derzeit die Lieferzeit auf einen Tag zu drücken», sagte der Sprecher. Wegen des gestiegenen Ordervolumens musste der Konzern zudem die Kapazität in seinen Logistikzentren erhöhen.
Da inzwischen viele Bestellungen über mobile Endgeräte wie Smartphones erfolgen, bewarb Zalando auch seine App stärker. Zudem hatte der Konzern geringere Einnahmen aus Inkasso-Verfahren. Dies waren noch die Nachwirkungen aus den Betrugsfällen, mit denen Zalando im ersten Halbjahr zu kämpfen hatte.
Die Einbussen beim Ergebnis habe Zalando billigend hingenommen, betonte Zalando-Vorstand Rubin Ritter. «Im dritten Quartal hatten wir die Möglichkeit, ganz bewusst Wachstumschancen zu nutzen, um unsere Umsatzziele zu übertreffen», sagte er laut Mitteilung. Ziel sei zwar weiterhin profitables Wachstum, «aber wir sind gewillt, kurzfristige Einbussen bei der Profitabilität in Kauf zu nehmen, um Wachstum zu beschleunigen und Marktanteile zu gewinnen.»
Analysten überrascht
Analysten zeigten sich vom Verlust im dritten Quartal überrascht, denn die meisten hatten mit einem Gewinn gerechnet. Nicht alle beurteilten das jedoch negativ. Die Investitionen in Technologie und Kundenzufriedenheit dürften sich langfristig auszahlen und Zalando einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, schrieb Christopher Sandner von Mainfirst in einer ersten Einschätzung. Auch die Experten von Jefferies äusserten sich positiv: Zalando sei auf dem besten Weg, die Erwartungen für das Gesamtjahr zu übertreffen.
Die Prognose für den Umsatz hoben die Berliner für das Gesamtjahr erneut an. Die Konzernerlöse sollen nun um 33 bis 35 Prozent zulegen. Zuletzt hatte Zalando im Sommer ein Plus von 28 bis 31 Prozent in Aussicht gestellt. Im Gegenzug schraubte das Unternehmen allerdings seine Erwartungen an die bereinigte Ebit-Marge von vormals 4,5 auf 3 bis 4 Prozent herunter. Seinen vollständigen Quartalsbericht will der Onlinehändler am 12. November vorlegen. (awp/mc/upd/ps)