Berlin – Der Onlinemodehändler Zalando wird von den anhaltenden Investitionen in weitere Kundenangebote und den Ausbau seiner Logistik gebremst. Durch die höheren Kosten dürfte der bereinigte operative Gewinn im zweiten Quartal nach ersten Berechnungen nur 80 bis 86 Millionen Euro betragen, wie der MDax-Konzern am Dienstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt aber mit 91 Millionen Euro gerechnet. Im Vorjahr hatte Zalando 81 Millionen Euro verdient.
«Wir wollen die Firma vom Umsatzvolumen her in den nächsten Jahren verdoppeln und müssen daher investieren», sagte Zalando-Vorstand Rubin Ritter der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Zalando baut derzeit parallel vier Logistikstandorte in Europa auf und bastelt an seiner Plattform, die auch andere Marken für eigene Online-Shops nutzen können. Hinzu kommen immer mehr Dienstleistungen und Kundenbindungsprogramme.
Premiumprogramm «Zalando Zet»
Parallel zu den Zahlen gab der Konzern den Start seines Programms «Zalando Zet» bekannt. Das Angebot richte sich an Kunden, die eine hohe Bestellfrequenz haben, sagte Ritter. Wer sich registriert, bekommt frühzeitigen Zugang zu Rabattaktionen, kann mit Stylisten chatten und bekommt seine Bestellung noch am gleichen Tag geliefert und auf Wunsch auch wieder abgeholt, falls etwas zurück gehen soll.
Das Programm wird in Berlin, Leipzig, Frankfurt und Hannover an ausgewählten Kunden getestet und ist zunächst kostenlos. Mitglieder, die den Service dauerhaft nutzen wollen, müssen 19 Euro pro Jahr bezahlen.
«Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Zalando ‹Amazon Prime› kopiert», schrieb Baader-Bank-Analyst Volker Bosse in einem Kommentar. Der US-Riese ist mit seinem Kundenbindungsprogramm schon seit Jahren erfolgreich und dringt immer weiter auf das Modeterrain vor. Bosse sieht Zalando dennoch insgesamt auf Kurs, auch wenn die Zahlen zum zweiten Quartal schwächer als allgemein erwartet ausgefallen seien, wie er schreibt.
An der Börse ging es für die Zalando-Aktie im frühen Handel um knapp 7 Prozent bergab. Für Enttäuschung sorgte die bereinigte operative Marge, die angibt wie viel Ergebnis vom Umsatz beim Unternehmen hängen bleibt. Diese sank im zweiten Quartal von 8,8 Prozent auf 7,3 bis 7,8 Prozent. Im Gesamtjahr soll sie zwischen 5 und 6 Prozent liegen.
Bergauf ging es hingegen mit dem Umsatz, der um rund 20 Prozent auf etwa 1,1 Milliarden Euro kletterte. Für 2017 peilt der Konzern ein Wachstum zwischen 20 und 25 Prozent an. Die endgültigen Zahlen will Zalando am 10. August vorlegen. (awp/mc/upd/ps)