Berlin – Der Onlinehändler Zalando will nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr seine Profitabilität deutlich verbessern. Dazu beitragen soll ein Sparprogramm, das auch den Abbau hunderter Stellen beinhaltet. Die Wachstumsaussichten stuft das über die Jahre mit zweistelligen Zuwachsraten verwöhnte Unternehmen für 2023 jedoch noch als verhalten ein. Im vergangenen Jahr litt Zalando – zuvor noch der Gewinner in der Corona-Krise – unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Investoren zeigten sich am Dienstag zunächst zufrieden mit den Aussagen zur Profitabilität und schickten die Aktie an die Spitze des Dax.
Das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) solle in laufenden Jahr auf 280 Millionen bis 350 Millionen Euro steigen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Berlin mit. Dabei kalkuliert das Management bereits Effizienzgewinne aus dem im Februar angekündigten Programm ein, das auf eine Vereinfachung der Struktur zielt und über die Jahre aufgebaute Komplexität aus dem Konzern nehmen soll. Wie viele Stellen genau dem angekündigten Abbau zum Opfer fallen sollen, wollte Zalando nicht sagen, da die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern gerade erst begonnen hätten.
Die Nachfrage der Verbraucher bleibe schwer vorherzusagen, erläuterte das Management um die beiden Co-Vorsitzenden Robert Gentz und David Schneider. So prognostiziert das Unternehmen eine Umsatzentwicklung zwischen minus einem und plus vier Prozent. Das Bruttowarenvolumen soll um ein bis sieben Prozent steigen. Mittelfristig will das Unternehmen beim Bruttowarenvolumen wieder zu prozentual zweistelligen Wachstumsraten zurückzukehren. Vorrang hat jedoch zunächst die Profitabilität: So zeigte sich der Vorstand zuversichtlich, dass sich das Unternehmen bis 2025 dem oberen Ende des avisierten Margenziels von drei bis sechs Prozent «nähern» wird.
Aktie legt zu
Die Zalando-Aktie legte am Vormittag noch um knapp fünf Prozent zu und war damit stärkster Gewinner im Dax. Mit dem Kurssprung setzte die Aktie ihre Erholung der vergangenen Tage fort, nachdem sie von Anfang Februar bis Anfang März um bis zu rund ein Fünftel gefallen waren.
Ein Aktienhändler vermutete, einige Anleger konzentrierten sich wohl auf die Margenentwicklung bis zum Geschäftsjahr 2025. Auch UBS-Analyst Sreedhar Mahamkali beurteilte die Aussagen zur Gewinnentwicklung als die wohl spannendsten. Dagegen hält er die kurzfristigen Wachstumsaussichten für eher mau. Die avisierte Entwicklung des Bruttowarenwerts liege selbst im günstigsten Fall unter der Markterwartung. Das Gleiche gelte für die Umsatzprognose.
Eine vom Unternehmen in Aussicht gestellte mittelfristige Rückkehr zu einem prozentual zweistelligen Wachstum des Bruttowarenwerts sei mit Blick auf das kommende Jahr nicht sicher, notierte zudem Georgina Johanan von JPMorgan.
Mehr Kunden kaufen weniger
Im vergangenen Jahr hatte Zalando die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren bekommen, auch wenn die Zahl der aktiven Kunden zunahm. So stagnierte der Umsatz bei gut 10,3 Milliarden Euro, wie Zalando weiter mitteilte. Der bereinigte operative Gewinn lag mit rund 185 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von gut 468 Millionen Euro, als Zalando noch stark von der Einkauflust der Konsumenten während der Corona-Pandemie profitiert hatte.
Unterdessen sass Zalando wie der Rest der Branche auf hohen Lagerbeständen und musste sie mit Rabatten losschlagen. Unter dem Strich verdiente Zalando 16,8 Millionen Euro nach knapp 235 Millionen im Vorjahr. Mit den Zahlen erreichte das Unternehmen wie angekündigt das untere Ende seiner Prognose.
Im Schlussquartal – das mit seinem Weihnachtsgeschäft und den dazugehörigen Aktionstagen als wichtigster Zeitraum für den Handel gilt – erreichte Zalando mit rund zwei Prozent nur ein leichtes Umsatzwachstum. Der bereinigte operative Gewinn sank von 181 Millionen auf 146 Millionen Euro. JPMorgan-Analystin Johanan kritisierte, die Profitabilität im Schlussquartal habe die Erwartungen deutlich verfehlt. (awp/mc/ps)