ZEW-Index signalisiert Konjunktur-Wendepunkt
ZEW-Präsident Wolfgang Franz.
Mannheim – Die Rezessionsrisiken in Deutschland haben sich mit einer abermals kräftigen Stimmungsaufhellung unter deutschen Finanzexperten spürbar verringert. Nachdem die ZEW-Konjunkturerwartungen bereits zu Jahresbeginn stark gestiegen waren, legten sie im Februar abermals deutlich zu. Ökonomen werteten die jüngsten Umfrageergebnisse des Mannheimer Instituts als klares Signal für einen Wendepunkt in der Konjunktur. Nach einem schwachen Schlussquartal 2011 dürfte die deutsche Wirtschaft bald wieder wachsen, hiess es von mehreren Bankvolkswirten.
Im Februar stiegen die Konjunkturerwartungen um 27,0 Punkte auf plus 5,4 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag mitteilte. Von dpa-AFX befragte Volkswirte hatten zwar mit einer Aufhellung gerechnet, allerdings mit einem wesentlich schwächeren Plus auf lediglich minus 10,8 Punkte. Laut Postbank ist der ZEW-Index seit Jahresbeginn so stark wie noch nie in einem Zweimonatszeitraum gestiegen. Die Lagebeurteilung verbesserte sich im Februar ebenfalls klar um 11,9 Punkte auf 40,3 Zähler.
ZEW-Index wieder positiv
Mit dem jüngsten Anstieg liegen die Konjunkturerwartungen erstmals seit Mai 2011 wieder im positiven Wertebereich. Höher hatte der Indikator zuletzt einen Monat früher im April des vergangenen Jahres notiert. Das ZEW kommentierte, die aktuelle konjunkturelle Delle in Deutschland dürfte sich damit nicht verfestigen. Im Schlussquartal 2011 war die deutsche Wirtschaft erstmals seit de schweren Rezession 2009 wieder geschrumpft, was Ängste vor einer abermaligen Rezession ausgelöst hatte.
Hoffnung auf stabilere Weltkonjunktur
Das ZEW verweist zudem auf zuletzt überwiegend robuste Frühindikatoren aus den USA, die auf eine stabilere Weltkonjunktur hoffen liessen. «Auch dürften Fortschritte bei den Verhandlungen Griechenlands mit seinen Gläubigern die Unsicherheit in der Eurozone reduziert haben.» Das Umfrageergebnis nähre die Hoffnung, dass sich die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder im Aufwind befinde, sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Stützpfeiler werde angesichts des robusten Arbeitsmarkts die Binnennachfrage bleiben. «Wichtig bleibt indessen die Lösung der Krise im Euroraum.»
Ökonomen auch für Eurozone erforderlich
Auch Bankvolkswirte gaben sich zuversichtlich: «Der Sinneswandel bei den Wachstumsperspektiven seit dem Jahreswechsel ist schon sehr bemerkenswert», hiess es bei der Postbank. In den Monaten zuvor war der ZEW-Index wegen der Schuldenkrise regelrecht eingebrochen. «Insgesamt weisen die deutlichen Anstiege darauf hin, dass die Rezessionsrisiken inzwischen wesentlich geringer eingeschätzt werden als noch vor wenigen Wochen.»
Für die Eurozone ergibt sich ein ähnliches Bild wie für Deutschland: Hier verbesserten sich die Konjunkturerwartungen ebenfalls stark um 24,4 Punkte auf minus 8,1 Zähler. Die Lageeinschätzung stieg um 2,7 Punkte auf minus 49,1 Zähler. Nicht nur die deutsche, auch die Euro-Wirtschaft sollte sich ab dem Frühjahr deutlich beleben, kommentierte die Postbank die Zahlen. (awp/mc/pg)