Aushebung von Terroristenzelle verstärkt Angst in Paris

Aushebung von Terroristenzelle verstärkt Angst in Paris

Saint-Denis – In Frankreichs Hauptstadt hält die Angst vor neuen Terroranschlägen an. Ein Grosseinsatz von Anti-Terror-Einheiten vor den Toren von Paris hob eine mutmassliche Terroristenzelle aus. Deutschland stufte die Bedrohungslage für Europa als sehr ernst ein.

In einem fast siebenstündigen Einsatz von Spezialeinheiten in der Pariser Vorstadt Saint-Denis nahm die Polizei am Mittwoch acht Verdächtige fest. Gleich zu Beginn der um 4.20 Uhr begonnenen Aktion sprengte sich eine Frau selber in die Luft. Ein weiterer mutmasslicher Terrorist wurde erschossen, wie Staatsanwalt François Molins bekanntgab.

Drahtzieher des Anschlags weiter auf der Flucht
Der Anti-Terror-Einsatz galt dem mutmasslichen Drahtzieher der Anschläge vom Freitag, Abdelhamid Abaaoud. Dieser sei nicht unter den Festgenommenen, sagte Molins an einer Medienkonferenz am Mittwochabend. Auch der international gesuchte Terrorverdächtige Salah Abdeslam sei nicht darunter. Die Identität der Getöteten werde noch ermittelt, sagte der für Terrorismus zuständige oberste Staatsanwalt.

Terroristengruppe plante möglicherweise Anschlag auf Geschäftsviertel La Défense
Paris ist womöglich einem weiteren Terroranschlag entgangen. Die in Saint-Denis überwältigte Gruppe sei bereit gewesen zu Aktionen, sagte Molins. «Eine neue Gruppe Terroristen wurde neutralisiert und mit Blick auf ihre Bewaffnung, ihre strukturierte Organisation und ihre Entschlossenheit deutet alles darauf hin, dass dieses Kommando zur Tat schreiten konnte.»

Polizei-Insider sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die ausgehobene mutmassliche Terroristengruppe stehe im Verdacht, einen Anschlag auf das Pariser Geschäftsviertel La Défense geplant zu haben.

Fast 180 Personen dingfest gemacht
Frankreichs Präsident François Hollande forderte die Staatengemeinschaft auf, ihre unterschiedlichen nationalen Interessen zurückzustellen und gemeinsam die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu bekämpfen. Diese hatte sich zu den Angriffen am Freitag auf eine Konzerthalle, mehrere Bars und das Pariser Nationalstadion bekannt.

Nach den Attentaten mit 129 Toten hatte Hollande das Land in den Ausnahmezustand versetzt. Seither hatten die französischen Ermittler 414 Hausdurchsuchungen durchgeführt. 60 Personen seien in Gewahrsam und 118 weitere unter Hausarrest genommen worden, teilte Innenminister Bernard Cazeneuve mit. Zudem seien 75 Waffen seien beschlagnahmt worden.

«Wirklich ernst»
Neben Frankreich ergriffen auch andere europäische Länder Massnahmen. So hatte Deutschland am Dienstagabend das Fussball-Länderspiel Deutschland-Niederlande kurz nach Stadioneinlass abgesagt. Die deutsche Regierung erörterte am Mittwoch die Sicherheitslage und diesen Entscheid. Innenminister Thomas de Maizière sprach von einer «wirklich ernsten» Bedrohungslage.

Schweden hob die Terrorismus-Warnstufe auf das zweithöchste Niveau. Anlass dazu seien «konkrete Informationen», erklärte die Polizei. In der Schweiz rief Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga dazu auf, wirksame und nötige Massnahmen zu ergreifen und nicht in Aktivismus zu verfallen. Für eine direkte Bedrohung der Schweiz liegen laut Sommaruga derzeit keine Informationen vor.  (awp/mc/pg)

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