Summit – Der US-Pharmakonzern Celgene bleibt im Kaufrausch. Nur knapp zwei Wochen nach der Übernahme des Krebsspezialisten Impact Biomedicines hat das Management um Konzernchef Mark Alles einen weiteren Milliardendeal besiegelt: Celgene schnappt sich seinen Kooperationspartner Juno Therapeutics, an dem der Konzern bereits Anteile besass, nun komplett. Dafür greifen die Amerikaner tief in die Tasche und lassen 87 Dollar je Aktie oder rund 9 Milliarden Dollar in bar springen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Der Kauf wird damit zu einer der grössten Übernahmen in der Unternehmensgeschichte.
Über den sich anbahnenden Zukauf war an der Börse bereits in der vergangenen Woche nach einem entsprechenden Medienbericht spekuliert worden. Die Juno-Aktie war daraufhin rasant in die Höhe geschnellt und hatte am Freitag bei knapp 68 Dollar geschlossen. Damit liegt das Angebot rund 30 Prozent über dem letzten Schlusskurs und mehr als 90 Prozent über dem Kurs vor Aufkommen der Spekulationen. Am Montag kletterte sie vorbörslich um gut 27 Prozent auf 86,22 Dollar. Bei der Celgene-Aktie wiederum deutete sich ein Minus von rund einem Prozent an.
Bereits bestehende Partnerschaft in Krebsforschung
Die beiden Firmen Celgene und Juno sind bereits seit 2015 eng durch eine Partnerschaft in der Krebsforschung miteinander verbunden. Mit einem Anteil von zuletzt zehn Prozent war Celgene bereits grösster Aktionär bei Juno. Die Komplettübernahme, die bereits durch die Führungsspitzen beider Unternehmen abgesegnet sei, soll im ersten Quartal abgeschlossen sein. Celgene will den Kauf über eigenes und neu aufgenommenes Fremdkapital finanzieren.
Celgene erhofft sich durch den Zukauf einen deutlichen Umsatzbeitrag bis 2020. Der Konzern bekommt nun Zugriff auf ein Unternehmen, das nach Einschätzung von Experten auf der Suche nach neuartigen Therapien gegen Krebs teils weit fortgeschritten ist. Juno forscht unter anderem an der Car-T-Zelltherapie, die als vielversprechendes Wachstumsfeld gilt. Konkurrenten ist bereits im vergangenen Jahr auf diesem Gebiet der Durchbruch gelungen: Als erster Anbieter erhielt der Schweizer Pharmariese Novartis im Sommer für sein Mittel Kymriah die Zulassung. Im Oktober bekam dann Kite Pharma für seine Therapie grünes Licht.
Erst kurz zuvor war auch Kite aufgekauft worden: Die Übernahme durch den US-Konzern Gilead für 12 Milliarden Dollar sorgte für Spekulationen, dass auch andere Unternehmen aus dem Bereich zum Objekt der Begierde werden könnten. So forscht etwa das deutsche Biotech-Unternehmen Medigene an einer ähnlichen, aber noch weiterreichenden Krebsimmuntherapie mit T-Zellrezeptoren (TCRs), über der auch die Forscher bei Juno brüten.
Hoffen auf Blockbuster
Celgene und Juno lenken nun ihre Hoffnungen auf ein Medikament, das sich derzeit unter der Bezeichnung JCAR017 in der Prüfphase zur Behandlung von Patienten mit einer bestimmten Blutkrebsform, dem grosszelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) befindet. Der Konzern erwartet nach eigenen Angaben die Zulassung des Mittels im Jahr 2019 und hofft, in der Spitze mit dem Mittel jährlich 3 Milliarden Dollar erzielen zu können.
Solche zusätzlichen Einnahmen kann Celgene gut gebrauchen. Wegen des Patentauslaufs des wichtigen Krebsmittels Revlimid drohen Erlösrückgänge. Solche Lücken werden in der Branche, kommt absehbar kein neuer Kassenschlager aus dem eigenen Haus, oft durch Zukäufe andernorts wieder aufgefüllt. Im vergangenen Jahr hatte Celgene nach einem Rückschlag in einer Studie für ein Medikament gegen die entzündliche Darmkrankheit Morbus Crohn seine Gewinnziele für 2020 gekappt. Diese Ziele hätten auch nach der Übernahme von Juno Therapeutics weiter Bestand, teilte der Konzern nun mit. (awp/mc/ps)