Don Mattrick, CEO Zynga.
New York – Dem Spiele-Entwickler Zynga , der mit Online-Games wie «Farmville» gross wurde, laufen die Nutzer davon. Im zweiten Quartal zogen die Spiele des Unternehmens 187 Millionen aktive Nutzer im Monat an. Das waren 39 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und gut ein Viertel weniger als noch im ersten Vierteljahr.
Die Abwanderung schlug sich auch in den Geschäftszahlen nieder. Der Umsatz brach im Jahresvergleich um 31 Prozent auf 230,7 Millionen Dollar ein, wie Zynga nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte. Das Unternehmen verbuchte rote Zahlen von 15,8 Millionen Dollar nach einem Verlust von 22,8 Millionen vor einem Jahr. Die Aktie fiel nachbörslich um rund 15 Prozent.
500 Mitarbeiter entlassen – CEO Pincus abgelöst
Zynga war einst mit Facebook -Spielen wie «Farmville» oder «Cityville» sehr erfolgreich, schaffte es jedoch nicht, mit neuen Hits daran anzuknüpfen. Inzwischen haben die Zynga-Games auch beim weltgrössten Online-Netzwerk an Popularität verloren, während viele Spieler zu Konkurrenz-Angeboten abgewandert sind. Zynga hatte vor kurzem mehr als 500 Mitarbeiter entlassen und Gründer Marc Pincus an der Spitze durch Xbox-Chef Don Mattrick ersetzt. Unter seiner Regie war Microsofts Xbox zur marktführenden Spielekonsole geworden.
Mattrick setzt jetzt erste eigene Akzente: Zynga zog den Antrag auf eine Glücksspiel-Lizenz in den USA zurück. Die grössten Chancen lägen in kostenlosen Social Games, hiess es – das ist das bisherige Kerngeschäft. Mattrick kündigte an, er werde in den kommenden drei Monaten die Firmenstruktur und die heutigen Spiele auf den Prüfstand stellen. «In unserem Geschäft gibt es immer mehr Möglichkeiten, aber wir verpassen das Wachstum der Plattformen bei Apple , Google und Facebook», räumte Mattrick ein.
Anschluss an Smartphones und Tablets verpasst
Pincus setzte massiv auf das Glücksspiel, um das Steuer herumzureissen. Jetzt hiess es, man werde zunächst einmal den ersten Test in dem Bereich in Grossbritannien beobachten. Von den monatlichen Zynga-Nutzern greifen rund 129 Millionen auf Web-Games zu und etwa 57 Millionen auf die mobilen Varianten. Diese Verteilung gibt einen Hinweis auf den Ursprung der Zynga-Probleme: Während immer mehr Menschen auf Smartphones und Tablets spielen, konnte Zynga sie nicht begeistern.
Das Unternehmen war sich des Problems im mobilen Bereich zwar bewusst, doch die teure Übernahme des Spiele-Studios OMGPOP, die es lösen sollte, machte die Lage nur schlimmer. Zynga kaufte die kleine Firma auf dem Höhepunkt des Erfolgs des Spiels «Draw Something». Entsprechend hoch fiel der Kaufpreis mit 180 Millionen Dollar aus. Doch schon kurz nach der Übernahme verging den Spielern die Lust am Bilderraten, die Nutzerzahlen brachen ein. Im Juni wurde das New Yorker Studio als Teil der Sparmassnahmen geschlossen. (awp/mc/ps)