von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Bonvin, es hört sich im März in der Schweiz seltsam an – aber an der Alaïa Bay in Sion läuft bereits in die Surfsaison. Wie warm ist das Wasser in der 8500 m2 grossen Outdoor-Lagune?
Adam Bonvin: Die Surfsaison beginnt immer sehr früh und sollte nach Meinung einiger regelmässiger Surfer von Alaïa Bay gar nicht aufhören (lacht). Allerdings müssen wir noch unsere jährliche Wartung des Pools und der Wellenmaschine machen. Das dauert ungefähr sechs Wochen. Wenn wir im März wieder öffnen, ist die Wassertemperatur ziemlich kalt und schwankt zwischen 5 und 10°C, abhängig vom Wetter, der Lufttemperatur und der Sonneneinstrahlung. Aber im Wallis ist es ja eigentlich immer sonnig (lacht). Je näher wir dem Sommer kommen, desto mehr Sonnenstunden bekommen wir und desto wärmer wird das Becken.
Alaïa Bay wurde vor gut zwei Jahren für die Öffentlichkeit freigegeben…
Ja, übrigens als allererstes Wellenbad auf dem europäischen Festland. Die Infrastruktur umfasst eine Surfschule, einen Surfshop von Boardriders, ein Restaurant (Twin Fin) mit einer herrlichen Terrasse mit Blick auf den Pool und die Berge sowie eine Surf-Fabrik. Egal, ob du ein Profi-Surfer oder ein absoluter Anfänger bist, unsere 20 Surftrainer helfen dir, die wichtigsten Regeln für eine Session im Pool zu entdecken und bringen dir bei, wie man richtig surft, wenn du noch nie gesurft hast.
Welche Bilanz können Sie nach zwei Saisons ziehen?
Wir sind mehr als zufrieden! Es war nicht abzusehen, dass dieses Projekt ein sofortiger Erfolg werden würde. Aber die Schweiz hat eine grosse Gemeinschaft von Surfern – laut dem Bundesamt für Statistik mehr als 45’000 – und die meisten von ihnen sind froh, regelmässig hierzulande surfen zu können, ohne stundenlang ans Meer fahren zu müssen. Natürlich hat jedes Jahr seine Herausforderungen: 2021 war Covid noch ein grosses Thema und wir mussten die Eröffnung einer solchen Anlage mit der Umsetzung verschiedener Massnahmen bewältigen.
Letztes Jahr dann hatten wir leider Probleme mit dem Schutzharz des Pools und mussten im Frühjahr zwei Mal schliessen. Aber trotz dieser Situationen konnten wir viele Surfer aus der Schweiz und der ganzen Welt willkommen heissen. Viele, die einmal bei Alaïa Bay gesurft haben, werden zu regelmässigen Surfern. Ausserdem sind wir eine sehr wichtige touristische Einrichtung im Wallis geworden.
«Die Rückmeldungen sind einhellig: Es ist das perfekte Trainingsgelände.»
Adam Bonvin, Co-Founder Alaïa SA
Alaïa Bay hat weltweit Schlagzeilen gemacht. Wie war resp. ist das Feedback der Surfer-Community?
Das Feedback ist sehr positiv. Im Allgemeinen ist es ziemlich selten, dass man in einer Stunde so viele Wellen erwischt. Die Qualität, die Regelmässigkeit und die Vielfalt der Wellen sind beeindruckend und ermöglichen es allen Surfern, Fortschritte zu machen und Leistung zu bringen. Wir haben mehrere internationale Surferverbände empfangen, neben der Schweiz auch aus Frankreich, Norwegen oder Grossbritannien. Die Rückmeldungen sind einhellig: Es ist das perfekte Trainingsgelände. Natürlich wird es niemals das Meer, den Sand und die salzige Brise ersetzen. Aber es ist das perfekte Werkzeug, um zu lernen und Fortschritte zu machen. Für die Schweizer Surfer ist es definitiv ein Vorteil, dass sie regelmässiger surfen können.
Surfen bringt man nicht in erster Linie mit einem Binnenland in Verbindung und schon gar nicht mit einem künstlichen Becken und einer Aussicht auf schneebedeckte Berge. Wie kamen Sie auf die Idee, eine solche Infrastruktur zu schaffen?
Als Kind, das im Wallis geboren und in Crans-Montana aufgewachsen ist, bin ich jeden Winter in den Bergen Ski gefahren. Im Sommer habe ich Wakeboarding und Wake-Surfing betrieben. Als ich mit 15 Jahren das Surfen entdeckte, habe ich mich sofort in diesen Sport verliebt. Ich liebe es, im Wasser zu sein und Wellen zu erwischen, das ist ein unglaubliches Gefühl, ähnlich wie beim Skifahren oder Snowboarden. Aber als Schweizer ist es schwierig, diesen Sport das ganze Jahr über auszuüben. Ausser in Flüssen und auf dem See, in wenigen oder seltenen Fällen, kann man nicht wirklich surfen.
Als ich dann die Wellenbad-Technologie entdeckte, dachte ich sofort, dass es toll wäre, das ganze Jahr über in der Schweiz surfen zu können. Nach einer Diskussion mit einer Gruppe von Freunden und meinen Eltern beschloss ich, das Projekt «Alaïa» zu lancieren, um das Actionsportangebot in der Schweiz zu entwickeln. Die Realität ist, dass es in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern nur sehr wenige Orte gibt, an denen man Skateboarding, Scootering, Freestyle-Skiing/Snowboarding oder Surfen trainieren kann. Die Idee war, verschiedene Einrichtungen zu schaffen, um der jungen Generation die Möglichkeit zu geben, diese Sportarten regelmässiger auszuüben und ihnen idealerweise dabei zu helfen, gut genug zu werden, um an internationalen Wettbewerben, wie den Olympischen Spielen, teilzunehmen.
Wie haben Sie dieses Millionen-Projekt finanziert?
Nach einem erfolgreichen Crowdfunding, das dazu beitrug, die Investoren vom Potenzial dieses Projekts zu überzeugen, eröffneten wir zunächst das Alaïa Chalet in Crans-Montana (Lens), ein Indoor-/Outdoor-Action-Sportzentrum, und dann, im Mai 2021, das Alaïa Bay.
An welches Zielpublikum richten Sie sich mit Alaïa Chalet?
Im Alaïa Chalet zielen wir natürlich auf eine andere Art von Kunden ab als beim Alaïa Bay. Es handelt sich um Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren, die sich für Action-Sportarten wie Skateboarding, Scootering, BMX, Roller oder Freestyle-Skiing/Snowboarding begeistern. Die Infrastruktur umfasst auch einen Fitnessbereich, in dem wir Fans von Trampolinen und Cheerleading haben. Wir organisieren das ganze Jahr über Unterricht in Skateboarding, Scootering und Cheerleading.
Und die passende Unterkunft bieten Sie in der Alaïa Lodge in Crans-Montana. Was macht das Hotel speziell?
Das Hotel ist ideal im Zentrum von Crans-Montana gelegen, nur zwei Gehminuten vom Hauptskilift Cry-d’Er entfernt. Es ist also der perfekte Ort für Sportbegeisterte, die im Winter Ski/Snowboard fahren oder im Sommer Rad fahren möchten. Im gleichen Gebäude des Hotels befinden sich zwei Restaurants: das Twin Peaks, ein traditionelles Walliser Restaurant, und das Viva Voce, ein italienisches Restaurant der Spitzenklasse mit Pianobar und Live-Konzerten.
Seit dem Winter 2021/22 verwaltet Alaïa auch den Snowpark von Crans-Montana. Am Morgen auf dem Snowboard, am Nachmittag in der Alaïa Bay surfen und zum Abschluss noch auf dem Skateboard im Alaïa Chalet – der perfekte Tag?
Es war ein Traum für mich, all diese Sportarten an einem Tag ausüben zu können. Ich glaube, es ist der einzige Ort auf der Welt, an dem man das in weniger als 24 Stunden tun kann. Während der Veranstaltung «The Nines» hatten wir mehrere internationale Profi-Freestyle-Skifahrer/Snowboarder zu Gast. Sie waren alle sehr begeistert, in Crans-Montana zu sein, weil sie hier die Möglichkeit haben, alle diese Sportarten zu kombinieren. Es ist eine grosse Belohnung, das Lächeln auf ihren Gesichtern zu sehen, wenn sie alle unsere Einrichtungen besuchen können.
«Es war ein Traum für mich, all diese Sportarten an einem Tag ausüben zu können. Ich glaube, es ist der einzige Ort auf der Welt, an dem man das in weniger als 24 Stunden tun kann.»
Das ganze Jahr über bieten Sie ausserdem Camps für Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren an. Die Ideen scheinen Ihnen nicht auszugehen. Was planen Sie als Nächstes?
Die letzten fünf Jahre waren dem Aufbau der Infrastruktur gewidmet. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, eine Kultur zu schaffen und Veranstaltungen zu entwickeln, die Menschen zusammenbringen, die dieselben Leidenschaften und Werte teilen. Der Wunsch ist es, auch die Bekanntheit der Marke durch die Entwicklung einer Bekleidungsmarke zu steigern.
Mit Alaïa haben Sie eine besondere Marke geschaffen – wie wollen Sie diese weiterentwickeln? Wie sehen Ihre Pläne aus?
Dies ist ein Wendepunkt für den Actionsport und insbesondere für das Surfen, denn jetzt kommen die Wellenbäder. Das Ziel ist es, eine Marke zu schaffen, die den Bedürfnissen der Kunden entspricht und ihnen einzigartige Erlebnisse in unseren Einrichtungen ermöglicht.
Herr Bonvin, besten Dank für das Interview.