Adrian Neininger, CEO und Co-Founder LÖYLY Sauna, im Interview
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von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Neininger, in Finnland wird Saunaaufguss Löyly genannt oder frei übersetzt auch «Geist der Sauna». Was hat es damit auf sich, warum ist der Aufguss ein zentrales Element des finnischen Saunierens?
Adrian Neininger: Sauna ist ein fester Bestandteil der finnischen Kultur und Tradition, die seit Jahrhunderten gepflegt wird. Der Aufguss oder «Löyly» verkörpert dabei das Herz und die Seele dieses, für Finnen und Finninnen, schon fast sakralen Rituals. Er ist ein Ausdruck der finnischen Lebensweise und verkörpert deren Verbundenheit mit der Natur. Die finnische Folklore ist reich an Geschichten über Geister, die in Wäldern, Gewässern und sogar in den Steinen der Sauna wohnen. In dieser Weltanschauung wird die Sauna zu einem heiligen Ort. Wenn also das Wasser auf die heissen Steine trifft, steigt nicht nur Dampf auf, sondern die eigentliche Lebenskraft oder der Geist der Sauna, der einen umhüllt, tief in die Muskeln eindringt und die Seele berührt. So erzählt es die finnische Mythologie.
Gibt es bestimmte Rituale oder Verhaltensweisen, die beim finnischen Saunagang besonders wichtig sind?
Entgegen aller hierzulande gängigen Saunakonventionen lernt man in Finnland vor allem eines: Es gibt so gut wie keine Regeln. Jede und jeder sauniert eben so, wie es sich für sie oder ihn gut anfühlt. Die Verantwortung liegt bei der Person selbst und beim eigenen Körpergefühl. Dies gilt gleichermassen für Dauer, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Art der Abkühlung. Bei LÖYLY leben wir diesen «Spirit» vor, indem wir die Sauna immer privat vermieten und unsere Gäste den Aufguss selber übernehmen. Es gibt also keine richtige oder falsche Art, eine finnische Sauna zu erleben, solange sie Wohlbefinden und Entspannung fördert.
«Entgegen aller hierzulande gängigen Saunakonventionen lernt man in Finnland vor allem eines: Es gibt so gut wie keine Regeln. Jede und jeder sauniert eben so, wie es sich für sie oder ihn gut anfühlt.»
Adrian Neininger, CEO und Co-Founder LÖYLY Sauna
Sie haben im Februar 2023 in Zürich die erste mobile LÖYLY Sauna eröffnet. Wie kam es dazu?
Die Idee entstand aus einem eigenen Bedürfnis. Sowohl meine Mitgründer als auch ich sind grosse Sauna-Enthusiasten. Doch das Angebot an öffentlichen Saunen in der Stadt Zürich erschien uns sehr begrenzt – vor allem solche, bei denen man die Sauna privat mit einer Freundesgruppe teilen und sich danach in einem Gewässer oder an der frischen Luft abkühlen kann. Die wenigen verfügbaren Angebote waren oft überfüllt, was eine grosse Nachfrage bei gleichzeitig kleinem Angebot erkennen liess. So haben wir uns entschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Mittlerweile sind es rund 10 mobile Saunen. Welche Bilanz können Sie zum heutigen Zeitpunkt ziehen?
Die Entwicklung verläuft insgesamt sehr erfolgreich. Mittlerweile haben wir den Sprung aus der Stadt Zürich geschafft und bieten Saunaerlebnisse in mehreren Kantonen an, darunter in Städten wie Zug, Luzern und Rapperswil-Jona. Die Lernkurve war und bleibt steil, das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Dennoch sind wir überzeugt, mit LÖYLY eine Nische gefunden zu haben, die eine echte Nachfrage nach naturnahen und privaten Saunaerlebnissen erfüllt. Auch auf persönlicher Ebene hat die Gründung der Firma viel bewegt. Seit letztem Sommer bin ich der erste Vollzeitangestellte, und im kommenden Mai folgt mir ein weiterer Gründer in die Selbstständigkeit. Dies unterstreicht unser Vertrauen in unser Produkt und unser Ziel, die Sauna für noch mehr Menschen in der Schweiz zugänglich zu machen.
«Wir sind überzeugt, mit LÖYLY eine Nische gefunden zu haben, die eine echte Nachfrage nach naturnahen und privaten Saunaerlebnissen erfüllt.»
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Standorte aus?
Die Standortattraktivität trägt wesentlich zum Erfolg unseres Saunakonzepts bei. Urbane Räume sind aufgrund ihrer hohen Bevölkerungsdichte wettbewerbsfähiger. Die Grösse des Einzugsgebiets, die Nähe zu Gewässern und Grünflächen sowie die Erreichbarkeit sind wichtige Faktoren, die entscheidend zur Auswahl eines Standorts beitragen. Dennoch bleiben wir offen für unkonventionelle Ideen und Projekte, die diese Kriterien möglicherweise nicht vollständig erfüllen. So stand beispielsweise eine unserer Saunen in Zusammenarbeit mit einer Tourismusregion auf einem Pass in 1880 Meter Höhe. Es gehört zu unserem unternehmerischen Ansatz, Dinge auszuprobieren – ein gewisses Risiko bei der Standortwahl ist dabei unvermeidlich.
Wie lange verbleiben die Saunen jeweils an einem Standort?
Wir bevorzugen es, die Sauna für mindestens sechs Monate an einem Standort zu betreiben, und streben langfristige Verträge mit Standortpartner an, um unsere Aufwände nachhaltig zu decken. Gleichzeitig bieten wir auch gelegentlich Pop-up-Standorte an, an denen die Sauna jeweils für zwei bis drei Monate betrieben wird – wie aktuell in Weesen am Walensee. Diese Pop-ups dienen auch dazu, das Konzept am jeweiligen Standort zu testen, mit dem Ziel, sie später in langfristige Partnerschaften umzuwandeln.
«Wir bevorzugen es, die Sauna für mindestens sechs Monate an einem Standort zu betreiben, und streben langfristige Verträge mit Standortpartner an, um unsere Aufwände nachhaltig zu decken.»
Wie läuft ein Besuch in einer Ihrer mobilen Saunen ab? Wie funktioniert der digitale Check-in-Prozess für Kundinnen und Kunden?
Kundinnen und Kunden können die Sauna über unsere Website jeweils stundenweise und privat buchen, indem sie den gewünschten Standort, das Datum und die Uhrzeit auswählen. Die Bezahlung erfolgt per Kreditkarte oder TWINT. Alle wichtigen Informationen sowie der individuelle Zahlencode für das digitale Zahlenschloss werden per E-Mail verschickt. Mit diesem Code erhält man am Tag der Buchung Zugang zur Sauna, die bereits auf der von der Kundin oder dem Kunden gewählten Temperatur vorgeheizt ist. Oft wird unser Konzept mit dem von Airbnb verglichen, was uns natürlich stolz macht.
Welche Do’s und Don´ts gibt es für die Kundinnen und Kunden?
Bei LÖYLY appellieren wir an den für die finnische Saunakultur typischen Gemeinschaftssinn. Das bedeutet konkret, dass unsere Gäste dem Angebot Sorge tragen, und die Sauna in dem Zustand hinterlassen sollten, in dem sie sie gerne selbst vorfinden würden. Es wird immer auf einem Badetuch gesessen, zudem gilt der Aussenbereich als strikte Textilzone, da unsere Standorte meist auf öffentlichem Grund liegen. Mittlerweile durften wir bereits tausende Gäste in unseren Saunen begrüssen, die sich – mit wenigen Ausnahmen – an die Regeln halten und unser Angebot zu schätzen wissen.
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Was kostet der Sauna-Besuch?
Die Sauna ist täglich von 7 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Bis 15 Uhr kostet die Stunde 45 Franken, danach 60 Franken. Mit den günstigeren Preisen am Vormittag möchten wir die Sauna zu den Randzeiten besser auslasten. Unabhängig davon gewähren wir bei einer Buchung von mindestens 2 Stunden einen Rabatt von 20%. Alle Preise beziehen sich auf die gesamte Sauna-Miete und nicht auf den Preis pro Person. Die maximale Anzahl an Personen pro Buchung beträgt vier.
Wer nutzt Ihre mobilen Saunen hauptsächlich? Gibt es bestimmte Zielgruppen, die Sie besonders ansprechen?
Die Sauna ist besonders bei Gruppen und Frauen sehr beliebt, was die Vorteile der privaten Nutzung unterstreicht. Hier kann man selbst entscheiden, mit wem man die Sauna teilen möchte. Mit LÖYLY haben wir uns zum Ziel gesetzt, einen Raum für Begegnungen zu schaffen. In der Sauna soll gelacht, geschwiegen, geweint und diskutiert werden können. Das unterscheidet uns von anderen öffentlichen Saunen.
Wie skalierbar ist Ihr Konzept? Welches Potenzial sehen Sie?
In den letzten zwei Jahren haben wir die Anzahl unserer Standorte mehr als verzehnfacht. Unser Konzept ist skalierbar, erfordert jedoch eine enge Zusammenarbeit und das Vertrauen unserer Partner – ein Vertrauen, das über Jahre hinweg aufgebaut und kontinuierlich gepflegt werden muss. Wir sind überzeugt, dass unser Konzept eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten schafft, indem wir leerstehende Flächen, besonders in der kalten Jahreszeit, beleben und zusätzlich aufwerten. Gleichzeitig sehen wir, dass, vor allem seit der Pandemie, die Bedeutung von körperlicher und mentaler Gesundheit zu einer Schlüsselressource in unserer Gesellschaft geworden ist. Der Trend hin zu einem bewussteren, gesunden Lebensstil wird sich künftig weiter etablieren. Diese Werte sind untrennbar mit Sauna verbunden.