Adrian Pfenniger, CEO Trisa AG. (Foto: Trisa)
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Pfenniger, Trisa stellt jeden Tag die enorme Zahl von über einer Million Zahnbürsten her. Der Heimmarkt ist schnell abgedeckt, welches sind denn die Hauptmärkte für ihre Zahnbürsten?
Adrian Pfenninger: Unser grösster Exportmarkt ist Westeuropa, gefolgt von den USA und dem Mittleren Osten.
In den letzten Jahren sind immer mehr elektrische Zahnbürsten auf den Markt gekommen, auch von Trisa. Wo werden diese besonders nachgefragt und wo sind sie noch überhaupt kein Thema?
Die Hauptmärkte sind Westeuropa, die USA, Japan und Korea, wo die Elektromundpflege gegen 50 Prozent ausmacht. In den Schwellenländern ist der Anteil der manuellen Zahnbürsten bedeutend höher. Zentral ist für uns auch der Schweizer Markt, wo wir in den letzten Jahren mehr als eine Millionen Trisa Sonicpower Schallzahnbürsten verkauft haben.
Von kleinen Kaustöckchen zur Zahnreinigung 3000 v. Chr. bis zum heutigen Hightech-Produkt Zahnbürste ist es ein weiter weg. Wie schaffen Sie es, jedes Jahr über 25 Prozent des Umsatzes mit neuen Produkten zu erwirtschaften?
(lacht) Diese Kaustöcke haben übrigens in vielen Ländern und Kulturen bis zum heutigen Tag überlebt. Was unsere neuen Hightech-Produkte betrifft, so sind diese das Resultat unseres konsequent ausgerichteten und systematischen Innovationsmanagements. Während in den achtziger Jahren der Anteil neuer Produkte am Umsatz noch acht Prozent betrug, so wurde in den letzten Jahren 25 bis 30 Prozent erreicht. Es ist unser Ansporn, für unsere Kunden die besten und wirkungsvollsten Zahnbürsten zu entwickeln.
Die Innovationskultur des Unternehmens ist also ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Wie würden Sie diese Kultur umschreiben?
Wir pflegen eine Innovationskultur, die in der gesamten Firma gelebt wird. Wir sprechen das ganze intellektuelle Kapital unserer Mitarbeitenden an. In diesem Zusammenhang unterhalten wir beispielsweise ein Dutzend interdisziplinäre Innovationszirkel zur Kreation neuer Produkte. Ihnen steht eine umfangreiche Innovationsdatenbank zur Verfügung. Sämtliche Trisanerinnen und Trisaner verfügen über einen Ideenpass, in dem jeder eingebrachte Vorschlag eingetragen und später auch belohnt wird. Quartalsweise werden „TRISA Champions“ gekürt, Mitarbeitende, die besonders gute Ideen eingebracht haben. Diese Form der systematischen Innovationstätigkeit gilt heute als Schlüsselelement unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Das Kreativitätspotential unserer Mitarbeitenden ist unerschöpflich!
Sehr wichtig dürfte auch die intensive Zusammenarbeit mit Zahnmedizinern, mit Universitäten und Hochschulen sein.
In der Tat, unsere langjährige Zusammenarbeit mit Zahnmedizinern und weltweit führenden Universitätsinstituten machen Pionierleistungen auf dem Gebiet der oralen Gesundheit erst möglich. In Zusammenarbeit mit der Wissenschaft konnten wir schon viele funktionell überlegene Produkte mit hohem Kundennutzen entwickeln.
«Interdental-Produkte werden immer wichtiger, gerade weil Menschen heute bis ins hohe Alter ihre natürlichen Zähne behalten.»
Adrian Pfenninger, CEO Trisa AG
Wo liegt heute bei der Entwicklung neuer Zahnbürste das grösste Potenzial? Was können Zahnbürsten heute noch nicht, was sie zur optimalen Mundhygiene können sollten?
Unser Ziel ist es, die Zahnbürsten immer wieder zu verbessern, indem die aktuellsten Erkenntnisse aus der Forschung für eine ideale Mundpflege berücksichtigt werden. Ich denke zum Beispiel an den ganzen Interdentalbereich.
Apropos, wie wichtig sind Produkte aus dem Interdental-Bereich?
Diese Produkte werden immer wichtiger, gerade weil die Menschen heute bis ins hohe Alter ihre natürlichen Zähne behalten. Mit dem Zähneputzen entfernen wir primär Plaque von den Zahnoberflächen und am Zahnfleischrand, hingegen sind in den Zahnzwischenräumen Interdental-Produkte die idealen Hilfsmittel.
Ihre Zahnbürsten sind in vielen Farben und Formen erhältlich. Kauft jemand eine Zahnbürste nur wegen ihrer Optik oder auch der Reinigungswirkung? Welche Bedeutung hat das Design?
Sowohl als auch, denn einerseits ist die Zahnbüste ein Profilaxeinstrument mit hohen Ansprüchen an die Reinigungswirkung, andererseits ist sie auch ein Massenkonsumgut, wo Ergonomie, Farbe und Design eine wichtige Rolle spielen.
Trisa investiert am Standort Triengen auch im laufenden Jahr wieder viele Millionen Franken. Über 250 Mio. Franken wurden seit Beginn des Jahrtausends in Gebäude, Maschinen und Infrastruktur investiert. War es für Trisa nie ein Thema, die Produktion ins Ausland zu verlegen?
Als Produzent eines Massenproduktes werden wir immer wieder gefragt, weshalb wir auf den Standort Schweiz setzen, vor allem im Wissen, dass wir 95 Prozent der Zahnbürsten in alle Herren Länder exportieren. Einige wichtige Faktoren sprechen für die Schweiz: Wir verfügen in unserem Land über viele gut ausgebildete, leistungsbereite Menschen, eine hohe Rechts- und Versorgungssicherheit, eine funktionierende Sozialpartnerschaft, beste Infrastrukturen und politische Stabilität.
Welche Bedeutung hat «Made in Switzerland», gute Schweizer Qualität in der Produktion von Zahnbürsten?
Eine hohe. Unsere Zahnbürsten werden von A bis Z in der Schweiz hergestellt. Für unsere Partner und Konsumenten bürgt „Made in Switzerland“ für hohe Qualität und führende Technologie.
«Der Erfolg der Trisa basiert in erster Linie auf unserer Unternehmenskultur, dem Trisa Spirit.»
Trisa pflegt eine nicht alltägliche Unternehmensphilosophie. Wie definiert sich der «Trisa Spirit»?
Ja, der Erfolg der Trisa basiert in erster Linie auf unserer Unternehmenskultur, dem Trisa Spirit. Dieser gibt unserem Unternehmen eine innere Stabilität und vermittelt Sicherheit in einem Umfeld, das sich ständig wandelt. Wir leben Offenheit – und zwar gegen innen und aussen. Solidarität und Menschlichkeit, aber auch der faire Umgang mit allen Partnern sind fester Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie, sowie die Erfolgs- und Kapitalbeteiligung, der paritätische Verwaltungsrat und die Mitsprache aller Mitarbeitenden. Daraus erwachsen eine grosse Verbundenheit mit dem Unternehmen und eine ausgeprägte Vertrauenskultur.
Wie kann dieser Spirit trotz des starken Wachstums des Unternehmens beibehalten werden?
Es gehört zu unserer täglichen Herausforderung, dass wir diesen Trisa-Geist glaubwürdig leben und ihn an neue Mitarbeitende weitervermitteln können. In all den Jahren haben wir ein stabiles Fundament mit einer starken Wertehaltung aufgebaut. Dieses bildet den „Chit“ und fördert die nachhaltige Entwicklung unseres Unternehmens.
«Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die politischen Rahmenbedingungen in unserem Lande nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.»
Inwieweit ist die Philosophie und Kultur des Unternehmens für Ihre Kunden von Bedeutung? Wie wird sie wahrgenommen?
Gerade im Bereich der Massenkonsumgüter suchen die Kunden Nachhaltigkeit. Unsere Philosophie und Kultur gehören dazu. Für den Kaufentscheid erfolgt heute häufig die Identifikation über Werte, die eine Firma und deren Produkte verkörpern.
Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen für Trisa in den kommenden Jahren?
Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die politischen Rahmenbedingungen in unserem Lande nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Für ein Exportland wie die Schweiz sind aber auch stabile Währungsbedingungen zwingend notwendig. Nach über 125 Jahren im Markt wollen wir auch in Zukunft unser Unternehmen immer wieder neu zu Weltklasseleistungen führen und der Verantwortung gegenüber unseren Stakeholdern gerecht werden.
Herr Pfenninger, ganz herzlichen Dank für das Interview.
Zur Person und Firma:
Adrian Pfenniger schloss sein Wirtschaftsstudium HEC an der Universität Lausanne ab. Nach zwei Auslandjahren in Argentinien und den USA, trat er 1989 als Export Manager in die Firma TRISA ein. 1995 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung und ist seit 2005 CEO der TRISA AG. Adrian Pfenniger ist seit 2010 VR Präsident der TRISA Holding AG.
Die TRISA wurde 1887 gegründet und wird heute bereits in der 4. Generation als Familienunternehmen geführt. Die Familie hält 70% der Aktien, 30% sind im Besitze der Mitarbeitenden. Mit der Kernkompetenz in den Bereichen Mundpflege, Haarpflege und Haushalt, beschäftigt die TRISA Gruppe 1150 Mitarbeitende und erzielte 2013 einen konsolidierten Umsatz von CHF 229 Mio. Als Branchenleader vertreibt TRISA ihre Qualitätsprodukte in über 80 Ländern.