Albert M. Baehny, CEO Geberit

Albert M. Baehny, CEO Geberit

Albert M. Baehny, CEO Geberit.

Von Christa W. Spoerle

Moneycab: Herr Baehny , Ihr Ausblick für das laufende Jahr ist anlässlich des Quartalsabschlusses doch recht zurückhaltend ausgefallen, was macht Sie so vorsichtig?

Albert M. Baehny: Ein Quartal alleine ist eine zuwenig fundierte Basis, um bereits jetzt Aussagen zum Gesamtjahr machen zu können. Wir sind auch deshalb vorsichtig mit unseren Aussagen zur Zukunft, weil die Preise der für uns wichtigen Rohmaterialien seit längerem markant am Steigen sind und sich die Wechselkurse gegenwärtig in eine für uns ungünstige Richtung bewegen.

«Das Investitionsvolumen wird in den kommenden Jahren die Höhe des Jahres 2010 – also rund 100 Millionen CHF – erreichen.» Albert M. Baehny, CEO Geberit

Also könnte es sein, dass Sie die seit langem gültige Zielspanne von 23-25% dieses Jahr nicht erreichen, obwohl diese im ersten Quartal schon darüber lag?

Diese Zielspanne für die EBITDA-Margin von 23-25% ist ein Wert, den wir im Durchschnitt mittelfristig erreichen wollen. Damit ist jedoch keine Aussage darüber gemacht, wie es im jeweils aktuellen Jahr aussieht.

Gibt es bestimmte Regionen, die sie für 2011 als recht sichere Absatzmärkte bezeichnen würden?

Generell sind wir zuversichtlicher als vor sechs Monaten, was die Erholung der Baumärkte in der für uns wichtigsten Region Europa anbelangt. Nachdem wir im Wohnungsbau das Renovationsgeschäft schon länger als positiv beurteilen, zieht nun auch das Neubaugeschäft an. Der Wirtschaftsbau zeigt dagegen noch keine Anzeichen einer Erholung. In den andern geografischen Regionen zeigt sich ein unterschiedliches Bild: Weiterhin schwierige Rahmenbedingungen in den USA und in gewissen Teilen des nahen Ostens, dagegen erfreuliche Perspektiven in Asien.

Werden die Renovationen wieder stärker wachsen als die Bautätigkeit?

Wie erwähnt verläuft das Renovationsgeschäft zur Zeit erfreulich. Dieser Teil unseres Geschäfts hatte bereits eine stabilisierende Wirkung in den zurückliegenden Krisenjahren.

Rechnen Sie 2011 wieder mit einem Wachstum bei den Rohrleitungssystemen?

Die Rohrleitungssysteme sind im ersten Quartal fast doppelt so stark gewachsen wie die Sanitärsysteme – dies unter anderem aufgrund des anziehenden Neubaugeschäfts. Wir gehen weiterhin von wachsenden Umsätzen bei den Rohrleitungen aus.

Wie sehen ihre Investitionspläne in den kommenden Jahren aus? Welche betrieblichen Bereiche und welche Regionen stehen da im Vordergrund?

Das Investitionsvolumen wird in den kommenden Jahren die Höhe des Jahres 2010 – also rund CHF 100 Millionen – erreichen. Wir werden dabei gleichermassen in neue Produkte, in Effizienzverbesserungen, aber auch in die Infrastruktur investieren.

«Weiterhin schwierige Rahmenbedingungen in den USA und in gewissen Teilen des nahen Ostens, dagegen erfreuliche Perspektiven in Asien.»

Welche Bedeutung hat der Standort Schweiz für Geberit?

Die Schweiz hat als Markt, in dem Geberit gross geworden ist, traditionell eine hohe Bedeutung innerhalb der Gruppe. Der Schweizer Markt figuriert mit rund 14% Umsatzanteil hinter Deutschland an zweiter Stelle der grössten Geberit Märkte. Zudem ist neben der Konzernzentrale die gesamte zentrale Forschung und Entwicklung in der Schweiz angesiedelt und wir betreiben zwei grosse Produktionswerke hier.

Sie wollen zwar vor allem organisch wachsen, aber gibt es denn noch Akquisitionsobjekte, die Sie eventuell im Auge haben?

Wir arbeiten bereits seit längerem mit einer Liste mit potentiellen Akquisitionsobjekten, die wir permanent beobachten. Aktuell laufen aber keine konkreten Verhandlungen.

Welche würden Sie als die vielversprechendsten neuen Produkte von Geberit bezeichnen?

Wir haben in den letzten Jahren eine Reihe von vielversprechenden Produkten auf den Markt gebracht. Der wachsende Anteil am Umsatz, der mit neuen Produkten erzielt wird, gibt uns Recht in dieser Einschätzung. Beispielhaft für eine sehr erfolgreiche Produktlancierung in den letzten Jahren möchte ich den Geberit Monolith erwähnen, ein Sanitärmodul, das vor allem im Renovationsbereich völlig neue Möglichkeiten eröffnet und aufgrund des überzeugenden Designs auch den Endkunden anspricht.

Die Personalunion an der Spitze von Geberit soll ja nicht permanent sein. Wie lange sehen Sie sich denn ungefähr an der Doppelspitze?

Es ist richtig, dass diese Lösung nur von beschränkter zeitlicher Dauer sein soll.

Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchses ein? Welche Bedeutung Bedeutung hat hier für Sie – auch aufgrund eigener Erfahrungen – die Managementausbildung?

Was ich sehr schätze, ist das ausgezeichnete Ausbildungsniveau, die regelmässige Weiterbildung, die Fähigkeit, im Team zusammenzuarbeiten, die Glaubwürdigkeit sowie die Bescheidenheit – die jedoch auf der andern Seite auch oft übertrieben wird. Ich sehe zudem immer mehr Probleme bei der ungenügenden geografischen Flexibilität, der Bereitschaft, für ein paar Jahre im Ausland zu arbeiten.

Wie wichtig ist Diversity für Ihr Unternehmen und welche Massnahmen sind in Ihrem Unternehmen zum Thema geplant oder schon umgesetzt?

Diversity-Aspekte sind Teil unseres strategischen Personal-Management. Oberstes Ziel ist es für uns immer, die richtigen Personen an der richtigen Stelle zu haben.

Der Gesprächspartner:
Albert M. Baehny (*1952) ist in der französischen Schweiz aufgewachsen und hat nach seiner Schulzeit Biologie studiert mit Abschluss 1978 an der Universität Fribourg. Er begann 1979 seinen Berufsweg in der Forschung der Serono-Hypolab, Genf. Sein weiterer Weg führte ihn über unterschiedliche Marketing- und Vertriebsführungsfunktionen bei Dow Chemicals Europe, Ciba Geigy, Ciba SC, Vantico und Wacker Chemie zur Geberit Gruppe. Seit 2003 ist er Mitglied der Geberit-Konzernleitung, seit 2005 deren Vorsitzender und seit April 2011 auch Verwaltungsratspräsident.

Das Unternehmen:
Die Geberit Gruppe ist der europäische Marktleader in der Sanitärtechnik mit globaler Ausrichtung. Seit der Gründung 1874 zählt das Unternehmen zu den Pionieren der Branche und setzt mit umfassenden Systemlösungen immer wieder neue Trends. Der Umsatzschwerpunkt liegt in den europäischen Hauptmärkten. Die Märkte in Asien und in Nordamerika werden mit Produkten, welche den regionalen Bedürfnissen angepasst sind, bearbeitet. Zu diesem Zweck bestehen lokale Kompetenzzentren in Schanghai (China) und in Chicago (USA). Das Produktspektrum ist sowohl für Neubauten wie auch für Renovationen und Modernisierungen konzipiert. Es umfasst die Produktbereiche Sanitärsysteme und Rohrleitungssysteme. Im Jahr 2010 erwirtschaftete die Geberit Gruppe 2,1 Milliarden Franken Umsatz. Sie beschäftigt weltweit rund 5’900 Mitarbeitende in 41 Ländern. Das Unternehmen mit Sitz in Rapperswil-Jona ist seit 1999 an der Schweizer Börse SIX kotiert.

Symbolbild KF für CEO Interviews

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