Alessandro Seralvo, CEO Cornèrcard, Executive VP Cornèr Bank
Alessandro Seralvo, CEO Cornèrcard, Executive VP Cornèr Bank. (Foto: zvg)
von Bob Buchheit
Moneycab: Herr Seralvo, die Aduno-Gruppe und die Cembra-Bank halten bereits 60 Prozent des Schweizer Kreditkartengeschäfts in den Händen. Wo ist zwischen diesen Platzhirschen für Cornèrcard Platz?
Alessandro Seralvo: In Anbetracht der Präsenz von anderen Kartenherausgebern wie UBS oder Credit Suisse scheint mir Ihre Aussage leicht übertrieben. Was Cornèrcard betrifft, so gelingt es, uns trotz der wachsenden Konkurrenz zu behaupten, indem wir uns differenzieren, sei es im B2C- oder im B2B2C-Segment. Unser Ziel ist es, den Kunden auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnittene Produkte zur Verfügung zu stellen. Generell achten wir sehr darauf, gesellschaftliche Trends und Veränderungen aufzunehmen, technologische Neuerungen frühzeitig zu erkennen und diese wirksam umzusetzen. Sicher kommt uns dabei auch unsere 40-jährige Erfahrung im Bereich von bargeldlosen Zahlungsmitteln immer wieder zugute.
Cornèrcard hat in der Schweiz als erste die Visa-Karte eingeführt. Welche weiteren Pioniertaten haben sie im Köcher?
Die Entwicklungen in der Chip-Technologie in Kombination mit den zukunftsweisenden Fortschritten der Informations- und Mobiltechnologie lassen viel Raum für neue Anwendungsmöglichkeiten. Die Zukunft der Zahlungskarte liegt zweifelsohne in der Multifunktionalität. Bereits heute sind die Karten mit anderen Produkten oder Dienstleistungen gekoppelt, sei es im Bereich Versicherungen, sei es im Bereich der Kontaktlosfunktion, wie der Zugang zu Stadien oder zu Konzerten. Ein aktuelles Beispiel ist die neue vor kurzem eingeführte Cornèrcard Futuro Karte für sicheres Shoppen im Netz, die nebst eines Mikroprozessors mit Batterie über eine Displayfunktion mit Minitastatur auf der Kartenrückseite verfügt. Dieser Rechner, geschützt durch einen persönlichen PIN-Code, erzeugt für die Bestätigung von Online-Transaktionen mit Verified by Visa eine jeweils einmalig gültige Zahlenkombination.
Sie bieten auch eine Saldoversicherung an. Solche Saldo-, oder bei Ihrer Konkurrenz auch Ratenversicherungen genannt, kreisen um das monatliche Budget von Familien. Sind solche Budget-Absicherungsprodukte in der Branche stark im Kommen?
Eine diesbezügliche Prognose abzugeben wäre sicherlich verfrüht. Oft ist jedoch zu beobachten, dass Menschen in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten ein zusätzliches Sicherheitsbedürfnis haben. Ausschlaggebend dafür ist manchmal weniger die persönliche Situation, sondern eher ein Schicksal aus dem näheren oder weiteren Umfeld. Das Angebot der Saldo-Versicherung ist aus der Nachfrage seitens der Kunden entstanden.
Weshalb ist die Deckung bei Ihrer Saldoversicherung auf 10’000 Franken beschränkt?
Die Deckung von CHF 10‘000 entspricht der maximalen Ausgabelimite in Höhe von CHF 10‘000 für Classic-Karten.
Auch die Prepaidkarten helfen den Kunden ein Budget zu kontrollieren. Das Aufladen dieser Karten mit frischem Guthaben kostet jedes Mal 2 Franken. Ist den Leuten die Budgetkontrolle das wert oder werden Prepaidkarten eher von „Göttis“ verschenkt?
Vor wenigen Jahren noch ein Zahlungsmittel für Jugendliche oder Erwachsene, die keine Kreditkarte wünschen, hat sich die Prepaid-Karte längst etabliert und geniesst die volle Akzeptanz aller gesellschaftlichen Schichten. Oftmals verfügen Kunden nebst einer Kreditkarte auch über eine Prepaidkarte, die sie für Einkäufe im Internet oder für Auslandreisen benutzen. Die Vorteile der Budgetkontrolle und der praktische Nutzen eines weltweit akzeptierten Zahlungsmittels sind für den Kunden sicherlich entscheidend. Der Betrag von CHF 2 ist unabhängig von der Höhe der Summe (maximal 10‘000 Franken), die einbezahlt wird. Für den Karteninhaber entstehen keine zusätzlichen Kosten.
«Die Kombination von bargeldlosem Bezahlen und Kontaktlos-Funktion wird in Zukunft zweifelsohne von Bedeutung sein.»
Alessandro Seralvo, CEO Cornèrcard, Executive VP Cornèr Bank
Mit der Access Card kann man gleichzeitig berührungslos Skischranken bedienen oder den gemieteten Wagen von Mobility öffnen. Welchen Anteil an Ihrem eigenen Kreditkartengeschäft haben diese Karten jetzt und wo sehen Sie die Zielgrösse?
Jede neue technologische Entwicklung braucht etwas Zeit, bis sie sich flächendeckend durchgesetzt hat. Ein gutes Produkt alleine ist noch nicht Garant für den Erfolg. Es braucht auch die entsprechenden Plattformen, die den Einsatz dieses Produktes ermöglichen. Je breiter das Angebot wird, desto grösser die Nachfrage. Dies ist bei der Access Karte nicht anders. Sie ist eines der Produkte aus der breiten Cornèrcard Palette. Die Kombination von bargeldlosem Bezahlen und Kontaktlos-Funktion wird in Zukunft zweifelsohne von Bedeutung sein.
Schon lange sind auch die Plastikkarten mit individualisierten Motiven in Mode. Wann glauben Sie, kommen die Hologramm-Karten?
Analog zu anderen Dokumenten verfügen auch die Zahlungskarten bereits über ein Hologramm, welches als Sicherheitsmerkmal und zum Schutz vor Fälschungen zur Anwendung kommt.
Ich meinte eher ein Hologramm als Kartendesign…
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, eine reine Hologramm-Karte zu produzieren. Dies ist aber aus technischer Hinsicht recht aufwändig und daher als Massenprodukt wenig geeignet. Ich glaube kaum, dass in nächster Zeit eine Zahlungskarte im Hologramm-Design auf den Markt kommen wird.
«Ich glaube kaum, dass es in nächster Zeit eine Zahlungskarte im Hologramm-Design auf den Markt kommen wird.»
Cornèrcard sponsort den Turnverband oder die Schweizer Krebsliga. Welche Rolle spielen derartige Aktivitäten in Ihrem Marketing-Mix?
Im Laufe der Zeit hat sich bei Cornèrcard eine ganz eigene Sponsoring-Philosophie herauskristallisiert. Sponsoring im klassischen Sinn mit der Präsenz an einer Werbebande ist für uns uninteressant. Bei unseren Engagements setzen wir den Fokus primär auf spannende Interaktionen mit den verschiedenen Partnern, und wir möchten Plattformen für Diskussionen schaffen. Essentiell sind für uns Aspekte wie Emotionen, Identifikation und Innovation. Wir sind immer offen für Neues. Dies lässt Raum für Kooperationen verschiedenster Art.
In Kooperation mit der Rhätischen Bahn haben Sie just eine Kreditkarte herausgebracht. Wie gross ist das Wachstumspotential für solche unternehmensspezifische Credit Cards?
Cornèrcard arbeitet schon seit Jahren mit verschiedenen Co-Branding Partnern zusammen. Das spannende für Unternehmen ist, dass eine eigene Zahlungskarte immer einen Mehrwert bietet. Inhaber einer Karte der Rhätischen Bahn beispielsweise kommen in den Genuss von Vergünstigungen und unterstützen mit dem Einsatz der Karte gleichzeitig den Dachverband „RhB“, ohne Mehrkosten für den Karteninhaber. Im weiteren Sinne ist die Karte auch ein Marketinginstrument, da bei jedem Einsatz auf das Unternehmen aufmerksam gemacht wird. Ausserdem verstärkt eine Karte im persönlichen Design das Zugehörigkeitsgefühl und die Identifikation, nach innen und nach aussen. Diese Form von Zahlungskarten ist sehr beliebt, da sie mittels eines speziellen Programms auch kleinen Unternehmen sowie Verbänden die Möglichkeit bietet, eine eigene Karte zu gestalten.
Zum Gesprächspartner:
Alessandro (50) Seralvo schloss 1987 sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen ab. Von 1999 bis 2002 für den Betrieb, das Risikomanagement sowie strategische Fragen bei Cornèrcard, dem Zahlungskartengeschäft der Cornèr Bank Gruppe, zuständig, übernahm er Mitte 2002 die Leitung von Cornèrcard und trat 2008 zusätzlich in die Generaldirektion der Cornèr Bank Gruppe als Executive Vice President ein.
Zum Unternehmen:
Die Cornèr Bank, 1952 in Lugano gegründet, ist ein privates und unabhängiges Schweizer Bankinstitut. 1975 lancierte sie als erste Bank in der Schweiz die Visa Kreditkarte und gestaltete dank ständiger Innovationsleistungen die Schweizer Kreditkarten-Landschaft wesentlich mit. Seit 1998 führt die Cornèr Bank / Cornèrcard nebst der Visa auch die MasterCard Karte in ihrem Portfolio. Cornèrcard bietet eine breite Palette von Kredit- und Prepaidkarten an, die auf neusten Technologien beruhen, und darf heute auch zu den Pionieren im Internet-Bereich gezählt werden. Als eine der ersten Bankinstitute in Europa führte die Cornèr Bank die Standards des Secure E-Commerce ein und strebt nach einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Leistungen in den Bereichen E-Commerce und Mobile Commerce.