Alex Baechler, Gründer Prezit, im Interview

Alex Baechler

Alex Baechler, Gründer Prezit. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Baechler, Sie haben mit dem Prezit einen Abfalleimer mit Komprimierfunktion entwickelt, mit dem bis zu dreimal mehr Abfall in einen 35l Abfallsack gefüllt werden kann – und dies, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Wie kamen Sie auf die Idee?

Alex Baechler: Ich komme aus einer grossen Familie, wird sind zu siebt aufgewachsen. Kaum hatten wir einen neuen Abfallsack im Eimer, so war dieser auch schon wieder übervoll. Ich denke, ich habe mich fast 20 Jahre darüber aufgeregt, vor allem weil ich es immer gehasst habe, von Hand oder auch mit dem Fuss zu pressen. Ausserdem bringt es das Pressen von Hand oder mit dem Fuss auch nicht. Nach dem Studium zum Maschinenbauingenieur wusste ich, dass ich da mal eine gute Lösung entwickeln sollte, zumal es auf dem Markt keine gute Lösung gibt. Ich musste jedoch vier Jahre lang warten und brainstormen, bis ich vor drei Jahren den Geistesblitz zu Prezit hatte. Bei einem Kreativitätskurs hatte ich mal gelernt «think outside the box» – und genau das habe ich gemacht: Ich habe einfach die Box, nämlich den Eimer, weggelassen.

Erklären Sie uns doch kurz die Funktionsweise.

Die Funktionsweise ist sehr simpel. Mit dem Fuss auf den Deckel draufstehen und den Inhalt zusammenpressen. Durch ein Arretiersystem bleibt prezit in dieser gepressten Position stehen. Idealerweise lässt man prezit so während der Nacht gepresst, damit sich der Inhalt bleibend komprimiert. Am nächsten Tag entriegelt man den prezit und fährt in wieder in die Ausgangsposition. Der komprimierte Inhalt nimmt weniger Platz ein und es kann wieder mehr Abfall eingefüllt werden.

«Die Funktionsweise ist sehr simpel. Mit dem Fuss auf den Deckel draufstehen und den Inhalt zusammenpressen.»
Alex Baechler, Gründer Prezit

Und der Sack reisst nicht?

Nein. Beim ersten Prototyp war ich selbst erstaunt, dass der Sack nicht reisst. Denn zu keinem Zeitpunkt wird am Sack gezogen, was den Sack zum Reissen bringen würde. In der dreijährigen Testphase öffnete sich drei- bis viermal ein kleines Loch, einmal schaute zum Beispiel ein Kugelschreiber 1 cm raus. Aber auch wenn dies passiert, wird das Loch nicht grösser und der Sack reisst nicht.

Aus welchem Material ist der Prezit gefertigt?

Durch das Draufstehen mit dem ganzen Körpergewicht musste Prezit sehr stabil gebaut werden. Er besteht nur aus hochwertigen und nachhaltigen Materialien, konkret aus Stahl, Aluminium und Bambus.

Wie lange haben Sie letztlich mit dem jetzt vorliegenden Produkt experimentiert?

Den ersten Prototyp habe ich vor drei Jahren selbst zusammengeschweisst. Seither habe ich das Produkt ständig getestet und testen lassen, weiterentwickelt und optimiert. Insgesamt habe ich fünf Prototypen gebaut, wobei der Fünfte das Serienprodukt darstellt.

Welches waren die grössten Herausforderungen?

Die grösste Herausforderung waren und sind die Herstellungskosten. Damit verbunden die Auswahl der Produktionsverfahren und der Produktionspartner und allgemein der Einkauf der Teile. Schlussendlich ist und bleibt es ein Abfalleimer. Marktanalysen haben gezeigt, dass niemand bereit wäre, einen Abfalleimer mit Komprimierfunktion für 300-400 Franken zu kaufen. Entsprechend niedrig musste ich den Verkaufspreis und somit auch den Herstellungspreis festlegen.

«Die grösste Herausforderung waren und sind die Herstellungskosten.»

Wie viel wird ein Prezit-Abfalleimer denn kosten?

Der Prezit-Abfalleimer wird inklusive Versand und Mehrwertsteuer für 200-220 Franken zu haben sein. Der aktuelle Vorverkaufspreis inklusive Versand beträgt 169 Franken. Das Ziel ist, dass der Prezit bei einer grossen Familie nach 1 bis 1,5 Jahren amortisiert ist. Bei Paaren dauert es ein bisschen länger. Aber schliesslich ist es auch viel Wert, dass man sich nicht mehr täglich über den Abfall ärgern muss und nie mehr von Hand stopfen muss.

Muss man den Prezit immer aus dem Abfallschrank nehmen? Viele Küchen verfügen ja heute über Auszugssysteme. Sind diese stabil genug, um den Abfall zusammendrücken zu können?

Bei älteren Küchen, welche ein Drehtürchen haben, kann prezit beim Füllen und auch beim Pressen im Abteil stehen bleiben. Bei neueren Küchen mit bestehenden instabilen Auszugsystemen, muss Prezit fürs Pressen vorgängig auf den Boden gestellt werden. Die Idee ist, dass dies nur einmal am Tag gemacht wird. Für Neukuchen und Renovationen und auch Nachrüstungen habe ich auch noch ein Komplettsystem inklusive Auszugsschublade entwickelt. Die Auszugschublade ist komplett aus Stahl und sehr stabil gebaut, damit man mit dem kompletten Körpergewicht draufstehen kann. Prezit sieht stylisch aus und kann auch alleinstehend irgendwo hingestellt werden.

Sind Sie in Kontakt mit Küchenherstellern, die den Prezit in ihre Abfallsysteme aufnehmen würden?

Mit ersten Küchenherstellern bin ich in Kontakt. Die Reaktionen waren bisher durchwegs sehr positiv, bisher haben alle Hersteller direkt ein Komplettsystem für die Installation in einer Ausstellküche bestellt. Und auch die ersten Reaktionen von Privatpersonen sind sehr vielversprechend.

«Ich habe fast mein komplettes Erspartes für die Entwicklung und die Marktlancierung investiert.»

Sie haben viel investiert, sogar Ihren Job aufgegeben und alles in die Entwicklung des Prezit gesteckt. Wie können Sie nun die Serienproduktion des Endprodukts finanzieren?

Ich habe fast mein komplettes Erspartes für die Entwicklung und die Marktlancierung investiert. Um die Herstellwerkzeuge und die erste Serie zu produzieren, lief zuletzt ein Vorverkauf per Crowdfunding. Nach nur drei Wochen konnten online und auch offline schon über 400 Stück verkauft werden, was einem Vorverkaufsbetrag von fast 70’000 Franken entspricht.

Haben Sie sich schon Gedanken über eine Weiterentwicklung gemacht, beispielsweise im Recycling-Bereich?

Heutzutage wird oftmals Kunststoff in sogenannten Sammelsäcken gesammelt und recycliert. Diese Sammelsäcke gibt es auch in 35l, welche in den Prezit passen. Fürs Sammeln und Pressen von voluminösen Kunststoff ist Prezit ideal geeignet. Jedoch ist das Sammeln in den Sammelsäcken auch umstritten, so wird dies von Swiss Recycling nicht empfohlen. Weiterentwicklungen im Bereich Recyling wären durchaus möglich, einige Gedanken habe ich mir dazu schon gemacht, jedoch muss die Konkretisierung noch ein bisschen warten.

Herr Baechler, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Alex Baechler
32jährig
aus Plaffeien im Sensebezirk (FR)

prezit

Exit mobile version