Alexander D. Kuenzi, CEO Wealthyard Group, im Interview

Alexander D. Kuenzi, CEO Wealthyard Group

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Kuenzi, Sie haben 2005 mit Blesq ein Unternehmen im Bereich High Jewellery gegründet, das vor allem Diamanten und Diamantenschmuck anbietet. Wie kann ein kleines Unternehmen in diesem von Grossunternehmen dominierten Nischensegment überleben?

Alexander D. Kuenzi: Wir vergleichen uns generell nicht mit den Grossunternehmen, obwohl es sicherlich Überschneidungen der Zielgruppen gibt. Generell braucht es für ein langfristiges Bestehen der Unternehmung harte Arbeit, Flexibilität und Innovation. Dazu habe ich immer das Zitat von Linus Carl Pauling im Kopf: «Man muss nicht nur mehr Ideen haben als andere, sondern auch die Fähigkeit besitzen, zu entscheiden, welche dieser Ideen gut sind.»

«Generell braucht es für ein langfristiges Bestehen der Unternehmung harte Arbeit, Flexibilität und Innovation.» Alexander D. Kuenzi, CEO Wealthyard Group

Weltweit wurden im 2017 gut 150 Millionen Karat Rohdiamanten gefördert (1 Karat = 200 mg). Wie viel davon landen als Luxusschmuck in der Schweiz, wie viele Karat verarbeiten Sie jährlich mit Blesq?

Die Grössenordnung verändert sich von Jahr zu Jahr zu stark, da ja auch nicht alle Rohdiamanten sofort geschliffen und verarbeitet werden. Entsprechend können auch keine detaillierten, verlässlichen Zahlen genannt werden. Blesq bringt pro Jahr zwei Kollektionen auf den Markt und bearbeitet zudem diverse Individualaufträge – insbesondere im Zusammenhang mit grösseren Diamanten.

Diamanten sind wegen den teilweise katastrophalen Gewinnungsmethoden, dubioser Herkunft und der Finanzierung von Kriegen durch den Diamantenhandel nicht unbestritten. Der 2003 eingeführte Kimberley-Prozess sollte den Handel mit “Blut”- oder “Kriegsdiamanten” unterbinden. Wie weit ist das gelungen, wo besteht noch Verbesserungsbedarf?

Blesq ist bereits seit 2014 zertifiziertes Mitglied bei Responsible Jewellery Council (RJC, www.responsiblejewellery.com), ein Kontrollorgan, welches die gesamte Supply Chain überprüft. Wir arbeiten ausschliesslich mit RJC-Mitgliedern zusammen. Damit stellen wir sicher, dass die ethischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Standards eingehalten werden. Grosse Diamantförderer wie zum Beispiel DeBeers und Alrosa sind ebenfalls RJC Mitglieder.

In der Welt der Diamanten hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan in Sachen Transparenz und Sicherstellung der Standards. Die Zertifizierung ist sehr aufwändig und benötigt personelle und finanzielle Ressourcen. Daher sind noch nicht alle am Markt Beteiligten nach den Richtlinien von RJC zertifiziert. In Zukunft wird die Teilnahme an der Wertschöpfungskette jedoch ohne eine solche Zertifizierung kaum mehr möglich sein.

Der weltweit grösste Diamantenförderer, de Beers, und der grösste Händler, Signet Jewelers, unterstützen ein neues Projekt auf Blockchain-Basis (Tracr Plattform), um mittels digitalem Zertifikat die Rückverfolgbarkeit von konfliktfreien Diamanten bis hin zum Lager zu ermöglichen. Wie beurteilen Sie die Erfolgschancen solcher Projekte, welchen Einfluss könnte das auf den Diamantenhandel haben?

Innovation ist wichtig, auch im Diamantenhandel. Wir unterstützen solche Projekte auf jeden Fall. Die Menschen haben das Bedürfnis nach Transparenz und der Markt muss dies berücksichtigen. Aus meiner Sicht hat das Projekt gute Erfolgschancen.

Welche Länder sind aktuell führend bezüglich umweltschonender Förderung, Transparenz und Qualität, wie können Kunden sicherstellen, dass ihr Kauf bedenkenlos ist?

Ich würde hier nicht von Ländern, sondern von Unternehmen sprechen, die RJC zertifiziert sind und dementsprechend die Umwelt- und Transparenzstandards einhalten. Unsere Kunden erhalten nur GIA-zertifizierte Diamanten (vom Gemological Institute of America), dem bekanntesten Zertifizierungshaus weltweit. Des Weiteren sind alle unsere Zulieferer RJC zertifiziert. Damit kann sichergestellt werden, dass die gesamte Lieferkette dem Code of Practice mit seinen Standards entspricht und somit das Kaufen von Blesq-Diamanten bedenkenlos ist.

Die Verarbeitung von Diamanten ist ein altes Kunsthandwerk, das nebst Geschicklichkeit auch viel Kreativität erfordert. Gibt es in der Verarbeitung oder Verwendung von Diamanten Innovationen, welche zukünftig den Markt grundlegend verändern oder neu gestalten?

Kreativität und Individualität im Design werden für uns als Unternehmen weiterhin im Vordergrund stehen. Natürlich werden immer neue Techniken und Technologien entwickelt, um einem Diamantschmuckstück eine gewisse Identität und Differenzierung zu geben. Aber wie es bei allen Forschungen und Entwicklungen ist – ob sie den Markt grundlegend und langfristig verändern, werden wir erst in einigen Jahren sehen.

«Ein Kunstdiamant vermag aus meiner Sicht die natürliche Kraft und Schönheit nicht zu ersetzen.»

Künstlich hergestellte Diamanten sind für Laien kaum noch von natürlich gewachsenen Steinen zu unterscheiden und sind auch bezüglich ihrer Herkunft unbedenklich. Weshalb werden nicht vermehrt Kunstdiamanten in der Schmuckherstellung verwendet?

Die Nachfrage nach Diamanten wird durch deren Rarität beeinflusst. Während die Verarbeitung von Edelmetallen wie zum Beispiel Silber, Gold oder Platin zu einem Schmuckstück deren Investitionszweck schmälert, bleiben Diamanten in ihrer ursprünglichen Form bestehen. Es handelt sich vielmehr um eine eigene Anlageklasse als Accessoire – mit dem Unterschied, dass man das Investment im Vergleich zu einem Goldbarren auch tragen kann. Schlussendlich ist der Diamant ein Wunder der Natur, älter als die Dinosaurier. Ein Kunstdiamant vermag aus meiner Sicht die natürliche Kraft und Schönheit nicht zu ersetzen.

Junge Generationen haben einen anderen Bezug zu Luxus- und Prestigeobjekten. Edelsteine haben für die Jungen an Attraktivität verloren, gemäss einer Studie des Beratungsunternehmens Bain schwächelt die Nachfrage. Wie nehmen Sie die Veränderung wahr?

Die jungen Generationen haben andere Bedürfnisse und es gilt als Unternehmer darauf einzugehen und auch in der Kreation von Schmuckstücken innovativ zu sein. Es gibt dennoch prägende Meilensteine im Leben wie Hochzeit oder Geburt eines Kindes, für die auch eine jüngere Käuferschaft ein spezielles Schmuckstück sucht. Diamanten widerspiegeln Beständigkeit sowie Unendlichkeit und stehen nach wie vor ganz oben auf der Wunschliste.

«Im Diamanten-B2B Bereich ist die Online-Abwicklung bereits etabliert. Im Schmuck Bereich sind die Endkunden, vor allem hier in der Schweiz, noch etwas zurückhaltend.»

Im Handel von Gebrauchsgütern hat die Digitalisierung das Geschäft fundamental verändert, Online hat einen signifikanten Anteil gewonnen. Wie sieht das bei Ihnen aus, wie wichtig ist der Online-Bereich, wie gut eignet sich das Geschäft mit Diamanten für die Online-Abwicklung?

Im Diamanten-B2B Bereich ist die Online-Abwicklung bereits etabliert. Im Schmuck Bereich sind die Endkunden, vor allem hier in der Schweiz, noch etwas zurückhaltend. Diamantschmuck löst grosse Emotionen aus, ist jedoch auch eine Investition. Aktuell bevorzugen noch viele Kunden eine persönliche Beratung und möchten das Schmuckstück in den Händen halten, um die Kaufentscheidung zu treffen. Blesq hat den Online-Shop dieses Jahr eingeführt und ist mit der bisherigen Entwicklung zufrieden. Wir pflegen hier den Multichannel-Ansatz. Kunden informieren sich zuerst online, lassen sich dann bei uns in der Boutique persönlich beraten und erwerben entweder gleich vor Ort oder dann im Blesq-Online-Shop.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Ich wünsche mir mehr Besinnung auf Qualität und Authentizität in der Herstellung und beim Erwerb von Produkten – unabhängig ob dies im Non Food oder Lebensmittelbereich ist.

Alexander D. Kuenzi bei Linkedin…

Das Unternehmen:
Die Wealthyard Group ist eine Holdinggesellschaft mit Sitz in der Zentralschweiz mit dem Ziel der Steuerung und Verwaltung ihrer 100-prozentigen Tochtergesellschaften. Die Gesellschaft ist seit 1977 in der Feinuhrmacherei und der gehobenen Luxusindustrie sowie im Bereich der Premium-Immobilien tätig. Alle Aktivitäten der Gruppe, ihre Unternehmensstruktur, ihre Investitionsphilosophie und ihre Finanzkraft basieren auf der starken Vision des Verwaltungsrats, in ihren verschiedenen Tätigkeitsbereichen über die höchsten Qualitätsstandards hinauszugehen. Die Wealthyard-Gruppe hat ihren Sitz in der Schweiz mit Sitz in Hergiswil und einem operativen Büro in Zug. http://www.wealthyard.com

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