Alexander von Franckenstein, Focam AG
Alexander von Franckenstein, Focam AG.
Interview von Peter Hody, Investory
Herr von Franckenstein, Sie legen bei Global Family Partners gegenüber Ihren Kunden grossen Wert darauf, dass sie echtes Multi-Asset-Management anbieten. Was meinen Sie mit echt?
Alexander von Franckenstein: Echtes Multi-Asset-Management bedeutet bei uns, dass unsere Anlagen immer sachwertbasiert sind. Wir verstehen unter einem Multi-Asset-Ansatz eben mehr als die Allokation in verschiedene Assetklassen wie Aktien, Anleihen und Cash. Ein echtes Asset, also ein Sachwert, ist beispielsweise Wald, der ein Bestandteil unserer Global Family Fonds ist.
«Die Zielrendite beläuft sich auf 3 bis 5 Prozent nach Steuern. Die Rendite ergibt sich allein aus den Cash Flows der bewirtschafteten Waldflächen. Der Bodenwert ist da nicht mitgerechnet.» Alexander von Franckenstein, Focam AG
Dies entspricht einem der Grundbedürfnisse Ihrer Kunden ?
Ja, unbedingt. Family Offices verfolgen eine Anlage-Strategie, die den Werterhalt über Generationen hinweg zum Fokus hat. Dies bedingt, dass Investments möglichst risikoarm sein müssen. Mit Sachwerten lässt sich dies relativ gut erreichen. Wir achten auch bei unseren Aktieninvestments auf diesen Aspekt. Wenn beispielsweise ein Versicherer wie Generali ein grosses Immobilienportfolio besitzt, ist dies bei unserer Anlagephilosophie und für unseren Fokus von Vorteil.
Ihre Spezialität sind in diesem Zusammenhang Investments in Wald und Farmland.
Wir haben seit drei Jahren einen eigenen Wald-Fonds, den wir unseren Kunden alsBeimischung empfehlen. Die Zielrendite beläuft sich auf 3 bis 5 Prozent nach Steuern. Die Rendite ergibt sich allein aus den Cash Flows der bewirtschafteten Waldflächen. Der Bodenwert ist da nicht mitgerechnet.
Wie genau funktioniert der Fonds?
Wir haben in Finnland eine Fläche von 17’000 Hektar Wald und in Uruguay eine von 1500 Hektar, die von unserer Tochterfirma Latifundium GmbH & Co KG verwaltet und bewirtschaftet werden. In Schottland befinden wir uns in der Due Diligence für eine weitere Waldfläche. Der Gewinnausschüttung aus der Bewirtschaftung dieser Wälder wird in der Rendite des Fonds abgebildet.
«Wir haben über ein Jahr gebraucht, um die geeigneten Waldflächen zu identifizieren und dafür 180 Einzelprojekte geprüft.»
Das heisst, Global Family Partners ist im Besitz dieser Wälder. Geschieht dies auch aus Risikoüberlegungen?
Richtig. Wir haben über ein Jahr gebraucht, um die geeigneten Waldflächen zu identifizieren und dafür 180 Einzelprojekte geprüft. Wir haben uns auch eine Reihe von Timber-Fonds angeschaut, die teilweise mit zweistelligen Renditeversprechen werben. Einige davon schienen uns unseriös. Unsere Auswahl basiert auf einer profunden Analyse. Unter anderem beurteilten wir das Länderrisiko und den Korruptionsgrad, die Diversifikation der Wald- und Baumsorten, die Infrastruktur sowie Erschliessung und Logistikkette. Vorgabe war eine Zielrendite von 3 bis 5 Prozent. Wir sind der Meinung, dies in unseren Fonds Global Family Value und Income gut abgebildet zu haben und unseren Investoren und damit unseren Kunden ein echtes Multi-Asset-Management anzubieten.
Die Preise für Wald sind in manchen Regionen in den letzten Jahren enorm gestiegen.
Ja. In der Schweiz, in Deutschland und in Österreich haben wir von Projekten abgesehen, weil wir aufgrund des Kaufpreises die Zielrendite wohl nicht erreicht hätten. In Kroatien oder Rumänien wiederum gab es interessante Projekte, doch wären wir dort möglicherweise mit bürokratischen Hürden, legalen und Korruptionsrisiken konfrontiert worden.
Die Tiefzinspolitik hat zu einem Run auf Sachwerte geführt. Sehen Sie das Risiko einer Asset Bubble im Waldbereich?
Es gibt Tendenzen, die auf eine Blasenbildung hinweisen. In gewissen Regionen hat sich der Preis für Grund und Boden innerhalb weniger Jahre verdreifacht. Die Immobilienpreise sind in Toplagen ja auch in schwindelnde Höhen gestiegen. Wir führen bei unseren Käufen immer eine eingehende Due Diligence durch. Dabei liegt unser Fokus auch nicht auf der Bodenpreisentwicklung, sondern auf der Rendite, die auf dem Boden erzielt wird.
Die Waldbewirtschaftung verlangt Managementkapazitäten vor Ort. Wie bewerkstelligen Sie das?
Unser General Manager in Uruguay ist Schweizer. Somit haben wir schon mal keine Sprachbarriere und es ergibt sich so eine gewisse kulturelle Nähe. In Finnland haben wir einen Service-Provider, das Holzwirtschaftsunternehmen UPM. Unsere Portfoliomanager sind zudem einmal im Quartal für das Controlling vor Ort. So haben wir eine direkte Kontrolle und sind immer auf dem neuesten Stand.
Inwiefern können Wetter- und Naturrisiken die Rendite beeinträchtigen?
Diese Risiken können die Rendite senken oder erhöhen. Wenn zum Beispiel der Borkenkäfer ganze Wälder in Regionen Europas zerlegt und unsere Flächen nicht betroffen sind, profitieren wir von Preissteigerungen. Wird nun aber viel Holz geschlagen, um die Schäden zu minimieren, senkt dies den Preis. Der Vorteil mit Wäldern ist aber, dass man mit dem Ernten warten kann, bis sich das Preisniveau wieder stabilisiert hat. Gegen Schäden sind wir zudem teilweise versichert.
«Was wir und unsere Kunden besonders mögen, ist die kaum vorhandene Korrelation mit den Finanzmärkten.»
Bleibt für Investoren das Problem der Illiquidität.
Auch dafür haben wir eine Lösung gefunden. Einer unserer Ankerinvestoren hat sich bereit erklärt, nach Ende der Laufzeit des Fonds den gesamten Waldbestand zu übernehmen. Es gibt ausserdem eine sogenannte Fallback-Option: Sollten wir gezwungen sein, Liquidität beschaffen zu müssen, könnten wir Wald-Assets an diesen Ankerinvestor innerhalb kurzer Zeit verkaufen.
Die Laufzeit des Fonds beträgt zehn bis 13 Jahre. Investoren binden ihr Kapital somit sehr lange.
Das ist genau im Sinne unserer Family Office-Kunden. Viele wollen, dass die Investments über Generationen gehalten werden können. Unsere Investoren im Global Family Value und Income können aufgrund der täglichen Handelbarkeit jederzeit kaufen und verkaufen.
Holz scheint als Rohstoff nicht besonders attraktiv. Was sind die Perspektiven?
Im Gegenteil! Was wir und unsere Kunden besonders mögen, ist die kaum vorhandene Korrelation mit den Finanzmärkten. Waldflächen bieten einen hervorragenden Sachwert, der vor Inflation weitgehend schützt. Holz ist ein Rohstoff, dessen Verbrauch kontinuierlich steigt – bis ins Jahr 2030 wird mit 4,3 Milliarden Kubikmeter gerechnet. 1965 waren es 1,5 Milliarden. Ich sehe drei Faktoren für die steigende Nachfrage: Das globale Bevölkerungswachstum und eine wachsende Mittelschicht in Schwellenländern, welche die Bauwirtschaft und den Bedarf nach Holzverarbeitungen steigert. Zweitens die Verknappung er Waldflächen. Und drittens die vermehrte Verwendung von Holz zur Energiegewinnung, vor allem in Europa.
Sie bieten auch Investitionsmöglichkeiten in Agrarland an.
Wir planen für kommenden Oktober einen neuen Fonds, der sich ausschliesslich auf das Thema Agrar- und Landwirtschaft konzentriert. Der UCITS-IV-Fonds wird in Aktien und Anleihen investieren, wobei wir die gesamte Agrar-Wertschöpfungskette abdecken wollen. Also Unternehmen, die Landwirtschaftsmaschinen, Saatgut und Pestizide oder auch Software für Landwirtschaftsbetriebe herstellen.
Damit vernachlässigen Sie aber den Sachwert-Charakter?
Nein. Ganz wichtig bei diesem Fonds ist, dass die Investitionen auch hier durch Sachwerte hinterlegt sind. Wir tun dies nur indirekt, indem wir in Aktien von Unternehmen investieren, die Farmland besitzen und betreiben. Also China Green oder Black Earth. Interessant finden wir auch die Mittelstandsanleihe des deutschen Unternehmens Tonkens Agrar, das Flächen in der Ukraine besitzt.
Dieser Fonds wird aber stärker korrelieren?
Ganz klar. Aber wir streben auch eine höhere Rendite an, fünf Prozent und mehr. Wir werden den Agrar-Fonds im Oktober zunächst mit zehn Millionen Euro ausstatten und sukzessive aufbauen.
«Wald und Agrarland haben gegenüber Kunst oder Wein den Vorzug, dass sie unabhängig von einer Geschmacksentwicklung in der Gesellschaft ihren Wert haben.»
Sie spüren eine grosse Nachfrage bei Ihren Kunden nach solchen Anlagelösungen?
Unsere Kunden stammen mehrheitlich aus dem Euroraum. Dieser ist bekanntermassen mit grossen Unsicherheiten behaftet, auch auf Grund des politischen Dissens in der EU, wie die Schuldenkrise gelöst werden soll. Wenn ein Family Office den Kapitalerhalt zum Ziel hat, konnte es in früheren Jahren am Anleihenmarkt risikoarm investieren. In diesem Tiefzinsumfeld liefern im Prinzip nur Aktien die notwendigen Renditen. Doch die Unsicherheiten in der EU sorgen für eine hohe Volatilität. Unsere Kunden wollen keine Volatilität, sondern stabile Renditen von 3 bis 5 Prozent. Das steht bei uns im Vordergrund.
Gerade im Umfeld von Forst- und Agrar-Investments ist es immer wieder zu Skandalen gekommen. Wie stellen Sie die Nachhaltigkeit sicher?
Unsere Kunden haben hier teilweise sehr hohe Ansprüche, die wir individuell erfüllen. Bei unseren Fonds beachten wir Aspekte der Nachhaltigkeit sehr stark und prüfen die Unternehmen auf die Einhaltung von Standards. Leider bleibt immer ein Restrisiko und man weiss erst hinterher, wenn beispielsweise ein Farmingunternehmen die geforderten Standards nicht eingehalten hat.
Von Anlagen in andere populäre Sachwerte wie Kunst, Oldtimer oder Wein sehen Sie ab?
Wald und Agrarland haben gegenüber Kunst oder Wein den Vorzug, dass sie unabhängig von einer Geschmacksentwicklung in der Gesellschaft ihren Wert haben. Wer kann mir versprechen, dass ein zeitgenössisches Werk eines Künstlers, für das heute Millionen bezahlt werden, in zehn Jahren überhaupt noch gefragt sein wird?
Wie gewichten Sie eine Wald-Anlage im Portfolio eines Kunden?
Wir würden immer raten, zwischen 5 und 10 Prozent des Vermögens zu investieren; als integraler Bestandteil eines Portfolios, in dem neben Aktien und Anleihen auch Cash und Edelmetalle enthalten sein sollten.
Der Gesprächspartner:
Alexander Freiherr von und zu Franckenstein, Geschäftsführer Focam München. Vor seinem Wechsel zu Focam Anfang Oktober 2011 war Franckenstein Geschäftsführer beim Schweizer Vermögensverwalter Ethna Capital. Insgesamt verfügt er über 20 Jahre Erfahrung in leitenden Positionen unter anderem bei den Banken Julius Bär und Sal. Oppenheim (heute eine Tochter der Deutschen Bank).
Das Unternehmen:
Die FOCAM AG ist als Multi Family Office auf die Vermögensberatung und Vermögensverwaltung von großen Vermögen – insbesondere Familienvermögen – spezialisiert. Focam wurde Mitte 2000 von Christian Freiherr von Bechtolsheim gegründet. Heute beschäftigt das Haus 21 Mitarbeiter an vier Standorten. Neben München ist das Unternehmen in Berlin, Frankfurt und Hamburg vertreten. Das verwaltete Vermögen liegt nach Angaben einer Sprecherin im einstelligen Milliardenbereich.