Alfred W. Moeckli, CEO bank zweiplus.
Von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Moeckli, die bank zweiplus hat das zweite volle Geschäftsjahr mit einem Gewinn von 1,6 Mio. Franken abgeschlossen, nach 7,8 Mio. Franken im Vorjahr. Wie bewerten Sie das Resultat?
Alfred W. Moeckli: Grundsätzlich gilt: Wir haben auch das zweite volle Geschäftsjahr mit einem Gewinn abgeschlossen. Mit Blick auf unseren Bruttogewinn liegen wir dann auch nur ganz leicht unter den letztjährigen Zahlen. Das ist für eine junge Bank ein durchaus erfreuliches Resultat. Ein Resultat aber auch, das uns nicht ausruhen lässt. Denn wir wollen wachsen, dazu bekennen wir uns uneingeschränkt.
Die bank zweiplus verwaltet ein Kundenvermögen von 5,7 Mrd. Franken. Wie erklären Sie sich den Abfluss von Kundengeldern in der Höhe von 280 Mio. Franken?
Die bank zweiplus betreibt zwei Hauptgeschäfte. Auf der einen Seite das Vertriebsgeschäft, das sehr pro-zyklisch agiert: Bei boomenden Börsen und einem optimistischen Wirtschaftsumfeld wächst dieses Segment überdurchschnittlich, bei Finanzkrisen und schwieriger Börsensituation bildet es sich aber auch überdurchschnittlich zurück. Gerade eine junge Bank ist den Aus- und Nachwirkungen einer Wirtschaftsbaisse in der dynamischen und auf Erfolg ausgerichteten Branche besonders ausgeliefert. So haben wir 2010 indirekt über unsere Vertriebspartner noch immer die Folgen der Finanzkrise zu tragen und spüren den damit einher gegangene Vertrauensverlust und die Fluchtbewegungen auch aus nur wenig riskanten Anlagen. Unser zweites Geschäft ist der Direktkunden-Bereich. Hier müssen wir unsere Angebote und Dienstleistungen noch attraktiver verpacken. Die beiden Geschäftsbereiche sind in einem intelligenten Nebeneinander strategisch gleichwertig.
Welche generelle Bilanz ziehen Sie nach den ersten zwei vollen Geschäftsjahren?
Zwei volle Geschäftsjahre: Das ist im Bankengesamtkontext noch kein Zeithorizont. Und doch ist es uns in dieser vergleichsweise sehr kurzen Zeit gelungen, die bank zweiplus mit ihrem neuartigen Geschäftsmodell als unabhängigen Produkt- und Abwicklungsbank im Markt einzuführen und bei Kunden und Partnern auf eine breite Akzeptanz zu stossen. Wenn wir nach der Neugründung jetzt einen ersten kurzen Zwischenhalt machen, können wir sagen: Wir sind gut aufgestellt.
«Wenn wir nach der Neugründung jetzt einen ersten kurzen Zwischenhalt machen, können wir sagen: Wir sind gut aufgestellt.»
Alfred W. Moeckli, CEO bank zweiplus
Wo sehen Sie im Schweizer Bankengeschäft die Positionierung der bank zweiplus und in welchen Bereichen sehen Sie Nischen für Ihre Bank?
Unsere Chance liegt darin, dass im Bankenumfeld alle den ganz grossen Kunden nachrennen. Das kleine und mittlere Kundensegment ist klar untervertreten. Mit einer attraktiven Preisgestaltung und modernen Kommunikationsinstrumenten kann in diesem Segment viel Kundenpotential gewonnen werden. Das ist unsere Chance. Die bank zweiplus ist kein Onlinebroker, aber wir sind im Preis-Leistungs-Verhältnis absolut führend.
Die bank zweiplus ist nach Eigendefinition eine moderne Bank – welches sind denn die Anforderungen von modernen Kunden?
Moderne Kunden verlangen nach Einfachheit, Transparenz und Kosteneffizient – nicht nur in Bankfragen, sondern in allen Lebensbereichen. Noch ist im Schweizer Bankengeschäft die Kostensensibilität der Kunden sehr tief. Tiefer als in anderen Ländern. Doch das wird sich ändern, wenn die Services elektronischer werden und damit im Preis einfacher zu vergleichen sind. Denn im Banking der Zukunft wird soviel wie möglich elektronisch abgewickelt, die persönliche Beratung ergänzt das Angebot.
«Moderne Kunden verlangen nach Einfachheit, Transparenz und Kosteneffizient – nicht nur in Bankfragen, sondern in allen Lebensbereichen.»
Welche strategischen Projekte stehen beim angestrebten Wachstumskurs im Vordergrund?
Für die bank zweiplus stehen kurz- und mittelfristig vier strategische Projekte im Vordergrund: Schärfung der Positionierung, Aufbau eines «next generation e-banking», weitere Automatisierung der Prozesse und Ausbau des Zinsdifferenzgeschäftes über alle Laufzeiten mit attraktiven Konditionen. Wir sind in Bewegung und müssen in Bewegung bleiben. Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Kundenservice und der Innovationsfreude. Wir wollen neue Ideen, Produkte und Dienstleistungen schnell umsetzen. Und damit den Kunden einen Mehrwert gegenüber der Konkurrenz bieten.
Sie streben eine Vermögensverwaltung mit höchster Flexibilität an. Wie wollen Sie sich dabei von der Konkurrenz unterscheiden?
Die Flexibilität, die wir mit den Multimanager-Strategien ermöglichen, ist schweizweit einzigartig. Denn die Multimanager-Strategien bieten eine Vermögensverwaltung mit renommierten Anlagespezialisten, die jederzeit unkompliziert gewechselt werden können, ohne dass die Bankbeziehung gewechselt werden muss. Die Multimanager-Strategien sichern sämtliche Vorteile einer Vermögensverwaltung auf hohem Niveau unabhängig von einer bestimmten Anlagesumme. Denn die Multimanager-Strategien ermöglichen ein hochklassiges Vermögensverwaltungsprodukt bereits ab einer einmaligen Anlagesumme von CHF 10 000 oder bei einem Sparplan ab monatlich CHF 100. Der Vermögensaufbau beruht auf den drei Ertrages- und Risikoprofilen «Konservativ», «Ausgewogen» und «Wachstum».
«Die Flexibilität, die wir mit den Multimanager-Strategien ermöglichen, ist schweizweit einzigartig.»
Was können wir uns unter „next generation e-banking“ vorstellen?
Unter «next generation e-banking» verstehen wir den konsequenten Ausbau des E-Banking, das nicht nur elektronische Transaktionen ermöglicht, sondern die bank zweiplus in die digitale Zukunft führt. Unsere Online-Services waren lange verbesserungsfähig. Doch wollen wir nicht nur unsere Schwächen beheben, wir wollen, basierend auf unserem Geschäftsmodell, neue Standards setzen. Wir werden die Interaktion mit den Kunden weiter verstärken. Und damit den Ansprüchen der modernen Kunden entsprechen. So ist bei der bank zweiplus beispielsweise seit Neuestem die Kontoeröffnung per Internet möglich. Ganz einfach, ganz bequem. In nur wenigen Schritten kann bei uns ein Konto eröffnet werden.
Sie sind Mitgründer von Swissquote und waren sechs Jahre VR-Präsident der mittlerweile von Swissquote übernommenen Tradejet AG. Könnte Online-Aktienhandel auch für die bank zweiplus zum Thema werden?
Swissquote und Tradejet sind die wenigen erfolgreichen Beispiele für Konzeptionen von Onlinebrokern. Klar ist, dass in Zukunft der Online-Kanal viel stärker miteinbezogen werden muss in den Businessmodellen der klassischen Retailbanken. Das gilt auch für die bank zweiplus. In erster Linie müssen die Online-Dienste und -Services verbessert werden. Denn es ist ein Einfaches zu erkennen, dass immer weniger Kunden eine Bankfiliale aufsuchen und damit immer mehr Dienstleistungen direkt aus dem Netz bezogen werden. Im Banking der Zukunft wird soviel wie möglich elektronisch abgewickelt, wo aber nötig, wird der perfekte persönliche Service geboten. Daran orientieren wir uns.
Sie lancieren im April ein Festgeld-Angebot. Welche Konditionen können Sie den potenziellen Kunden bieten?
Äusserst attraktive. Wir bieten Geldmarktanlagen bereits ab drei Monaten und bis zu fünf Jahren mit Zinsen an, die schweizweit zu den besten zählen. Der Zins richtet sich nach der Wahl der Laufzeit: 1.75% über fünf Jahre, 1.50% über vier Jahre, 1.25% über 3 Jahre und 1.00% über zwei Jahre. Bei Festgeldanlagen mit frei wählbarem Verfalltag zwischen 3 bis 12 Monaten bieten wir einen Zins von 0.75%. Die Kunden legen kurzfristige Liquiditätsüberschüsse ab CHF 10 000 fest an. Die Laufzeit und der Zinssatz werden im Voraus bestimmt. Die Laufzeit ist bindend, der Zinssatz ist garantiert. Sämtliche Basisdienstleistungen wie Kontoeröffnung, Kontoführung sowie Kontoabschluss- und -saldierung sind gebührenfrei. Damit ist Festgeld eine interessante Alternative zum Sparkonto. Denn der Zins auf die Festgeldanlage ist höher, die Kunden profitieren damit von einer höheren Rendite auf ihrem Anlagevermögen. Bei einem plötzlichen Liquiditätsbedarf kann eine Festgeldanlage jederzeit von uns belehnt werden. So ermöglichen wir, wenn nötig, die Verfügbarkeit, kombiniert mit höheren Zinsen.
Das Schweizer Bankwesen zählt zu den bedeutendsten der Welt. Durch die weltweite Finanzkrise war es grossen Verwerfungen ausgesetzt, nun werden höhere Anforderungen gestellt, die Grossbanken sollen neu reguliert werden, das Bankgeheimnis ist aufgeweicht worden. Wie sehen Sie die Zukunft des Swiss Banking?
Der Banken- und Finanzplatz Schweiz verfügt über eine grosse Tradition und einen enormen Erfahrungs- und Kompetenzvorsprung gegenüber allen Mitbewerbern um die Spitzenposition. Mit dem von Seiten der Politik eingeleiteten Prozess kommen wir nicht um Anpassungen und zusätzliche Regulierungen herum. Es muss uns aber gelingen, die neuen Anforderungen derart umzusetzen, dass sie uns weiter zum Vorteil sind. Dann bleibt das Swiss Banking unangefochten das Mass aller Dinge weltweit.
Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchses ein?
Wir leben in einer globalisierten Welt. Der Wettbewerb der Führungstalente ist entsprechend ebenfalls globalisiert. Die Schweizer werden sich künftig gegen eine internationale Konkurrenz durchsetzen müssen, die längst nicht mehr nur aus Europa oder den USA kommt. Entsprechend wichtig ist es, den Bildungsstandort Schweiz weiter zu stärken. In Sachen Mobilität und Leistungsbereitschaft sind uns internationale Kandidaten oftmals überlegen.
Wie wichtig ist Diversity für Ihr Unternehmen und welche Massnahmen sind in Ihrem Unternehmen zum Thema geplant oder schon umgesetzt?
Als modernes Unternehmen ist für uns Diversity eine gelebte Selbstverständlichkeit.
Herr Moeckli, besten Dank für das Interview.
Zur Person
Alfred W. Moeckli (51) ist seit 2010 Chief Executive Officer (CEO) der bank zweiplus, in deren Verwaltungsrat er seit der Gründung Einsitz hatte. Zuvor war er als Chief Operating Officer (COO) und Head Institutional and Treasury stellvertretender CEO der Falcon Private Bank. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Credit Suisse war Alfred W. Moeckli in Führungspositionen im Bereich Handel und Sales bei verschiedenen Banken in der Schweiz tätig. Er gründete die Beteiligungsgesellschaft Alpine Select AG und als Mitgründer die Swissquote Group, er lancierte als Geschäftsführer den Online Broker Swissquote Trade und war CEO der Swissquote Bank. Von 2004 bis 2010 war er Verwaltungsratspräsident der Tradejet AG.
Zum Unternehmen
Die bank zweiplus mit Sitz in Zürich ist als Produkt- und Abwicklungsplattform für Finanzprodukte in der Schweiz führend. Sie bietet freien Finanzdienstleistern, Vermögensverwaltern und Versicherungen eine unabhängige Plattform mit massgeschneiderten Finanzlösungen. Für Direktkunden deckt sie das gesamte Bankdienstleistungsspektrum ab. Per Ende 2010 betreute sie Kundenvermögen in Höhe von CHF 5.7 Milliarden und beschäftigte 143 Mitarbeitende. Die bank zweiplus wurde am 1. Juli 2008 gegründet und ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Bank Sarasin & Cie AG, Basel, (Anteil 57.5%) und Falcon Private Bank Ltd., Zürich (Anteil 42,5%).