Alfred W. Moeckli, CEO VP Bank, im Interview

Alfred W. Moeckli, CEO VP Bank, im Interview
Alfred Moeckli, ehemaliger CEO VP Bank. (Foto: VPB)

Alfred W. Moeckli, CEO VP Bank. (Foto: VP Bank)

von Robert Jakob

Moneycab.com: Herr Moeckli, wenn die VP Bank ihr Hauptziel betreute Kundenvermögen von 50 Milliarden Franken erreichen will, braucht es in etwa eine Steigerung von 50 Prozent. Gibt es dafür eine Art Fünfjahresplan?

Alfred W. Moeckli: Unsere Mittelfristplanung basiert auf der Strategie 2020. Diese sieht sowohl organisches Wachstum als auch Wachstum durch Zukäufe vor, um unsere betreuten Kundenvermögen innert nützlicher Frist auf 50 Milliarden Franken zu steigern. Wir verfolgen daher die Konsolidierung in der Finanzbranche aktiv mit und werden sich uns bietende Chancen gezielt nutzen. Ebenso treiben wir aber auch die Internationalisierung voran. Dies mit dem Ziel, den Ertragsanteil unserer ausländischen Zielmärkte mittelfristig von heute 35 Prozent auf 50 Prozent des Gesamtgeschäftes anzuheben.

Im laufenden Jahr wollen Sie besonders den Schweizer Markt stärker bearbeiten. Wo sehen Sie erste Erfolge?

Der Zielmarkt Schweiz ist für die VP Bank Gruppe von grosser Bedeutung. Seit 2014 wurden mehrere personelle und organisatorische Massnahmen getroffen, um die Effizienz in der Marktbearbeitung zu erhöhen und die Kundenbasis weiterzuentwickeln. Der Erfolg dieser Massnahmen zeigt zusehends Wirkung, auch in der Netto-Neugeldentwicklung. Zudem nutzen wir die Möglichkeiten, die uns der EU-Pass bietet. Durch die sogenannte Freistellung der VP Bank (Schweiz) AG können wir hier, mit Vermittlung durch das Stammhaus in Liechtenstein, aktiv Kunden in Deutschland akquirieren und diese grenzüberschreitend betreuen.

«Wir wollen den Ertragsanteil unserer ausländischen Zielmärkte mittelfristig von heute 35 Prozent auf 50 Prozent des Gesamtgeschäftes steigern.»
Alfred W. Moeckli, CEO VP Bank

Neben der Schweiz ist Luxemburg Ihr wichtigstes europäisches Standbein. Die Hexenjagd auf bankenstarke Kleinstaaten scheint sich von Liechtenstein auf Luxemburg verschoben zu haben. Spüren Sie davon etwas?

Luxemburg ist wie Liechtenstein ein sogenannter «Early Adopter»-Staat in Bezug auf den automatischen Informationsaustausch. Deshalb verspüren wir hier keinen besonderen Druck im Bereich Privatkunden. Luxemburg steht viel mehr im Fokus im Bereich der steueroptimierten Holdingstrukturen für Grosskonzerne – und dies trifft uns als Privatbank nicht. Hinzu kommt, dass Luxemburg einer der drei Bankenplätze neben Frankfurt und Paris ist, welcher von den Migrationsbewegungen nach dem Brexit profitieren wird.

Im Grossherzogtum sind Sie vor allem im Fondsgeschäft aktiv. Wird dies dort stärker wachsen als in Liechtenstein, wo Sie ja auch ein Kompetenzzentrum für Fonds haben?

Luxemburg ist hinter den USA der zweitgrösste Fondsstandort weltweit. Unser gruppenweites Fondskompetenzzentrum VP Fund Solutions wird daher von Luxemburg aus geleitet, und wir erwarten an diesem Standort auch das grössere Wachstum. Auch hier wird Luxemburg neben Irland ein Profiteur des Brexit sein.

Der Gewinnvortrag von 50 Millionen hat Ihre sichere Eigenkapitaldecke weiter anwachsen lassen. Was könnte nach der im Januar erfolgreich abgeschlossenen Integration der Centrum Bank neu auf dem Akquisitionsprogramm stehen?

Im Vordergrund steht die Übernahme von ausgewählten Akquisitionsobjekten sowie Portfolios und Beratungsteams. Diese müssen hinsichtlich Standort, Kundensegmenten und Zielmärkten klar zur strategischen Ausrichtung der VP Bank Gruppe passen. Mit unserer hervorragenden Kapitalbasis können wir betreute Kundenvermögen von bis zu 25 Milliarden Franken problemlos akquirieren. Dabei denke ich insbesondere an unsere Zielmärkte Liechtenstein, Schweiz und Luxemburg.

«Wir halten momentan bewusst eine extrem hohe Kernkapitalquote, um jederzeit bei Akquisitionsmöglichkeiten zuschlagen zu können.»

Abschreibungen auf den immateriellen Vermögenswerten stiegen im letzten Jahr etwas, und zwar wegen der Fusion mit Centrum Bank. Ich nehme an, dass sie fürs laufende Jahr wieder sinken werden, oder?

Wir hatten im letzten Jahr einen Anstieg aufgrund der Fusion mit der Centrum Bank. Im 2016 werden die Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte sinken, vor allem aufgrund tieferer Abschreibungen auf Software.

Die bereits nach Basel III berechnete Kernkapitalquote Tier 1 betrug per 31. Dezember 2015 24.4 Prozent. Das ist ein absoluter Spitzenwert. Was können Schweizer Banken davon lernen?

Sicherheit und Stabilität sind für die VP Bank seit jeher von enorm hoher Wichtigkeit. So verfügt die Gruppe über Eigenmittel, die weit über den internationalen Standards liegen. Zudem haben wir von Standard & Poor’s ein «A–»-Rating für unsere Finanzstärke erhalten. Wie wichtig eine solide Kapitalbasis ist, hat sich besonders seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 gezeigt. Immer wieder werden die Banken hinsichtlich der Kapitalanforderungen mit noch strikteren, regulatorischen Vorgaben konfrontiert. Und auch die Kunden haben seither ein komplett verändertes Sicherheitsempfinden. Finanzstarke Banken haben vor diesem Hintergrund einen zunehmend grösseren Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern. Selbstverständlich ist ein so hoher Wert nicht förderlich für einen hohen Return on Equity-Wert. Wir halten momentan jedoch bewusst diesen hohen Wert, um jederzeit bei Akquisitionsmöglichkeiten zuschlagen zu können.

«Luxemburg wird neben Irland ein Profiteur des Brexit sein.»

Die Schweizer Grossbanken wollen beide stark das Asiengeschäft fokussieren. Die VP Bank hat eine Niederlassung in Singapur. Was erwarten Sie von ihr?

Sehr viel, denn besonders im südostasiatischen Raum sehen wir nach wie vor grosse Chancen für die Neukundengewinnung. Der Fokus liegt hier auf dem lokalen asiatischen Markt, wobei dem Intermediärgeschäft ein besonderes Gewicht zukommt. In den letzten zwei Jahren haben wir zusätzliche Teams engagiert und die verstärkte Marktbearbeitung zeigte bereits letztes Jahr beachtliche Erfolge. Entsprechend schreiben wir an diesem Standort auch schon schwarze Zahlen. Zukünftig werden wir hier weitere Beraterteams akquirieren, um unser organisches Wachstum in Asien voranzutreiben.

Die VP Bank hat das Verhältnis von fixer zu variabler Vergütung von derzeit 1:1 neu auf 1:2 festgelegt. Steht das nicht im augenblicklichen Zeitpunkt etwas quer in der Landschaft?

Von der Schweiz aus gesehen mag dies sonderbar sein. In Liechtenstein gelten aber europäische Normen und die grosse Mehrheit der europäischen Banken hat diese Norm bereits eingeführt. Das Verhältnis von fixer zu variabler Vergütung liegt bei Privatbanken in der Schweiz übrigens meist deutlich über 1:2. Die Gesamtvergütung muss wettbewerbsfähig ausgestattet sein und soll in angemessener Relation zum Markt stehen. Um den Führungskräften einen konkurrenzfähigen Lohn gewährleisten zu können, haben die Aktionäre an der letzten Generalversammlung denn auch mit über 99 % der Möglichkeit zugestimmt, maximal das doppelte an variabler Entschädigung gegenüber dem Fixlohn auszuzahlen. So kann die VP Bank auf positive aber auch auf negative Entwicklungen flexibel reagieren, ohne dabei die Fixsaläre anzupassen.

«Wir investieren verstärkt in neue digitale Tools im Bereich Zahlungsverkehr, Handel und Kundenkontakt.»

Zu Online-Pionierzeiten waren Sie CEO von Swissquote. Wie stark sehen Sie die Zukunft der VP Bank im Online-Banking?

Digitalisierung sowie IT-basierte Prozesse und Lösungen sind in der Bankenwelt heutzutage nicht mehr wegzudenken. Als Bank sind wir hier intern und extern gefordert. Intern gilt es die Prozesse laufend zu optimieren, um die Kosten im Griff zu halten. Und extern haben sich mit der fortschreitenden Digitalisierung auch die Kundenbedürfnisse massiv verändert. Die Kunden sind heute informierter und mobiler, verlangen nach einer hohen Erreichbarkeit und Flexibilität in den Kommunikationswegen. Wir investieren daher verstärkt in neue digitale Tools im Bereich Zahlungsverkehr, Handel und Kundenkontakt. Zudem optimieren wir laufend unsere bewährten e-banking und e-banking mobile Systeme. Ein intelligentes Zusammenspiel von den verschiedenen Kanälen wird das Erfolgsmodell sein. Die VP Bank wird sich aber nicht zu einer reinen Online-Handelsplattform entwickeln. Der persönliche Kontakt zu den vermögenden Kunden wird weiterhin wichtig bleiben.

Kannibalisiert das Online-Geschäft nicht die Bankcourtagen und weiter indirekt das Fondsgeschäft?

Ja, in gewissen Bereichen ist das so. Das reine Börsengeschäft wird tendenziell günstiger. Die wegfallenden Erträge werden aber durch andere Erträge ersetzt werden. Die fehlende Quersubventionierung durch den Bodensatz auf den Einlagen trifft die Banken übrigens noch viel mehr.

Zur Person:
Alfred W. Moeckli, Schweizer, geboren am 2. Juli 1960 ist seit 1. Mai 2013 CEO bei der in Vaduz ansässigen VP Bank. Zuvor war er während drei Jahren CEO bei der bank zweiplus ag in Zürich. Von 1999 bis 2002 war Moeckli auch CEO der Swissquote Bank und gründete zwei Jahre später die Trading-Plattform Tradejet, welche von Swissquote 2010 übernommen wurde. Alfred W. Moeckli verfügt über einen Master of Business Administration der Northwestern University, Evanston, Illinois, USA.

Zur VP Bank:
Die VP Bank AG wurde 1956 gegründet und ist heute weltweit an sieben Standorten vertreten. Zu ihren Kernkompetenzen zählen die massgeschneiderte Vermögensverwaltung und Anlageberatung für Privatpersonen und Intermediäre. Die Bank verfügt über eine solide Bilanz und Eigenmittelausstattung. Die VP Bank ist an der Schweizer Börse SIX kotiert und hat von Standard & Poor’s ein «A–»-Rating erhalten.

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