Alwin Meyer, Gründer swisspeers, im Interview

Swisspeers

Die Swisspeers-Gründer Alwin Meyer, Stefan Nägeli und Andreas Hug (v.l.n.r./Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Meyer, Ihre Crowdlending-Plattform swisspeers ist mit dem Devisenmarktplatz Amnis eine Partnerschaft eingegangen. Gemeinsam wollen Sie KMU den Umgang mit Währungsungleichgewichten erleichtern. Wie geht dies von statten?

Alwin Meyer: Die Geschäftsentwicklung vieler KMU wird von Währungseinflüssen geprägt. Während sie am allgemeinen Wechselkursverhältnis nichts ändern können, erlaubt unser mit Amnis angebotenes Produkt eines Kredits mit Währungswechsel eine Absicherung gegen Wechselkursschwankungen. Das bedeutet, dass ein KMU, welches in Euro einkauft und in Schweizer Franken verkauft, bei uns ein Darlehen in Euro aufnehmen und in Franken zurückzahlen kann. Damit immunisiert sich das KMU während der Laufzeit des Kredits gegen Währungsschwankungen. Bei einem zweiten Anwendungsfall hat das KMU Erträge in Euro, die Produktionskosten fallen aber in Franken an. In diesem Fall kann sich das Unternehmen den Kreditbetrag in Franken auszahlen lassen, den Kredit über die Laufzeit aber mit Euro amortisieren. Auch hier ist das Ergebnis wiederum Planungssicherheit.

Wie ist die Idee dazu entstanden?

Wir haben immer wieder von KMU gehört, dass sie mit Wechselkursschwankungen konfrontiert sind. Dies nicht nur von klassischen Exportfirmen, sondern auch von Unternehmen im grenznahen Raum aus verschiedensten Branchen. Die Gründer von Amnis kennen wir seit längerem und so haben wir die Idee innerhalb kürzester Zeit zusammen umgesetzt.

«Seit Juni 2016 haben wir über 40 Kreditprojekte im Volumen von mehreren Millionen Franken durch die Investments einiger hundert Anleger finanzieren können.»
Alwin Meyer, CEO swisspeers

Ziel von swisspeers ist es seit der Gründung im August 2015, Lösungen für den Kreditbedarf von KMU zu schaffen. Welche Bilanz ziehen Sie zum aktuellen Zeitpunkt?

Genau, im August 2015 haben wir mit der Entwicklung der Plattform gestartet und sind im Juni 2016 mit unserem Angebot an den Markt gegangen. Seither haben wir über 40 Kreditprojekte im Volumen von mehreren Millionen Franken durch die Investments einiger hundert Anleger finanzieren können. Daran gemessen, dass wir monatlich hunderte von Zahlungen zwischen Kreditnehmern und Kreditgebern abwickeln und noch nicht einen Tag im Verzug waren, sind wir mit unserem Start sehr zufrieden. Wir sehen auch, dass wir die Bedürfnislage am Markt richtig eingeschätzt haben. Das stimmt uns zuversichtlich für die Zukunft.

Welche Rückmeldungen haben Sie von den KMU einerseits, von den Investoren andererseits?

Wir erhalten permanent positives Feedback von allen Seiten und auch immer wieder sehr guten Input mit Erweiterungsvorschlägen. Da wir unsere IT-Plattform in der Schweiz inhouse entwickeln, sind wir sehr schnell in der Umsetzung neuer Ideen. Sowohl KMU als auch die Investoren schätzen vor allem die Transparenz, die unser Modell für KMU-Kredite erlaubt. Das fördern wir auch über unsere Peerevents, bei denen sich Anleger und Kreditnehmer, aber auch alle an unserem Modell interessierten Personen treffen können. Da wurde schon das eine oder andere Geschäft zwischen Investoren und KMU in der realen Welt angebahnt – für einmal abseits unserer Online-Plattform.

Würden Sie uns das Geschäftsmodell kurz erläutern?

Swisspeers ist eine unabhängige Peer-to-Peer-Plattform, die es Unternehmen erlaubt, bei Anlegern direkt – also ohne Zwischenschaltung eines Finanzinstituts – Fremdkapital zu beschaffen. Anlegern bietet Swisspeers die Möglichkeit, interessant verzinste Direktinvestitionen in kleine und mittlere Unternehmen zu tätigen. Für KMU ist das eine neue Kreditquelle, für Investoren eine alternative Anlagemöglichkeit mit attraktivem Risiko-Rendite-Profil. Gleichzeitig trägt unser Konzept zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Schweiz bei, weil wir stark auf KMU fokussiert sind, die wichtigste Unternehmensgruppe in unserer Volkswirtschaft. Swisspeers selbst finanziert sich über eine Abschlusskommission, die bei erfolgreicher Finanzierung eines Kreditprojekts fällig wird. Ferner erhalten wir eine Kommission auf den jeweiligen Rückzahlungen. Ersteres finanziert unsere Kreditqualitätsanalyse und letzteres das ganze Handling der Darlehensverträge während ihrer Laufzeit.

«Da wir unsere IT-Plattform in der Schweiz inhouse entwickeln, sind wir sehr schnell in der Umsetzung neuer Ideen.»

Finanziert werden Firmenkredite ab 50’000 Franken. Gibt es eine Grenze nach oben?

In der Theorie gibt es keine Obergrenze, in der Praxis momentan aber sehr wohl. Bisher sind wir durch die Bankengesetzgebung auf maximal 20 Investoren pro Kreditnehmer limitiert. Für einen Kredit von 200‘000 bis 300‘000 Franken muss also jeder Investor 10‘000 oder 15‘000 Franken investieren wollen. Um mit solchen Kredittranchen aber ein diversifiziertes Kreditportfolio aufzubauen, muss ein Investor dann insgesamt über 100‘000 Franken anlegen. Nicht alle engagieren sich so stark. Allerdings wird diese 20er-Regel wohl bald abgeschafft. Dann ist es unser Ziel, Kredite bis zu einer Million Franken finanzieren zu können.

In welcher Grössenordnung bewegen sich die meisten Kredite?

Aktuell hat unser Durchschnittskredit ein Volumen von rund 130‘000 Franken.

Wie sieht es mit der Ausfallrate aus?

Bisher haben wir keine Zahlungsverzögerungen oder Ausfälle zu verzeichnen. Wenn man bedenkt, dass unsere Kredite unbesichert sind und in der Schweiz jährlich knapp ein Prozent der KMU Konkurs geht, muss man als Investor in KMU-Kredite aber davon ausgehen, dass früher oder später auch mal ein Kredit ausfällt.

Die Kreditbeurteilung nimmt swisspeers selber vor? Wie gehen Sie vor?

Wir sehen die Kreditbeurteilung aus folgenden Gründen als eine der Kernkompetenzen von swisspeers:

«Wir sind selber erstaunt, aus wie vielen verschiedenen Branchen unsere Kreditnehmer kommen.»

Zeigen sich KMU aus bestimmten Branchen besonders interessiert?

Wir sind selber erstaunt, aus wie vielen verschiedenen Branchen unsere Kreditnehmer kommen. Die drei meist vertretenen Branchen sind die IT/Kommunikationsbranche, der Detailhandel und das Immobilienwesen. Diese drei machen knapp die Hälfte des Portfolios aus. Über zehn weitere Branchen ergeben den grössten Rest.

Gibt es ein Projekt, welches Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Wir haben einige spannende Projekte finanziert. Am eindrücklichsten ist mir die Vinicultura Cadonau in Erinnerung, welche wir auch auf unserer Website vorstellen. Hanspeter Cadonau ist eigentlich Tunnelbauer. Er schafft es aber, daneben einen gehobenen, nachhaltigen Weinbau in Quinten am Walensee aufzubauen. Die finanztechnische Herausforderung war, dass die Rebberge der Tunnelbaufirma von Hanspeter Codonau gehörten. Trotzdem konnten wir Hanspeter die Hagelnetze für seine Rebberge finanzieren. Die in den Rebbergen zur Unkrautvertilgung eingesetzten Wollschweine sind übrigens in Wurstform im Globus erhältlich.

Wie gut kennen Sie die Investoren? Handelt es sich dabei um Privatpersonen oder eher um institutionelle Anleger?

Unserer Kredite werden bisher primär von Privatpersonen finanziert. Wir möchten auch in Zukunft primär mit Privatpersonen arbeiten, werden aber sicher auch den einen oder anderen institutionellen Anleger mit an Bord holen. Dabei konzentrieren wir uns auf solche, die unsere Mission mittragen und nicht reine Finanzinvestoren sind.

Können Sie uns etwas über die erzielten Renditen sagen?

Aktuell ist unser Gesamtkreditportfolio mit 5,4 Prozent verzinst.

Letzte Frage: Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung der Fintech-Branche hierzulande?

Soweit ich das beurteilen kann, verfügen wir über eine sehr lebendige und innovative Fintech-Szene. Ich bin auch sehr dankbar und froh, dass die regulatorischen Hürden insbesondere Dank der Verbandsarbeit von Swiss Finance Startup Association und Swiss Fintech Association zügig aus dem Weg geräumt werden. Ich glaube die Branche hat eine rosige Zukunft und Finanzdienstleistungen haben die Chance, echte und kundenzentrierte Dienstleistungen zu werden.

Herr Meyer, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Alwin Meyer ist einer drei Gründer von swisspeers. Zuvor führte eine Geschäftseinheit in einer global tätigen Softwarefirma, die auf die Entwicklung und Einführung von Standardsoftware für das finanzielle Risikomanagement in Finanzinstituten spezialisiert ist. Weitere Erfahrungen sammelte Alwin Meyer ausserdem in der Risikomanagement Beratung, im Produktmanagement und im Vertrieb. Meyer hat an der Universität St. Gallen Banking studiert.

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