Amin Amini, Co-Founder und CEO LOXO, im Interview

Amin Amini, Co-Founder und CEO LOXO, im Interview
Amin Amini, Co-Founder und CEO LOXO. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Amini, mit dem autonomen Lieferfahrzeug LOXO Alpha lancieren Sie im kommenden Frühling die erste kommerzielle Anwendung eines autonomen Fahrzeugs für die Letzte Meile im Warentransport. Wie können wir uns die Funktionalität des Fahrzeugs vorstellen?

Amin Amini: LOXO Alpha ist ein elektrisches, autonomes Fahrzeug. Es verfügt über die neuste autonome Fahrzeugtechnologie und ist beispielsweise das erste weltweit, welches einen solid-State-LiDAR einsetzt. Das ist ein Quantensprung! Das Fahrzeug fährt selbstverständlich autonom aber unsere Sicherheitsstrategie hat uns dazu motiviert auch eine Operationszentrale entwickeln. Diese ermöglicht einem geschulten Mitarbeiter, das Fahrzeug jederzeit zu überwachen und im Notfall eingreifen zu können. LOXO Alpha ist zwar unbemannt unterwegs – aber es ist noch ein «human in the loop».

Wie sieht es mit der Reichweite aus?

Unser Fahrzeug verfügt über eine Reichweite von 110 km, was für die ersten Anwendungen mehr als genug sein wird.

Welche Vorteile ergeben sich durch den Einsatz des LOXO Alpha für Warenanbieter einerseits, für E-Commerce-Kunden andererseits?

Zurzeit liefern Warenanbieter meist äusserst unprofitabel, ausgelöst durch hohe operationelle Kosten. Zusätzlich ist aufgrund der Fahrerknappheit die Skalierbarkeit der Lieferlösungen oft nicht gegeben. Fehlende Skalierbarkeit schränkt die Warenanbieter zusätzlich in ihrer Flexibilität ein «on demand/same day» liefern zu können. Da setzt LOXO an: Wir ermöglichen den Warenanbietern, ihre Ware ökonomisch rentabel, flexibel und nachhaltig zu liefern. Da haben alle etwas davon, auch die E-Commerce Kunden. Schliesslich können sie dadurch ihre Ware on demand, günstiger und zudem noch nachhaltiger erhalten.

«Wir ermöglichen den Warenanbietern, ihre Ware ökonomisch rentabel, flexibel und nachhaltig zu liefern.»
Amin Amini, Co-Founder und CEO LOXO

Für welche Waren eignet sich das Transportmittel und wie flexibel ist LOXO Alpha auf verschiedene Güter anpassbar?

Wir sehen die optimale Anwendung von LOXO Alpha in der Letzten Meile für Lebensmittel, Post, Essen, Pakete jeglicher Grösse, sowie in B2B Hub/Hub Lieferungen. Das LOXO Alpha ist zudem sehr flexibel in seinem Innendesign und kann beliebig angepasst werden, und zwar in kürzester Zeit. So können die Boxengrössen mit ein paar wenigen Handgriffen angepasst werden.

Unbemanntes Fahren ist komplex. Welche Technologien setzen Sie ein, damit Lieferungen ohne Fahrer und trotzdem sicher zugestellt werden können?

Unbemannt ist das richtige Wort. Wir nennen es gerne «human in the loop»: Unsere Operationszentrale verfügt über einen geschulten Mitarbeiter, welcher das unbemannte Fahrzeug überwacht und im Notfall kontrollieren kann. Dieser Operator hat eine 360° Übersicht rund ums Fahrzeug.

Ein autonomes Fahrzeug muss wie ein «normaler» Fahrer verstehen, wie seine Umgebung aussieht, wie es auf bestimmte Situationen reagieren muss und wo es sich befindet. Dies ermöglichen wir unserem LOXO Alpha durch eine Kombination von solid-State LiDAR, Kameras, Radar und Sonars. Jede dieser Technologien hat ihre spezifische Aufgabe und ermöglicht dem LOXO Alpha zu sehen und richtig zu reagieren – auch bei schlecht Wetterbedingungen. Die Lokalisation des Fahrzeugs wird durch eine Kombination von GNSS (Global Navigation Satellite Systems) und IMU erreicht.

«Ein autonomes Fahrzeug muss wie ein «normaler» Fahrer verstehen, wie seine Umgebung aussieht, wie es auf bestimmte Situationen reagieren muss und wo es sich befindet.»

Wie lange planen Sie teleoperiert und überwachte Fahrten?

Die Teleoperation, wobei ein Fahrer ein Fahrzeug überwacht, ist eine kurzzeitige Massnahme. Mit der Zeit wird ein Teleoperator dann zum Telesupervisor, wo er nur noch überwacht und entsprechend mehrere Fahrzeuge gleichzeitig überwachen kann. Alles andere würde aus ökonomischer Sicht keinen Sinn machen.

Welche Herausforderungen galt es von rechtlicher Seite her zu überwinden, damit LOXO Alpha in den Dienst gestellt werden kann?

LOXO Alpha wurde wie jedes Strassenfahrzeug auf seine Strassentauglichkeit getestet. Zudem wurden die autonomen Funktionalitäten geprüft. Es hat alle vom ASTRA auferlegten Tests ausnahmslos bestanden. Das war, glaube ich, die grösste Hürde.

Welchen Einfluss können schwierige Wetter- und Strassenverhältnisse haben, beispielsweise durch Schnee, Glätte oder Nebel?

Unsere Technologie ist darauf ausgerichtet, mit schlechten Wetterverhältnissen umzugehen. Das ist dank LOXO Alphas einmaliger Sensorik-Kombination kein Problem.

Wenn sich nun ein Warenanbieter für den Einsatz von LOXO Alpha entscheidet. Was erhält er über das Fahrzeug oder die Fahrzeuge hinaus?

Der Warenanbieter bekommt ein Service Paket für Reparatur und Instandhaltung. Zudem bieten wir ein Software Paket an, bei dem die Automation Software und Updates inklusive sind. Ein weiterer Service wäre die Integration von unserem Fahrzeug in aktuelle Prozesse des Warenanbieters, End-End Integration der IT und Unterstützung bei Bewilligungsarbeiten.

Wie ist die Idee zu einem elektrischen, autonomen Lieferfahrzeug überhaupt entstanden?

Im Forschungsinstitut unserer Fachhochschule haben wir bereits seit 2018 an autonomer Fahrzeugtechnologie und Software geforscht und als wir dann 2020 die Resultate unserer Forschung vor Augen hatten, wurde uns klar: Das ist ein fast marktreifes Produkt und wir brauchen eine wirtschaftlich sinnvolle Anwendung. Nach Marktanalysen haben wir im E-Commerce den grössten Bedarf und das grösste Potential an autonomen Fahrzeugen gesehen und da wir auch einen Background in der Automobil-Industrie haben, hat das gepasst. Dass es ein elektrisches Fahrzeug wird, lag auf der Hand.

«Privatinvestoren haben alle «smart money» investiert und Erfahrung im Schweizer Ökosystem der Logistik- und der Automobil-Branche.»

Wie lange hat die Entwicklung gedauert und wie wurde sie finanziert?

Im Mai 2021 wurde LOXO von uns drei Co-Founders gegründet. Die nächsten zwei Jahre haben wir die erwähnten Forschungsresultate weiterentwickelt und marktreif gemacht. LOXO ist eine Aktiengesellschaft und wurde grösstenteils von Privatinvestoren finanziert. Diese Privatinvestoren haben alle «smart money» investiert und Erfahrung im Schweizer Ökosystem der Logistik- und der Automobil-Branche.

Wenn im Frühling die ersten Fahrzeuge rollen, dürfte es sich um eine Europa-Premiere handeln. Peilen Sie neben der Schweiz auch eben diesen europäischen Markt an?

Das ist so! Natürlich ist unser primärerer Fokus auf dem Schweizer Markt, aber auch auf ein paar Schlüsselmärkten wie Deutschland, Österreich und England.

Herr Amini, wir bedanken uns für das Interview.

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