André Lüthi, CEO Globetrotter

André Lüthi, CEO Globetrotter

André Lüthi, CEO Globetrotter Travel Service AG. (Bild: Globetrotter)

Moneycab: Herr Lüthi, «Reisen ist Sehnsucht nach dem Leben», zitieren Sie Kurt Tucholsky in Ihrem Firmenvideo. Sind Sie ein Lebensvermittler?

André Lüthi: Nein, aber jemand der überzeugt ist, dass das Reisen eine der besten Lebens- und Persönlichkeitsschulen ist.

In einem Alter, in dem andere zum Geschäftsführer aufsteigen, übergeben Sie Ende Jahr das Zepter von Globetrotter Travel Services AG an Dany Gehrig und übernehmen gleichzeitig das Verwaltungsratspräsidium von Walter Kamm, wobei Sie CEO der Holdinggesellschaft Globetrotter Group AG bleiben. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Zwei Beweggründe.
Erstens: Ich habe verschiedenste Aufgaben in der Holding, die mich zeitlich sehr beanspruchen. Synergien schaffen unter den neuen Unternehmen, z. B. in den Bereichen Marketing, IT, Einkauf, die Weiterentwicklung der Globetrotter Group sowie das Coaching der neun Geschäftsleiter. Die Group erwirtschaftet mittlerweile 240 Mio Umsatz und beschäftigt 400 Mitarbeitende.

Zweitens: Der Glücksfall Dany Gehrig. Wir lernten uns während einer Expedition in Tibet sehr gut kennen und für mich war klar, dass er der richtige Mann für meine Nachfolge ist. Dany Gehrig überzeugte mich als Mensch und durch seine Führungskompetenz.

«Grenzen sehe ich keine – aber ein Wachstum muss Sinn machen. Es ist gut möglich, dass das Gesamtkunstwerk Globetrotter Group noch weiter wächst.»
André Lüthi, CEO Globetrotter

Was 1974 in einer Zürcher Velokeller begonnen hat, ist mittlerweile zu einer umfassenden Gruppe mit neun Gesellschaften und rund 400 Mitarbeitenden gewachsen. Wo bzw. wie möchten Sie weiter wachsen und wo sehen Sie die Grenzen des Wachstums erreicht?

Grenzen sehe ich keine – aber ein Wachstum muss Sinn machen. Es ist gut möglich, dass das Gesamtkunstwerk Globetrotter Group noch weiter wächst – im speziellen sind die Nischen sehr interessant und auch klar in unserem Fokus.

Lässt sich bereits ein erstes Fazit zum Geschäftsjahr 2012 ziehen?

Ja, wir werden den Umsatz beim Globetrotter Travel Service nochmals um rund 6 % steigern können und bei der Group um rund 4%.

Mit dem Aufkommen des Internets Mitte der 90-er Jahre wurde das klassische Reiseberatungsgeschäft totgesagt. Schaut man Globetrotter an, scheint das Gegenteil eingetreten zu sein. Trotzdem: Wie gross ist bei Ihnen der Anteil an Online-Buchungen im Verhältnis zum Gesamtvolumen?

Er beträgt im Moment 5%. Für uns ist klar – wir machen das, was das Internet nicht kann – ausserordentliche  Beratung und Dienstleistung von Mensch zu Mensch. Trotz Internet wird es immer ein Segment geben, das den Menschen sucht,  wenn es um die Planung einer Reise geht und das es schätzt vor, während und nach der Reise betreut zu werden.

Von klassischen Pauschalreisen abgesehen, gibt es Reiseangebote, die Globetrotter nicht ins Programm nimmt, auch wenn der Markt hierfür lukrativ wäre?

Bei uns kann man auf Wunsch auch Pauschalreisen buchen – alle. Wir erklären aber der Kundschaft klar, dass dies nicht unsere Kernkompetenz ist. Wir sind spezialisiert auf massgeschneiderte Baukastenreisen vom 1 bis zum 5 Sterne Hotel, für jedes Budget und jedes Alter.

«Das was wir kennen und vertreten können, das führen wir in unserem Angebot.»

Und welche Destinationen oder Reiseformen sähen Sie gerne in zusätzlich Ihrem Angebot?

Keine – das was wir kennen und vertreten können, das führen wir in unserem Angebot.

Globetrotter geht bekanntlich ungewohnte Wege. Seit einigen Jahren bietet Ihr Unternehmen «Mobile Reiseberatung». Um was handelt es sich dabei und welches sind die Erfahrungen, die Sie inzwischen damit gemacht haben?

Wir passen uns den Kundenbedürfnissen an und bieten unserer Kundschaft nach Bedarf flexible Termine für eine Reiseberatung in einer Lokalität nach Wahl und falls gewünscht auch ausserhalb der üblichen Öffnungszeiten. Z. B. beim Kunden im Geschäft, beim Kunden zu Hause oder in seinem Lieblingsrestaurant aber auch in den Räumlichkeiten unserer Mobilen Berater. Diese Flexibilität wird von den Kunden sehr geschätzt, die Mehrheit kommt jedoch immer noch sehr gerne direkt zu den Mobilen Beratern.

«Abseits der ausgetrampelten Touristenpfade» zieht eine gewisse Verantwortung mit sich – und zwar sowohl seitens der Anbieter als auch der Reisenden. Wie kann Globetrotter diesem Anspruch möglichst nachkommen?

In dem wir die Kundschaft auf die diversen kritischen Punkte sensibilisieren, sie aufklären und in Diskussionen einbinden. Wir vermitteln klar, dass eine gute, seriöse Vorbereitung zu jeder Reise gehört und dass man sich vor der Reise mit Land und Leuten, Kultur, Bräuchen und Sitten auseinandersetzt.

Individualreisen für die Generation 50+ sind fester Bestandteil Ihrer Angebotspalette. Globetrotter ist aber nach wie vor ein jugendlicher Brand, bei dem das «Du» dazugehört. Wie hält es Globetrotter mit dem «Sie»?

Es werden lange nicht mehr alle Kunden geduzt – es ist im Gespür des Beraters, ob der Kunde per du oder Sie angesprochen wird. Am Telefon melden wir uns mit Vor- und Nachnamen an und der Kunde entscheidet, ob er die Anrede per du oder Sie wünscht.

«Es ist die Firmenkultur, der Umgang und die Professionalität, die von den Geschäftsreisenden geschätzt wird – persönlich und unkompliziert.»

Globetrotter wäre nicht Globetrotter, wenn sich nicht auch das Angebot für Geschäftsreisende von der Masse abheben würde. Was macht bei Globetrotter Business Travel den Unterschied aus und wie entwickelt sich diese Sparte?

Es ist die Firmenkultur, der Umgang und die Professionalität, die von den Geschäftsreisenden geschätzt wird – persönlich und unkompliziert. Der Bereich entwickelt sich sehr gut – mittlerweile gibt es schon drei Standorte – Zürich, Zug und Bern.

Ende Oktober sind Sie im Rahmen des Ernst & Young-Unternehmerpreises zum «Entrepreneur Of The Year 2012» in der Kategorie «Dienstleistung/Handel» gekürt worden. Ernst & Young hebt dabei hervor, dass auch die engagierten Mitarbeitenden an diesem Erfolg teilhaben. Was sagt der Chef dazu?

Das stimmt. Beim Erreichen eines definierten Minimal-EBIT werden ca. 30% des Gewinnes in Form eines leistungsbezogenen Bonussystem an die Mitarbeitenden ausgeschüttet. Am Erfolg eines Unternehmens sollen nicht nur die Aktionäre partizipieren – der Schlüssel des Erfolges sind die Mitarbeitenden.

Herr Lüthi, wir danken Ihnen für dieses Interview!

Über die Person
André Lüthi (52) ist seit 1992 CEO und Geschäftsleiter von Globetrotter Travel Service. Nach einer Bäcker- und Konditoren-Lehre wechselte Andre Lüthi in die Reisebranche und kam 1987 zu Globetrotter, wo er 1989 zum Filialleiter aufstieg. Per Anfang 2013 übergibt Lüthi das operative Geschäft von Globetrotter Travel Service AG seinem Nachfolger Dany Gehrig, beliebt aber als VRP für die strategischen Belange des Unternehmens verantwortlich. Zudem führt er als CEO und Mitinhaber die Holdinggesellschaft Globetrotter Group.
Dass er als «Entdecker und Abenteurer» in all den Jahren in die neue Rolle eines souveränen Geschäftsführers gewachsen ist, bezeichnet Lüthi selbst als «komplexe Gratwanderung», die er aber durchaus geniesse: Denn der Erfolg als Manager basiere gewissermassen auf seinen Erfahrungen als Reisender: «Ich nehme die Menschen so, wie sie sind – genauso, wie ich es im Himalaya, in Sibirien oder im tiefsten Afrika stets gemacht habe.»

Über das Unternehmen
Der Globetrotter Travel Service ist führender Anbieter von massgeschneiderten Reisen mit 22 Filialen in der Deutschschweiz. Die Berater sind bis zu 12 Wochen pro Jahr auf Reisen (5 Wochen bezahlt) und kennen die Welt aus erster Hand. Nebst einer hohen Beratungsqualität bietet der Reiseanbieter den Kunden eine umfassende Angebotspalette. Weiter ist das Unternehmen in den Bereichen Geschäfts- und Gruppenreisen tätig. Seit 2009 ist Globetrotter Official Partner von Swiss Olympic und im Haus des Sports mit einer Filiale präsent, diese ist spezialisiert auf Sportreisen. Das Unternehmen beschäftigt 240 Mitarbeitende.
Die Globetrotter Group AG (Holding) bildet das Dach für alle angegliederten Firmen und ist die viertgrösste Reiseunternehmung in der Schweiz. Die unterschiedlichen Unternehmen sind alle eigenständig und operieren mit eigenen Geschäftsleitern.
Gegründet wurde die Globetrotter Group Mitte Oktober 2009 von Walter Kamm, Gründer Globetrotter Travel Service AG und André Lüthi, CEO Globetrotter Travel Service und ist in deren Besitz. (Quelle: www.globetrotter.ch)

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