André Hauser
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Hauser, vor allem die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel dürften für Sie eine besondere Herausforderung gewesen sein mit den anspruchsvollen Schaufenster-Gestaltungen und speziellen Projekten wie der Videoprojektion auf die UBS-Fassade am Paradeplatz. Welche Projekte stehen bis Mitte dieses Jahres im Vordergrund?
Wir haben die Ausschreibung für zwei Pavillonbauten gewonnen, welche anlässlich von Gottardo 2016, des Eröffnungsevents des neuen Gotthard Basistunnels, in Pollegio und Rynächt aufgebaut werden. Die je 200 m2 grossen, mehrstöckigen Pavillons dienen einem der Hauptpartner als Begegnungsplattform.
«Die künstlerischen Argumente helfen oft, sich von einer reinen Werbebotschaft zu differenzieren.» André Hauser, Inhaber Hauser&Partner
Die dreidimensionale Kommunikation und die aufwendigen Inszenierungen von Produkten und Events haben immer häufiger über die reine Vermarktung auch einen künstlerischen Aspekt. Wie werden Sie dem gerecht?
Wir leben in einer Zeit der kommunikativen Überflutung. Aus diesem Grund setzen wir uns das Ziel, einen Erlebnisfaktor in unseren 3D-Konzepten zu integrieren. Wir wollen im Umfeld unserer Inszenierung die Aufmerksamkeit der Konsumenten klar für uns gewinnen. Die künstlerischen Argumente helfen oft, sich von einer reinen Werbebotschaft zu differenzieren. Wenn uns das alles gelingt, erreichen wir immer auch die kommerziellen Ziele.
«Unser Rezept heisst „weniger ist mehr“
Welches war im vergangenen Jahr das Projekt, das Ihrer Vorstellung einer perfekten Inszenierung am nächsten kam?
Eine annähernd perfekte Inszenierung ist uns mit Sicherheit mit dem Weihnachtsprojekt an der Fassade der UBS am Paradeplatz gelungen. Der Paradeplatz war am Donnerstag 19. November voller Besucher, die das Einschalten der Bahnhofstrassenbeleuchtung miterleben wollten. Exakt um 18.00 Uhr startete gegenüber an der UBS Fassade die erste Fassadenprojektion. Die Überraschung war perfekt und die Begeisterung überwältigend, da man bewusst auf eine Vorankündigung der Inszenierung verzichtet hat.
Gerade an teuren Lagen sind Schaufenster ein mächtiges Kommunikationsmittel. Welche Möglichkeiten hat man heute, damit man in der Flut der Reize nicht zu billiger Marktschreierei greifen muss und dennoch wahrgenommen wird?
Das Potenzial des Schaufensters wird oft zu wenig ausgeschöpft. Es werden reihenweise Screens eingebaut, die zentral mit Content bespielt werden können. Ob diese ihre kommunikative Wirkung erzielen, wage ich in Frage zu stellen. Unser Rezept heisst „weniger ist mehr“. Wenn ich alles auf den Punkt reduziere, habe ich die grösste Chance, dass meine Message verstanden wird.
Die Kommunikation komplexer Botschaften mittels einer räumlichen Installation bedient sich zahlreicher Disziplinen. Wie viel davon ist Handwerk, wie viel Kunst oder Psychologie?
Die Kommunikation im Schaufenster ist Verführung, die innert Sekunden ihre Wirkung erzielen muss. Steigert sich der Umsatz des inszenierten Produktes während der Promotionsdauer, ohne dass sich die Abverkäufe auf dem restlichen Sortiment verändern, haben wir das Ziel erreicht. Die Verführung durch gekonnte Kommunikation im Schaufenster ist uns gelungen. Die richtige Mischung aus Psychologie, Kunst und Handwerk unterscheidet sich je nach Produkt und basiert vor allem auf unserer Erfahrung erfolgreicher Schaufensterinszenierungen.
Sie inszenieren Galas, GVs, gestalten Schaufenster und richten Villen ein. Gibt es auch Themen oder Projekte, von denen Sie sich überfordert fühlen und die Sie dann nicht annehmen?
Wir sind mit den Jahren gewachsen, haben jedoch unseren Appetit nach Wissen und Fachkompetenz noch lange nicht gestillt. In unseren Kompetenzbereichen Retail, Event und Innenarchitektur leiten wir bereits sehr komplexe Projekte: von der ersten Idee, über ein professionelles Projekt- und Kostenmanagement zu einer erfolgreichen Umsetzung. Wenn wir uns in neue Bereiche vorwagen, ergänzen wir unser Team mit Fachkompetenzen aus unserem Partnernetzwerk.
Ihr Unternehmen, das seit 1980 besteht, beschäftigt aktuell über 60 Personen, Ihr Sohn Carlo arbeitet im Unternehmen mit. Wie soll sich das Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln, wie haben Sie die Nachfolgeregelung bei Hauser & Partner geplant?
Wir haben die Unternehmensleitung auf drei solide Standbeine gebaut, Konzeption, Projektmanagement und Realisation. Jeder dieser Hauptbereiche wird durch ein Mitglied der Geschäftsleitung geleitet. Die Nachfolgeregelung ist ein Prozess, der sorgfältig und langfristig vorbereitet wird. Mein Sohn Carlo ist daran, das Unternehmen kennen zu lernen. Er soll aber auch die Gelegenheit haben, Erfahrungen ausserhalb unseres Unternehmens und unserer Branche zu sammeln – nicht nur in der Schweiz, sondern auch international. Diese Wanderjahre sind wichtig und tragen dazu, die eigenen beruflichen Weichen richtig zu stellen.
Sie arbeiten für viele Grossunternehmen, zum Beispiel aus dem Finanzsektor. Wie hat sich hier die Frankenstärke ausgewirkt und wie nehmen Sie ausländische Konkurrenz in Ihrem Umfeld wahr?
Der Preisdruck hat stark zugenommen. Es gilt mehr für weniger zu liefern. Heute wird viel länger diskutiert, bevor mit einer Umsetzung gestartet werden kann. Wir sind aber gut vernetzt und beziehen die meisten Produkte direkt beim Hersteller. Somit profitieren wir von tieferen Einkaufspreisen, mit welchen wir die Schweizer Stundenansätze ausgleichen können.
«Der Preisdruck hat stark zugenommen. Es gilt mehr für weniger zu liefern.»
In Ihrem Ferienhaus im Oberengadin haben Sie Ihre Vorstellung eines idealen Wohngefühls umsetzen können. Was war Ihnen dabei besonders wichtig, wie sind Sie mit dem Resultat zufrieden?
Wir haben viel Persönlichkeit und Charakter in dieses Haus gesteckt. Es ist unsere zweite Heimat, die Heimat meiner Frau. Sie strahlt aber auch unsere Philosophie von Innenarchitektur aus. Viele Bekannte, die bei uns zu Besuch waren, lassen sich inspirieren und beauftragen uns mit einem Facelifting ihrer Ferienwohnung.
Kunden haben ja oft eine eigene Vorstellung davon, wie eine Botschaft kommuniziert werden soll. Wie gehen Sie in einem Projekt vor, damit zum Schluss die Botschaft und die Erscheinung im Raum stimmig sind?
Wir streben nach einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit, in der jede Partei von der anderen profitieren soll. Wenn sich ein Kunde für die Zusammenarbeit mit uns entscheidet, dann sicher auch, weil wir unser Wissen und unsere Erfahrung einbringen und vertreten werden. Nur wenn der Dialog gegenseitig fordernd ist, entsteht ein gewinnbringendes und erfolgreiches Endresultat.
Welches Projekt würden Sie noch gerne machen, das mehr als alle anderen Ihre Handschrift tragen sollte?
Mich würde ein Projekt reizen, dessen primäres Ziel nicht die Verkaufsförderung einer Marke oder eines Produktes ist. Ich denke zum Beispiel an die Gestaltung einer Kunstausstellung oder eines Museums. Die Herausforderung ist, der Kunst einen angemessenen Rahmen zu geben und sie behutsam in ihre Umgebung einzugliedern, aber dennoch so zu inszenieren, dass sie nicht verloren geht. Es geht darum eine Geschichte zu erzählen, die den Betrachter berührt und auch erstaunt – das wäre für mich eine spannende Aufgabe.
Der Gesprächspartner:
Nach einer Ausbildung zum Schaufensterdekorateur liess sich André Hauser ab 1975 bei Jelmoli in den Bereichen Polydesign 3D, Marketing und Merchandising anstellen. 1981 erfolgte dann die Gründung von Hauser & Partner.
Das Unternehmen:
Die Agentur Hauser & Partner AG wurde 1981 durch André Hauser gegründet und hat ihren Sitz in Dübendorf. Die heute rund 65 Mitarbeitenden bei Hauser & Partner denken, skizzieren und konzipieren in drei Dimensionen. In den Designbereichen Retail, Events und Innenarchitektur erarbeitet Hauser & Partner Raumkonzepte, die Botschaften und Gefühle transportieren. www.hauser-partner.ch | www.hausdado.ch