André Renggli, CEO Griston Holding AG. (Foto: zvg)
Von Robert Jakob
Moneycab: Herr Renggli, die Griston-Töchter Trumag und Stag bieten Lösungen im Schüttgut-Handling, insbesondere für die Zementindustrie, für Kehrichtverbrennungsanlagen und Kohlekraftwerke an. Ist dieses Geschäft wenig den Wirtschaftszyklen ausgesetzt?
André Renggli: Nein, überhaupt nicht. Es ist von den Wirtschaftszyklen in den Kundenmärkten abhängig. In Europa beispielsweise investierte die Zementindustrie in den letzten Jahren sehr zurückhaltend. Das bekamen wir natürlich auch zu spüren. Hingegen war die Investitionstätigkeit in Kohlekraftwerke sehr rege. Da mag die beschlossene Energiewende in Deutschland auch ihren Teil dazu beigetragen haben.
Was war denn der Grund für den Umzug der Trumag von Frutigen hoch nach Kandergrund?
Wir sind lediglich einen Steinwurf weit entfernt auf die Nachbarparzelle umgezogen und diese liegt auf Gemeindegebiet von Kandergrund. Der Grund für diesen Umzug war das Angebot einer Pensionskasse, für uns einen neue Produktionshalle zu bauen und uns diese zu vermieten. Wir konnten dadurch die Prozessabläufe unseren heutigen Bedürfnissen anpassen und die Maschinen und Anlagen so platzieren, dass keine Leerläufe entstehen.
Ab welchem Volumen spricht man in Ihrem Business von einem Grossauftrag?
Sowohl im Sand- und Kiesbereich als auch beim Anlagenbau sind für uns Aufträge über CHF 500‘000 Grossaufträge.
Der Austrag und die Verladung der Trockenschlacke der Kehrichtverbrennungsanlage in Zürich Hagenholz bringt Ihrer Tochter Stag den bisher grössten Einzel(gross)auftrag mit 7,5 Millionen Umsatz. Wie viele Arbeitsstunden verschlingt so eine Submission im Vorfeld?
Das waren rund 1‘500 Stunden.
«In den Tourismusgebieten ist die Bautätigkeit als Folge der Zweitwohnungsinitiative bereits stark zurück gegangen.»
André Renggli, CEO Griston Holding AG
Unter dem Namen Fritz Berger AG verkauft Griston auch Baulandparzellen. Stammen die im Wesentlichen aus dem Eigenbestand?
Als wir die Fritz Berger AG anfangs der Neunzigerjahre kauften, war die Firma noch ein Sägereibetrieb. Mein Vater hatte die Idee, eine Grosssägerei zusammen mit Bündner Gemeinden zu bauen. Dieses Projekt scheiterte am Ende am Widerstand der Gemeinden, die teilweise nicht bereit waren, einen solchen Schritt zu wagen. Nachdem sich Probleme im Sägereigeschäft ergaben, haben wir beschlossen, den Betrieb einzustellen, die Gebäude und Anlagen zurückzubauen und der Gemeinde Rhäzüns eine Aufzonung in W2 zu beantragen. Dieser Aufzonung wurde schlussendlich zugestimmt, und so sind wir seit ein paar Jahren daran, das Bauland von insgesamt über 12‘000 m2 parzellenweise zu verkaufen.
Das Gros ihrer Geschäfte, sei es im Immobilien-, sei es im Baubereich, tätigt Griston in Graubünden. Wohin entwickelt sich in der „Ferienecke der Schweiz“ die Baukonjunktur?
Es wird regional stark unterschiedliche Entwicklungen geben. In den Tourismusgebieten ist die Bautätigkeit als Folge der Zweitwohnungsinitiative bereits stark zurück gegangen. Das wird sich wahrscheinlich noch akzentuieren. Im Churer Rheintal sind die Hochbauaktivitäten nach wie vor sehr rege. Die Zuwanderung aus den verschiedenen Talschaften des Kantons ins Churer Rheintal wird meines Erachtens auch in naher Zukunft Realität bleiben. Das Budget für den Tiefbau des Kantons Graubünden war in den letzten Jahren konstant, und ich gehe davon aus, dass dies auch in Zukunft so bleibt.
Alles in Allem bin ich zuversichtlich, dass sich der Kanton Graubünden in Zukunft positiv entwickeln wird, vorausgesetzt, die anstehenden Hausaufgaben im Tourismus werden gemacht. Die einzigartigen Täler und Berge werden die Menschen hier, sowohl Einheimische als auch Gäste, auch in Zukunft in ihren Bann ziehen.
Ausgehend vom Stammwerk in Untervaz bei Chur ist ihr Kiesgeschäft in den letzten Jahren durch Kauf und Ausbau zahlreiche Tochterwerke kräftig gewachsen. Allerdings ist der Margendruck bei den Baustoffen enorm. Gibt es da Licht am Tunnelende?
Der Margendruck wird anhalten und sich auch noch erhöhen. Der Grund ist simpel: Das Angebot übersteigt die Nachfrage. Wir beschäftigen uns dauerhaft mit dieser Problematik und haben bereits einige Ideen umgesetzt, die dieser Entwicklung entgegenwirken.
«Wir sind Unternehmer, keine Unterlasser und werden alles daran setzten, weiterhin Erfolge zu erzielen.»
Apropos Tunnel. Sie betonieren wohl auch an der NEAT fleissig mit? Wie weit reicht da das Auftragsvolumen noch?
Wir waren und sind an den beiden NEAT-Losen Gestione Materiale Lotto 403, Faido und Arge Kiesaufbereitung Sedrun, Los 355 beteiligt. Wir haben bei beiden Losen keinen Beton hergestellt, jedoch die ganze Materialbewirtschaftung (Annahme und Aufbereitung des Tunnelausbruchmaterials und deren Verarbeitung zu Sand und Kies) gemacht. Beide Lose sind nicht mehr operativ tätig. Die Arbeiten sind abgeschlossen.
Anfangs Jahr wurde mit der in Davos beheimateten Oberrauch-Gruppe erstmalig ein Unternehmen integriert, das eigenständig Transportdienstleistungen erbringt. Soll das Transportgeschäft der zukünftige Wachstumstreiber der Griston werden?
Nein, dies ist nicht der Fall. Das bewährte Erfolgsrezept der Oberrauch-Gruppe beinhaltet auch eine eigene Transportflotte, die im Gesamtkontext absolut Sinn macht.
Mit dem letztjährigen Reingewinn von 1,2 Millionen Franken geben Sie sich sicher nicht zufrieden. Wo sollte der denn in, sagen wir 5 Jahren, idealerweise liegen?
Ich kann und will Ihnen diesbezüglich keine Prognose abgeben. Eines können Sie sicher sein: Wir sind Unternehmer, keine Unterlasser und werden alles daran setzen, weiterhin Erfolge zu erzielen.
Griston bilanziert sehr konservativ. Das macht die Aktie zur Substanzperle. Ich nehme an, dass die Eigentümerstruktur fest wie Beton ist?
Dem ist heute sicher so. Wir sind drei Parteien, die die Aktienmehrheit besitzen und mir ist nicht bekannt, dass einer dieser Aktionäre Verkaufsabsichten hegt, im Gegenteil.
Zum Unternehmen
Die Griston Holding AG mit Sitz in Untervaz, Graubünden wurde 1988 gegründet. Die Firma selbst kann aber bereits auf eine über 50jährige Geschichte zurückblicken. Die von ihr direkt und indirekt gehaltenen Gesellschaften sind in der Kies- und Betonindustrie, im Anlagenbau, Engineering und im Baudienstleistungsbereich tätig. Die Aktien von Griston werden ausserbörslich gehandelt und sind eingeteilt in 23 335 Stimmrechtsaktien mit einem Nennwert von 75 CHF und 15 333 Namenaktien mit einem Nennwert von 375 CHF zu jeweils gleichem Stimmrechtsanteil.
Zur Person
André Renggli, geboren am 06.02.1966, schloss nach der Matura sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich als lic.oec.publ. im 1992 ab. Danach sammelte er mehrere Jahre Praxiserfahrung in verschiedenen Unternehmungen der Baustoffindustrie in der Schweiz und Italien. Seit 2003 ist er Delegierter des Verwaltungsrates der Griston Holding AG. Seit 2009 ist André Renggli auch Präsident des Fachverbandes der Schweizerischen Kies und Betonindustrie (FSKB), Bern.