Andrej Hrovat, Mitinhaber Riedweg & Hrovat
Von Dieter Haas, Derivative Partner Media AG, www.payoff.ch
payoff im Gespräch mit Andrej Hrovat, Mitinhaber der Vermögensverwaltung Riedweg & Hrovat AG, zur Entwicklung des RH&F Global Life Sciences Fund, zu den mittelfristigen Perspektiven der Biotechnologiebranche und zu neuen Favoriten.
payoff: Herr Hrovat, der RH&F Global Life Sciences Fund zählt 2012 zu den besten aktiv gemanagten Anlagefonds. Worauf führen Sie die gute Entwicklung zurück?
Andrej Hrovat: Nachdem sich der Life Science Sektor im Jahr 2011 im Gleichschritt mit den internationalen Aktienmärkten entwickelt hat, zeigt 2012 bislang ein deutlich differenzierteres Bild. Bereits in den ersten Wochen ist der Wert des RH&F Global Life Sciences Fund um über 20% angestiegen. Per Ende Mai beträgt das Plus in CHF 27,9%. Der Fonds profitierte dabei von seiner fokussierten Aktienauswahl auf Unternehmen mit Produkten in der spätklinischen Phase.
Was ist das Geheimnis des langfristigen Erfolges des im Spätsommer 2000 aufgelegten RH&F Global Life Sciences Fund?
Der Erfolg basiert auf verschiedenen Aspekten: Einerseits sind die Aktien in diesem Sektor in einer guten Verfassung. Schon seit Jahren entwickelt sich der Sektor bedeutend besser als der Gesamtmarkt. Der Anteil der Biotech-Produkte an allen neu zugelassenen Medikamenten ist in den letzten Jahren auf über 50% gestiegen. Somit wird die Branche das durchschnittliche Umsatzwachstum des Pharmamarktes in den nächsten Jahren mit grosser Wahrscheinlichkeit übertreffen. Ferner sind die meisten Pharmaunternehmen bei vielen wichtigen Medikamenten mit Patentabläufen konfrontiert. Die fehlende Innovation kompensieren sie mit Übernahmen im Biotech-Sektor. Zudem ist es heute aufgrund der Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes möglich, Medikamente für Krankheiten herzustellen, welche bis anhin in ihrer Ursache nicht behandelt werden konnten. Mit dem gewählten einzigartigen Anlageansatz ist es uns als kleiner Finanz-Boutique andererseits gelungen, dank konsequenter Umsetzung und raschem Handeln einen deutlichen Mehrwert für den Anleger zu generieren.
«Wir haben für diesen Sektor einen einzigartigen Anlageansatz.»
Andrej Hrovat, Mitinhaber Vermögensverwaltung Riedweg & Hrovat AG
Wie würden Sie ihren Anlageansatz beschreiben, der es ihnen ermöglicht, die Konkurrenz zu übertreffen?
Der Anlageansatz kann als eine Symbiose von Forschern und Finanzspezialisten beschrieben werden. Für die Fundamentalanalyse der Titel ist ein wissenschaftlicher Beirat unter der Führung von Prof. Dr. Albert E. Fischli (ehemaliger Leiter einer Forschungsabteilung von Roche) zuständig. Unsere Firma evaluiert die Bedeutung dieser Fundamentaldaten für die Börsenkurse. Zusätzlich haben wir Selektionskriterien, welche nur die liquiden und aussichtsreichsten Kandidaten berücksichtigt. Mit diesem Zusammenspiel konnten wir über viele Zeitperioden hinweg den Markt deutlich übertreffen.
Seit wann wird der RH&F Global Life Sciences Fund von Ihnen verwaltet?
Der RH&F Global Life Sciences Fund ist einer der wenigen in diesem Sektor, welcher seit Anfang der Lancierung vom selben Management betreut wird. Der anfänglich auf rein fundamenctale Kriterien basierende Selektionsprozess wurde 2003 durch eine interne Prozessänderung angepasst, die ab dem 1. Juli 2003 in unveränderter Form angewandt wird.
«Der RH&F Global Life Sciences Fund wird seit der Emission im Jahre 2000 von einem unveränderten Management betreut.»
Die Schwäche des US-Dollars wirkte sich in der Vergangenheit belastend auf die Performance in CHF aus. Nutzen Sie eine Währungsabsicherung?
Unser Anlageuniversum bezieht sich hauptsächlich auf den amerikanischen Markt. Die erfolgreichsten Firmen sind an diesem Markt kotiert. Wir sind der Meinung, dass wir das Anlagesegment optimal managen müssen, auf die Währung haben wir aber keinerlei Einfluss und wollen dort auch keine Prognoserisiken eingehen. Der Fonds hat Investoren in Europa und in der Schweiz, für welche unterschiedliche Referenzwährungsansprüche gelten. Aufgrund des Fondreglements können wir keine US-Dollar-Absicherung vornehmen – diesbezügliche Änderungen sind nicht geplant.
Die Biotechnologieaktien zählen im Aufschwung seit August 2011 zu den attraktivsten Beteiligungspapieren. Wie sehen Sie die kurz- respektive langfristigen Perspektiven der Branche?
Wir sehen weiterhin positiv in die Zukunft. Es gelangen laufend Medikamente gegen Krankheiten auf den Markt, für die es früher keine Heilung gab. Wie bereits erwähnt, kommen mittlerweile die umsatzstärksten neuen Heilmittel aus dieser Branche. Die Federal Drug Administration (FDA) ist weiterhin sehr aktiv. Im Jahr 2011 hat sie doppelt so viele Medikamente bewilligt wie im Jahr zuvor. Die Unternehmen sind sehr innovativ und damit auch weiterhin interessante Übernahmekandidaten. Der derzeitige Akquisitions-Appetit der grossen Pharmaunternehmen wird weiterhin anhalten. So wurden in den letzten Monaten Akquisitionen in der Höhe von USD 17.3 Mia. getätigt. Dabei ist das Übernahmeangebot von Glaxo für Human Genome nicht eingerechnet. Verschiedene Pharmamultis haben das Interesse für weitere Akquisitionen bereits angekündigt.
«Es kommen laufend Medikamente gegen Krankheiten auf den Markt, für die es früher keine Heilung gab.»
Welche Positionen haben Sie in den letzten drei Monaten neu aufgebaut?
Bei den kleinen Biotech Unternehmen haben wir Vivus Inc. neu aufgenommen. Die Firma hat gute Chancen, eine Zulassung für Qnexa, eine Gewichtreduktions-Pille zu bekommen. Damit könnte sie in einen Milliardenmarkt vorstossen. Bei den grösseren Unternehmen haben wir die Position United Therapeutics stark ausgebaut. Gegenwärtig beträgt die Positionsgrösse 6.6%. Diese Firma hat bereits vier Produkte auf dem Markt und zusätzlich vier interessante Wirkstoffe in Phase drei der klinischen Prüfung.
Gibt es attraktive Schweizer Unternehmen der Branche, die für den Fonds in Frage kommen bzw. hat der RH&F Global Life Sciences Fund Positionen in Schweizer Aktien?
Leider erfüllen die Schweizer Biotech-Unternehmungen momentan unsere Kriterien nicht. Wir verfolgen aber sehr aufmerksam die Entwicklung bei Actelion. Die Firma hat anfangs Mai das lange erwartete Ergebnis der Studie zu Macitentan publiziert. Es handelt sich um das Nachfolge-Medikament für Tracleer (Lungenhochdruck-Medikament). Die Resultate sind beeindruckend, trotzdem warten wir mit erneuten Investitionen vorerst noch ab. Wir wollen zuerst sehen, ob es der Gesellschaft gelingt, ein zweites Standbein aufzubauen.
«Vivus Inc. hat gute Chancen, eine Zulassung für Qnexa, eine Gewichtreduktions-Pille zu bekommen.»
Gab es in der jüngsten Vergangenheit spezielle Highlights?
Die führende europäische Ratingagentur Feri Eurorating Services AG hat den Fonds im Mai mit der Bestnote «A» qualifiziert. Damit ist der RH&F Global Life Sciences Fund einer der ganz wenigen Fonds im Sektor mit dieser Bestnote. Das Rating zeigt auf, dass der Fonds über einen mittleren Zeithorizont eine stabile überdurchschnittliche Performance mit relativ niedrigem Risiko aufweist. Im März wechselte der Anlagefonds von einer wöchentlichen zu einer täglichen Bewertung, wodurch wir uns eine verbesserte Handelbarkeit und eine gesteigerte Liquidität erhoffen. Zudem hat der Fonds im Jahr 2011 in Deutschland und der Schweiz den Lipper Fund Awards für den besten Fonds im Sektor Biotechnologie erhalten. Auch diese Auszeichnung hat uns als Nischen-Player natürlich sehr gefreut.
Der Gesprächspartner:
Andrej Hrovat, Jahrgang 1957, studierte Nationalökonomie an der Universität Basel (lic. rer. pol.) und ist Absolvent der Swiss Banking School. Nach langjährigen Stationen bei der Basler Kantonalbank, zuletzt als Mitglied der Direktion und Leiter Portfoliomanagement/ Finanzanalyse, gründete er im Jahr 1997 die Vermögensverwaltung Riedweg & Hrovat AG (www.rh-finanz.ch). Seit dem Jahr 2000 ist Andrej Hrovat der Co-Fondsmanager des in der Schweiz und in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen RH&F Global Life Sciences Fund (Valorennummer: 1‘113‘164 / ISIN: LU0115986761). Sein Unternehmen ist eine der wenigen Schweizer Finanzboutiquen, die bei internationalen Rankings mit besten Ergebnissen abschneidet.