Anton Affentranger, CEO Implenia

Anton Affentranger

Anton Affentranger, CEO Implenia.

Die europäische Personenfreizügigkeit ist ein zentraler Faktor, wenn es darum geht im Bereich gut qualifizierter Arbeitskräfte auch in benachbarten Ländern rekrutieren zu können. Es zählen aber auch andere Faktoren, ist Anton Affentranger, CEO Implenia, überzeugt. Er spricht am 24. April 2012 am Europa Forum Luzern zum Thema Arbeitsmarkt und Zuwanderung.

Europa Forum Luzern: Die konjunkturelle Situation stellt das Baugewerbe vor grosse Herausforderungen. Hat Ihre Branche zusätzlich mit Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden zu kämpfen?

Anton Affentranger: Es ist nach wie vor schwierig, gut qualifizierte Fachkräfte zu finden. Wir wirken dem Fachkräftemangel entgegen, indem wir in die Nachwuchsförderung investieren und stärker Fachkräfte aus den eigenen Reihen aus- und weiterbilden. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der auf Initiative von Implenia gemeinsam mit der Hochschule Luzern Architektur und Technik lancierte, neue Lehrgang für Baukostenplaner.

Gibt es Unterschiede in den verschiedenen Berufsgruppen, resp. den verschiedenen Lohnsegmenten?

Der Fachkräftemangel beschränkt sich nicht auf ein bestimmtes Stellenprofil, sondern erstreckt sich über alle Berufsgruppen hinweg – vom Bauarbeiter über den Polier bis zum Baustellenleiter oder Baukostenplaner. Für Berufsgruppen mit einem hohen Qualifikationsprofil und Voraussetzungen punkto Erfahrung (Baukostenplaner, Projektleiter, Bauführer) ist der Mangel besonders ausgeprägt.

Wie gehen Sie bei der Suche nach Arbeitskräften vor? Gibt es langfristige Strategien?

Wir sind zur Rekrutierung junger Talente beispielsweise auf Absolventenmessen präsent und versuchen im Übrigen klassisch über Stelleninserate an geeignete Kandidaten heranzukommen. Unser Trumpf ist, dass Implenia als attraktive Arbeitgeberin mit einer Vielzahl an komplexen Projekten, individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und modernen Arbeitsbedingungen aufwarten kann. Im Sinne eines aktiven «Employer Brandings» wollen wir diese Attraktivität stärken und unsere Vorzüge bei den Stellensuchenden bekannt machen.

Welche Bedeutung haben für Ihr Unternehmen Fachkräfte aus dem Ausland?

Implenia rekrutiert Fachkräfte in der Schweiz und aus dem EU-Raum. Letzteres ist speziell für hochqualifizierte Berufsgruppen vermehrt der Fall. Für unsere internationalen Einheiten im Mittleren Osten oder in Norwegen wird die Personalrekrutierung hauptsächlich lokal abgewickelt.

Wie gestaltet sich die Integration von ausländischen Fachkräften in Ihr Unternehmen?

Implenia ist ein Schweizer Unternehmen, das auch international tätig ist. Bei uns arbeiten Personen aus den verschiedensten Ländern, mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund und mit unterschiedlichen Sprachen zusammen. Wir sehen Diversity als Chance: Sie hilft uns, Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und dadurch bessere Lösungen zu erarbeiten. Die Baubranche weist im gewerblichen Bereich seit jeher eine grosse Durchmischung vieler verschiedener Nationalitäten auf. Wichtig ist unsere gemeinsame, starke Unternehmenskultur, mit der sich unsere Mitarbeitenden identifizieren – unabhängig der Herkunft.

Was erwarten Sie von der Politik, um den Engpass bei den qualifizierten Arbeitskräften zu lösen?

Die europäische Personenfreizügigkeit ist sicher ein zentraler Faktor, wenn es darum geht, gerade im Bereich gut qualifizierter Arbeitskräfte auch in benachbarten Ländern rekrutieren zu können. Zudem kann die Politik natürlich dazu beitragen, den guten Bildungs- und Ausbildungsstandard zu halten, indem stetig und nachhaltig in die „Bildungs- und Wissensinfrastruktur“ unseres Landes investiert wird.

Und wo steht das Baugewerbe in der Pflicht?

Die Baubranche muss an ihrem Ruf arbeiten. Das Baugewerbe soll zukünftig vermehrt auch für Personen attraktiv werden, die bisher eine Karriere in der Baubranche nicht in Betracht gezogen haben. Hier spielt die Nachwuchsförderung eine zentrale Rolle. Nebst interessanten Aus- und Weiterbildungsangeboten nimmt die klassische Lehrlingsausbildung einen wichtigen Stellenwert ein. Ich erachte es als entscheidend, dass wir hier unsere Verantwortung wahrnehmen und junge Leute ausbilden. So bildet Implenia zurzeit rund 230 Lernende im technisch-kaufmännischen sowie im gewerblichen Bereich aus.

Der Gesprächspartner:
Anton Affentranger ist seit Oktober 2011 CEO von Implenia. Von März 2006 bis September 2011 war er Präsident des Verwaltungsrates. Zwischenzeitlich (April 2009 bis zum August 2010 als Verwaltungsratspräsident und CEO) war er exekutives Mitglied des Verwaltungsrates. Er ist auch Gründer und Präsident des Verwaltungsrates der Affentranger Associates AG sowie verschiedener Start-up-Firmen. Er war für die UBS in New York, Hongkong und Genf tätig sowie in der Generaldirektion am Hauptsitz in Zürich. Zudem war er Partner und CEO der Privatbank Lombard Odier & Cie und CFO der Roche Holding AG. 1999 trat er in den Verwaltungsrat der Zschokke Holding AG ein und übernahm die Präsidentschaft im Jahr 2003. Anton Affentranger erwarb das Lizenziat der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Genf. Per 1. Oktober 2011 wurde er vom Verwaltungsrat zum neuen CEO der Implenia ernannt und ist gleichzeitig aus dem Verwaltungsrat und von der operativen Führung seiner privaten Firma zurückgetreten.

22. internat. Europa Forum Luzern vom 23./24. April 2012

Streitpunkt Zuwanderung
Der Schweizer Arbeitsmarkt braucht auch künftig ausländische Arbeitskräfte, insbesondere auch aus dem europäischen Umland. Die demografischen Rahmenbedingungen erfordern dies, weil die Nachfrage nach Arbeitskräften nicht selbst gedeckt werden kann. Das Mass der Zuwanderung ist heute jedoch zu einem Streitpunkt geworden. Praktisch alle Industrienationen und insbesondere Europa stehen vor der schwierigen Frage: Wie kann die Steuerung der Zuwanderung mit sinnvollen und konsensfähigen Instrumenten erreicht werden? Politik und Wirtschaft sind gleichermassen gefordert. Diesem komplexen Thema widmet sich das Europa Forum Luzern an seinem nächsten Symposium vom 23./24. April 2012. Hochrangige Persönlichkeiten, Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutieren über wirtschaftliche Notwendigkeiten und politische Grenzen.

Es wirken mit: Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Prof. Gianni D’Amato, Universität Neuenburg, Serge Gaillard vom Staatssekretariat für Wirtschaft, Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, Khalid Koser, Geneva Centre of Security Policy, Anton Affentranger, CEO Implenia, Silvia Ayyoubi, Leiterin Group Human Resources & Mitglied der Konzernleitung, F. Hoffmann-La Roche AG, Prof. George Sheldon, Universität Basel, Arne-C. Faisst, CEO und Mitglied des Verwaltungsrates, Mathys AG Bettlach, Serge Gaillard, Leiter der Direktion für Arbeit, Staatssekretariat für Wirtschaft, SE-CO, Raymond Loretan, VR-Präsident, Genolier Swiss Medical Network, Eduard Gnesa, Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, Susin Park, UNHCR Schweiz, Martin Woolnough, CEO, Nestlé Nigeria, Ludwig Hasler, Publizist.

Symposium Dienstag, 24. April 2012 (9 bis 18.00 Uhr) Eintritt CHF 350.00; Anmeldung: www.europa-forum-luzern.ch
Öffentliche Veranstaltung Montag, 23. April, 2012 von 17.45 Uhr bis 20.00 Uhr; Ausgebucht. 
Live-Übertragung: www.europa-forum-luzern.ch

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