Anton Affentranger, CEO Implenia

Anton Affentranger

Anton Affentranger, CEO von Implenia

Anton Affentranger, CEO von Implenia, spricht im Interview über die Herausforderungen der Zukunft und die Wachstumsperspektiven für das Baugewerbe. Er ist Diskussionsteilnehmer am Europa Forum Luzern vom 26. Mai, welches unter dem Titel Wachstum – Chancen und Risiken steht.

Europa Forum: Implenia bezeichnet sich als grösstes Baudienstleistungsunternehmen der Schweiz. Kann Implenia in der Schweiz noch wachsen oder ist Wachstum nur noch im Ausland möglich?

Anton Affentranger: Der Schweizer Markt ist für Implenia nach wie vor interessant. So stehen wir zum Beispiel mit der Thematik der Energiewende vor grossen Herausforderungen. Mit der neuen Modernisierungseinheit bauen wir derzeit die technischen Kompetenzen und Marktkompetenzen auf, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden: Wir bieten Lösungen, um die Energieeffizienz des Hochbaubestandes zu steigern. Diese heute sehr gesuchten Lösungen bieten für uns entscheidende Wachstumsperspektiven. Gleichzeitig sehen wir in der Erhaltung des Infrastrukturbestandes in der Schweiz weiteres Potenzial. Auch hier sind in den nächsten Jahren bedeutende Investitionen nötig, wenn das heutige Niveau gehalten werden soll.

«Wir bieten Lösungen, um die Energieeffizienz des Hochbaubestandes zu steigern. Diese heute sehr gesuchten Lösungen bieten für uns entscheidende Wachstumsperspektiven.» Anton Affentranger, CEO von Implenia

Was kommt für Implenia nach der NEAT? Wo sehen Sie neue Märkte?

Wir wussten, dass der Infrastrukturmarkt in der Schweiz sich nach dem Abschluss der grossen Tunnelbauprojekte wieder auf ein Vor-NEAT-Niveau zurückbewegen würde. Wir haben deshalb früh damit begonnen, in den Aufbau unseres internationalen Geschäfts im Infrastrukturbereich zu investieren. Unser wichtigster Markt hier ist heute Norwegen, wo wir inzwischen mit über 500 Mitarbeitenden rund 10 % unseres Umsatzes generieren. Zudem bieten wir bei Infrastrukturprojekten in Westeuropa mit. Im Januar ist es uns gelungen, den Auftrag für den Bau des Semmering-Basistunnels in Österreich zu sichern. Ein 770-Millionen-Franken-Projekt, das wir gemeinsam mit unserem 50-Prozent-Partner über die nächsten zehn Jahre realisieren werden.

Weshalb gerade Norwegen?

Der Infrastrukturmarkt in Norwegen ist attraktiv: Er beträgt rund 13 Milliarden Franken pro Jahr, also etwa die Grösse des Schweizer Marktes, und dürfte in den nächsten Jahren weiter wachsen. Die norwegische öffentliche Hand hat die benötigten Mittel und investiert mit dem „National Transport Plan“ ambitioniert in neue Infrastrukturprojekte. Zudem stimmt für uns in Norwegen auch der „kulturelle Fit“. Zentral für den Erfolg war, dass unser Team vor Ort gut auf dem norwegischen Markt verankert war und dass es uns gelungen ist, diese Struktur weiterzuentwickeln.

Gut ausgebildete und engagierte Fachkräfte garantieren den nachhaltigen Unternehmenserfolg. Was unternimmt Implenia für die Nachwuchsförderung?

Ein Ziel unserer organisatorischen Neuausrichtung im letzten Jahr war die Stärkung der internen Karrierechancen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten für unsere Mitarbeitenden. Sei es über eine Fachkarriere, über mehr Führungsverantwortung oder neue, spannende Projekte: Wir wollen unseren Mitarbeitenden attraktive Perspektiven bieten. Diese Zielsetzung unterstützen wir durch ein umfassendes internes Aus- und Weiterbildungsprogramm. Je nach Aufgabenbereich und Hierarchiestufe stehen unterschiedliche Schulungsmodule zur Verfügung. Das bestehende Aus- und Weiterbildungsprogramm wird laufend durch zusätzliche Module erweitert. So wurde im März 2013 erstmals die Weiterbildung CAS Baukostenplanung GU/TU an der Hochschule Luzern abgeschlossen. Auch in die Führungsausbildung haben wir investiert, beispielsweise mit der Lancierung und erfolgreichen Durchführung unseres Management-Development-Programms „Winning the Future“ mit Teilnehmern aus der Schweiz und Norwegen.

Der Bauboom in der Schweiz hält an. Wie lange noch? Wie kann sich ein Unternehmen wie Implenia auf eine allfällige Flaute vorbereiten?

Die Rahmenbedingungen sind weiterhin gut: Solide Verhältnisse im privaten Hochbaumarkt und nachhaltige Investitionen der öffentlichen Hand im Infrastrukturbau. Wir sind vor diesem Hintergrund für die weitere Entwicklung zuversichtlich. Entscheidend ist in jedem Markt-umfeld an der „Unternehmerischen – Fitness“ stetig zu arbeiten.

«Das grosse Potenzial sehen wir im Bereich Modernisierung. Wichtige Themen sind der Energiebereich und das verdichtete Bauen.»

Welche Märkte versprechen in der Branche der Baudienstleister Erfolge? Wo sind die Herausforderungen? Wo die Stolpersteine?

Der Schweizer Baumarkt umfasst rund 50 Mrd. Franken pro Jahr. Das entspricht lediglich rund einem Prozent des Gesamtwertes der vorhandenen Infrastrukturen und Hochbauten. Das grosse Potenzial sehen wir deshalb im Bereich Modernisierung. Hier sehen wir auch Chancen für Volumenwachstum. Wichtige Themen sind der Energiebereich und das verdichtete Bauen.

Müssen Unternehmen aus dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe künftig neue Strategien entwickeln, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen? Schränkt der begrenzte Raum auch die Entwicklungsmöglichkeiten dieser Unternehmen ein?

Im Gegenteil, denn eine der grossen Herausforderungen in der Schweiz wird es sein, die Zersiedelung zu stoppen. Würden wir brachliegende Flächen etwa in innerstädtischen Zentren konsequent nutzen und stärker verdichten, müsste kein einziger Quadratmeter Land zusätzlich bebaut werden. Hier sind wir als Baubranche mit intelligenten Lösungen gefragt: Implenia realisiert ihre eigenen Projekte nicht auf der grünen Wiese. Punkt. Zum Beispiel bauen wir in Dietlikon, gleich in der Nähe unseres Firmensitzes. Auf einer Industriebrache entstehen 119 Wohnungen. Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung des Sulzer-Areals in Winterthur zu einem neuen Stadtquartier.

Europa Forum Luzern – Montag, 26. Mai 2014
Wachstum – Chancen und Risiken
Wachstum scheint im Lichte der anhaltenden Wirtschaftskrise in Europa für viele ein Zauberwort zu sein. Es soll zum Beispiel den Weg aus hoher Arbeitslosigkeit ebnen und die staatlichen Haushaltsdefizite reduzieren. Doch das Wirtschaftswachstum birgt auch zahlreiche Risiken.
Am Europa Forum Luzern vom 26. Mai 2014 diskutieren Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Herausforderungen des Wachstums. Hauptreferentin an der öffentlichen Abendveranstaltung ist Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und die ehemalige Finanzministerin Österreichs, Maria Theresia Fekter. Das Europa Forum Luzern bietet eine einmalige Plattform, um mit Teilnehmern und Experten ins Gespräch zu kommen.
Weitere Referenten sind: Kathrin Amacker, Leiterin Kommunikation & Public Affairs, Mitglied der Konzernleitung, SBB; Hans-Georg Bächtold, Generalsekretär, SIA; Anton Affentranger, CEO, Implenia; Lino Guzzella, Rektor und Professor für Thermotronik, ETH Zürich; Rudolf Dieterle, Direktor, Bundesamt für Strassen ASTRA; David J. Haines, Vorstandsvorsitzender, Grohe; Thomas Helbling, Division Chief, World Economic Studies Division, International Monetary Fund IMF; Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, Staatssekretärin, Direktorin SECO; Christoph Mäder, Mitglied der Geschäftsleitung, Syngenta; Hans Björn Püttgen, Professor und ehem. Leiter des Energiezentrums der ETH Lausanne; Frank R. Ruepp, Präsident, IG Energieintensive Branchen; CEO und Vorsitzender der Gruppenleitung, vonRoll infratec; Walter Steinmann, Direktor, Bundesamt für Energie; Hans Schweickardt, VR-Präsident, Alpiq; Guillermo Valles Galmés, Director for International Trade in Goods and Services and Commodities, UNCTAD

Veranstaltungsinformationen
26. internat. Europa Forum Luzern
Montag, 26. Mai 2014, KKL Luzern
Wachstum – Chancen und Risiken
Weitere Infos und Anmeldung: www.europa-forum-luzern.ch
Symposium: 12 bis 18 Uhr inkl. Lunch und Networking-Apéro,
Eintritt CHF 290.- / 90.- (Studenten),
Öffentliche Veranstaltung: 18.45 Uhr bis 20.40  (Eintritt frei – Anmeldung erforderlich)

 

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