Armin Brun, CEO Berner Kantonalbank, im Interview

Armin Brun, CEO Berner Kantonalbank. (Foto: BEKB)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Brun, nach dem Rekordgewinn im 2023 hat die BEKB im ersten Semester 2024 den Gewinn knapp halten können. Unter dem Strich resultierte ein Gewinn von 75,3 Millionen Franken. Welche Faktoren spielten der BEKB in die Hände?

Armin Brun: Die Entwicklung der Bank ist wie in den letzten Jahren erfreulich. Die Leitzinserhöhung der SNB hat den Banken im vergangenen Jahr einen starken Rückenwind gegeben. Die BEKB ist als Retailbank stark vom Zinsengeschäft abhängig. Wir konnten das Ergebnis halten, obwohl der Druck und die Konkurrenz im Zinsengeschäft gross waren. Die aktuelle Zinssituation konnte im ersten Halbjahr durch die Steigerung des Erfolgs im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft abgefedert werden. Die Erträge aus dem Wertschriften- und Anlagegeschäft trugen massgeblich zu dieser Steigerung bei. Die BEKB wird ihre Aktivitäten im Anlagegeschäft auch in Zukunft weiter ausbauen.

Erwarten Sie einen weiteren Zinsschritt im September?

Wir gehen davon aus, dass die SNB den Leitzins in diesem Jahr – im September oder Dezember – noch einmal senken wird.

«Wir konnten das Ergebnis halten, obwohl der Druck und die Konkurrenz im Zinsengeschäft gross waren.» Armin Brun, CEO Berner Kantonalbank

Die Hypothekarforderungen sind im ersten Halbjahr um 2% auf 27,3 Mrd Franken gestiegen. Hat sich dabei auch gezeigt, dass Saron-Hypotheken wieder interessanter werden?

Derzeit ist das Interesse an Festzinsgeschäften besonders gross. Dies zeigt sich in der verstärkten Nachfrage nach diesen Produkten. Dies dürfte in erster Linie auf die aktuelle Zinskurve zurückzuführen sein. Festhypotheken mit einer Laufzeit von zwei bis fünf Jahren weisen im Vergleich zu SARON-Hypotheken tiefere Zinssätze auf.

Die Nachfrage nach Wohneigentum ist weiterhin gross, das Angebot knapp und die Finanzierung angesichts der hohen Immobilienpreise und strikten Finanzierungsbedingungen schwierig. Wie beurteilen Sie die Situation?

Die Kreditbedingungen sind nicht übermässig restriktiv. Es sind vor allem die immer weiter steigenden Immobilienpreise, die eine Herausforderung darstellen. Mit Städten, Agglomerationslandschaften sowie stark ländlich geprägten Gebieten weist der Kanton Bern allerdings verschiedene Regionentypen und somit auch unterschiedliche Immobilienpreise auf.

So lässt sich beispielsweise feststellen, dass in Bern oder Frutigen-Niedersimmental die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt, was sich in entsprechend hohen Preisen niederschlägt. Im Jura oder Oberaargau hingegen finden sich Immobilien zu günstigeren Konditionen.

Woher rühren die um 3,4 Prozent höheren Kosten im ersten Halbjahr?

Die Kosten sind auf Investitionen in strategische Vorhaben zurückzuführen. Wir investieren stark in unsere Kredit- und Anlageprozesse – unser Kerngeschäft – um noch effizienter zu werden. Dadurch gewinnen wir mehr Beratungszeit für unserer Kundinnen und Kunden. Zudem investieren wir in neue Produkte und natürlich in unsere Mitarbeitenden, die wir weiterentwickeln und lange halten wollen. Unter anderem haben wir unseren Mitarbeitenden eine Lohnerhöhung gewährt, die über dem Branchendurchschnitt liegt.

Sie konnten in den letzten Monaten im Private Banking an den Standorten Bern und Gstaad neue Key Client-Teams verpflichten, die von der Credit Suisse und der UBS zur BEKB stiessen. Was sind deren vordringlichste Aufgaben?

Bereits vor dem Untergang der CS haben wir in unserer Strategie festgehalten, dass wir unser Anlagegeschäft weiter ausbauen wollen. Mit dem Ausbau des Private Banking bieten wir unseren bestehenden und potenziellen Kundinnen und Kunden mehr Ressourcen und Know-how. Persönlicher Service, immer mit den Zielen der Kundinnen und Kunden im Blick. Unser Ziel ist es, unsere Kundinnen und Kunden Seite an Seite bei ihrer Lebensplanung zu begleiten, Chancen und Risiken aufzuzeigen und massgeschneiderte Lösungen gemeinsam zu erarbeiten.

«Mit dem Ausbau des Private Banking bieten wir unseren bestehenden und potenziellen Kundinnen und Kunden mehr Ressourcen und Know-how.»

Im Juni ist die BEKB der Asset Management Association Switzerland beigetreten. Was hat die BEKB dazu bewogen? Ein Asset Management betreibt die Kantonalbank ja schon seit 25 Jahren.

Wir streben eine Erweiterung unseres Anlagegeschäfts an. Ein starkes und gut vernetztes Asset Management ist dafür von zentraler Bedeutung. Daher haben wir uns für einen Beitritt zur AMAS entschieden und freuen uns über die Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern.

Was erhoffen Sie sich von der Mitgliedschaft?

Wir erhoffen uns vor allem einen aktiven Austausch von Wissen und Erfahrung, insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit und maschinellem Lernen. Unser Ziel ist es, die führende Finanzdienstleisterin im Bereich Nachhaltigkeit zu sein, weshalb wir diesen Austausch als essenziell erachten. Zudem streben wir an, mit maschinellem Lernen im Asset Management Akzente zu setzen, was ebenfalls einen aktiven Dialog erfordert.

Auf Anfang 2024 hat die Zürcher Kantonalbank die Gebühren für diverse Konten und Karten aufgehoben. Die SGKB und die Thurgauer Kantonalbank haben nachgezogen, die SHKB senkt die Gebühren. Wieso geht die BEKB nicht auch in diese Richtung?

Grundsätzlich muss immer das Gesamtpaket betrachtet werden. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden attraktive Konditionen und legen Wert auf eine gute und persönliche Beratung. Selbstverständlich beobachten wir den Markt laufend und überprüfen unser Angebot laufend. Wir bringen Anfang nächstes Jahr ein Angebot auf den Markt, das diesem Kundenbedürfnis Rechnung trägt. Gerne geben wir zu gegebener Zeit weitere Informationen bekannt.

«Die grösste technische Herausforderung bei der Einführung von Instant Payments ist die Hochverfügbarkeit der Systeme.»

Per 20. August können die Kundinnen und Kunden Instant Payment-Zahlungen tätigen. Welche Herausforderungen stellt dies in den Bereichen Systemanpassung, Betrugsprävention, Compliance und Kundenservice und wie hat sich die BEKB auf diesen Schritt vorbereitet?

Die grösste technische Herausforderung bei der Einführung von Instant Payments ist die Hochverfügbarkeit der Systeme. Mit der aity AG verfügt die BEKB über eine 100-prozentige Tochtergesellschaft, die über ein eigenes Kernbankensystem verfügt. Dies ermöglicht es der BEKB, notwendige Anpassungen frühzeitig und ohne Abhängigkeiten vorzunehmen. Eine Herausforderung bei Instant Payments besteht darin, dass der Erfolg von Sender- und Empfängerbank und damit von der Marktreife eines Grossteils der Schweizer Banken abhängt. Mit anderen Banken konnten jedoch bereits seit längerer Zeit produktive Tests durchgeführt werden.

Im Gegensatz zu «normalen» Zahlungen sind bei Instant Payments keine manuellen Prüfungen (z.B. Betrugsprüfung oder Compliance) möglich. Dies bedeutet, dass die Entscheidung zur Ausführung der Zahlung innerhalb weniger Sekunden automatisch getroffen werden muss. Dies kann dazu führen, dass Zahlungen, die aufgrund der manuellen Prüfung als «normale» Zahlungen akzeptiert würden, nicht als Instant Payments ausgeführt werden können. Die Kundinnen und Kunden haben jedoch immer die Möglichkeit, abgelehnte Instant Payments mit einem Klick als «normale» Zahlungen auszuführen. Zudem werden die Prüfungen aufgrund der Erfahrungen mit Instant-Zahlungen laufend optimiert.
Im Bereich Kundenservice setzt die BEKB auch nach der Einführung von Instant Payments auf die bestehenden Erreichbarkeiten.

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