Balz Strasser, CEO Pakka AG
Balz Strasser, CEO Pakka AG.
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Strasser, seit 2006 importiert Pakka Fairtrade-Cashewnüsse in die Schweiz. Wie kam es dazu?
Balz Strasser: Während einem einjährigen Forschungsaufenthalt für meine Dissertation im südindischen Bundesstaat Kerala begegnete ich Bauerngruppen, welche verstärkt nach einer alternativen Vermarktungsmöglichkeit für ihre landwirtschaftlichen Produkte suchten. Die Idee, ihnen neue Absatzquellen in Europa zu eröffnen, reizte mich. Ich sah ein grosses Potential im Bereich Bio und Fairtrade. Mit Ueli Baruffol, Gründungspartner der Pakka GmbH, entschieden wir uns im Juni 2006 die Idee umzusetzen.
Wie hat sich das Produktesortiment weiter entwickelt?
Die ersten Pakka-Cashewnüsse wurden im 2006 unter dem Max Havelaar Label lanciert. Heute sind diese in einer Variation von sechs Geschmacksrichtungen und verschiedenen Packungsgrössen erhältlich. Durch Kontakte mit Kunden wurde uns klar, dass wir weitere Fairtrade zertifizierte Nüsse und Trockenfrüchte aus dem Süden in unser Portfolio integrieren sollten. Die Palette wurde so laufend erweitert. Im 2007 investierten wir noch in ein Kakao Projekt in Ghana – ein spannendes und lehrreiches Venture!
«Alle Produkte sind Bio-zertifiziert und werden unter fairen Bedingungen gehandelt. Durch den persönlichen Kontakt zwischen Pakka und den lokalen Produzenten sowie den Max-Havelaar-Richtlinien können wir dies garantieren.»
Balz Strasser, CEO Pakka AG
Aus welchen Ländern stammen die verschiedenen Produkte?
Die Pakka-Cashewnüsse stammen alle aus Kerala, Südindien. Die Physalis stammen aus Kolumbien, die Apfelbananen und Ananas aus Uganda, die Mangos aus Burkina Faso. Weiter haben wir Macadamia aus Kenia, Paranüsse aus Bolivien, Amazonas-Erdnüsse aus Ecuador und neu Mandeln aus Palästina. Alle Produkte sind Bio-zertifiziert und werden unter fairen Bedingungen gehandelt. Durch den persönlichen Kontakt zwischen Pakka und den lokalen Produzenten sowie den Max-Havelaar-Richtlinien können wir dies garantieren. Das „Kleinbauern“-Label von Pakka garantiert auch, dass wir unsere Produkte ausschliesslich von Kleinbauern und –bäuerinnen beziehen, um die Wirksamkeit im Süden zu erhöhen.
Sie importieren die Rohstoffe. Wer übernimmt die spezielle Veredelung, z.B. der Cashews?
Pakka arbeitet seit Beginn an mit einer traditionellen, 100 jährigen Kleinrösterei in der Schweiz, welche noch viele Verarbeitungsschritte von Hand durchführt und so höchste Qualität sicherstellen kann. Obwohl für uns Bio und Fairtrade eine sehr hohe Priorität geniesst, müssen unsere Produkte in erster Linie geschmacklich überzeugen – wir haben hierzu den genau richtigen Veredelungspartner gefunden, welcher alle Produkte ohne Öl und Fett oder andere Zusatzstoffe verarbeitet.
Wie sieht es im Gross- und Zwischenhandel aus? In welchen Verarbeitungsstadien können Sie die Produkte anbieten?
Wir können unsere Produkte so anbieten wie es die Grosshändler, aber speziell die Industrie, braucht. Dank Verarbeitungspartnern in der Schweiz und in der EU können wir unsere gesamten Nüsse rösten, würzen, und nach Wunsch abpacken, oder auch schneiden und karamelisieren, z.B. für die Süsswarenindustrie. Wir möchten zu einem attraktiven „one-stop-shop“ für Fairtrade und Bio-Nüsse werden.
«Wir möchten zu einem attraktiven „one-stop-shop“ für Fairtrade und Bio-Nüsse werden.»
Pakka-Cashews liegen in vielen Zürcher Bars ebenso auf wie sie in der Swiss Business-Class serviert werden. Welches sind Ihre anderen Absatzkanäle?
Wir setzen den grössten Teil unserer Marken-Produkte über einen spezialisierten Bio-Vertriebspartner ab, welcher alle Bioläden, Reformhäusern und Drogerien beliefert. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, in den meisten Spezialitätenläden der Schweiz präsent zu sein – viele von ihnen suchen nach exklusiven und qualitativ hochstehenden Produkten, welche sich von konventionellen abheben. Man kann die Pakka-Cashewnüsse aber auch über unseren Onlineshop kaufen, da erhält man ausserdem Detailinformationen über unsere Südpartner.
Was heisst für Sie persönlich Fairtrade?
Faitrade heisst für mich, dass man Geschäftsbeziehungen auf Vertrauen, Langfristigkeit und auf gegenseitigen Respekt aufbaut – ein kostendeckender Preis ist hier nur einen Teil davon. Fairtrade ist für Pakka viel mehr als ein Label – es muss im Alltag gelebt werden, sonst wird es unglaubwürdig.
Was zeichnet Ihre Partnerschaften mit Firmen und Kooperativen in Südländern aus?
Wir setzen auf längerfristige Beziehungen mit Firmen und Kooperativen, welche eine ähnliche, auf Nachhaltigkeit basierende Firmenphilosophie pflegen wie die unsere. Da viele unserer Südpartnern ähnliche Herausforderungen haben, kann es auch vorkommen, dass z.B. unser Partner in Indien den Partner in Kenia berät – diesen Süd-Süd Austausch ermuntern wir wenn möglich.
Welchen Mehrwert können die in den Kooperativen zusammengeschlossenen Bauernfamilien erzielen?
Durch die höheren Preise, die Pakka im Ursprung bezahlt, sichern wir ein ausreichendes Einkommen für Produzenten und Produzentinnen. Weiter bezahlen wir der Organisationen eine Fairtrade-Prämie welche z.B. für Bildungs- und Gesundheitsprojekte, oder für die Verbesserung der lokalen Infrastruktur eingesetzt wird.
«Durch die höheren Preise, die Pakka im Ursprung bezahlt, sichern wir ein ausreichendes Einkommen für Produzenten und Produzentinnen.»
Wissen Sie, wie viele Familien in den Südländern über die Projekte, in die Pakka involviert ist, profitieren können?
Pakka hat im 2010 erstmals einen Impact Report zusammengestellt. Wir konnten nachweisen, dass wir über unsere Arbeit mehr als 8000 Bauernfamilien in den verschiedenen Südländern erreichen. Wir möchten die Anzahl der Familien jährlich ausbauen können.
Wie funktioniert der Austausch mit den Produzenten? Wie oft sind Sie selber vor Ort?
Pakka hat sich zum Ziel gesetzt, jeden Partnern mindestens einmal pro Jahr zu besuchen. Je nach Entwicklungsstatus der Partnerschaft kann diese auch öfters sein. Die meisten unserer Partner sind auch im Aufbau und daher ist uns eine enge Betreuung wichtig!
Wo liegen die besonderen Schwierigkeiten und Herausforderungen in diesen speziellen Handelsbeziehungen?
Die meisten unserer Südpartner sind wie gesagt ihrerseits sich im Aufbau befindende Start-Up’s. Sie bauen diese Firmen in einem sehr schwierigen Umfeld mit fehlender Infrastruktur, unwirksamer Institutionen und grosser Korruption auf. Eine unserer wichtigsten Massnahmen ist die Vorfinanzierung der Ernte mit langfristigem Handelskapital, damit unsere Partner überhaupt ins Volumengeschäft einsteigen können. Hier können wir dank grosszügigen Investoren in der Schweiz gezielt unterstützen.
Fairtrade-Produkte haben ihren Preis, das ist auch bei Pakka-Cashews oder Pfeffer nicht anders. Wie setzt sich dieser relativ hohe Preis zusammen?
Pakka handelt relativ gesehen mit kleinen Volumen, investiert aber sehr viel im Aufbau von Projekten. Hinzu kommen die Kosten für die Fairtrade- und Bio-Zertifizierungen, welche nicht unbedeutend sind. Bei unseren Marken-Produkten macht aber auch die handwerkliche Veredelung den hohen Preis aus – der Qualitätsunterschied merkt man aber schon beim ersten Biss!
Pakka bedeutet in Hindi „solide“. Wie „pakka“ ist das Unternehmen heute und wie sehen die nächsten Entwicklungsschritte aus?
Pakka befindet sich noch stark auf Wachstumskurs und ist momentan mit verschiedenen Investoren im Gespräch, um diese Wachstumsphase zu finanzieren. Wir möchten unser Produktportfolio nicht weiter ausbauen, sondern als „one-stop-shop“ für Fairtrade und Bio Nüsse konsolidieren. Hierzu sind auch Investitionen in unseren Südpartner geplant – Investitionen mit einem hohen sozialen Impact.
Ist ein späteres Engagement in anderen Ländern Europas ein Ziel?
Pakka verkauft im Grosshandel schon an viele europäische Kunden. Wir möchten in Zukunft auch unsere Snack-Marke in Europa positionieren, ein entsprechendes Produkt ist mit einem europäischen Verarbeitungspartner in Entwicklung.
Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchses ein?
Die Wettbewerbsfähigkeit scheint mir hoch zu sein, danke interkultureller Erfahrung, einem guten Praxisbezug, und einem sehr hohen Ausbildungsniveau. Die guten Sprachkenntnisse sind ein weiterer Vorteil.
Wie wichtig ist Diversity für Ihr Unternehmen und welche Massnahmen sind in Ihrem Unternehmen zum Thema geplant oder schon umgesetzt?
Diversity ist ein wichtiges Thema bei Pakka weil wir stark interkulturell tätig sind. Weiter hat Pakka seit der Gründung immer einen Frauenanteil von mindestens 50% gehabt – auch heute noch nicht selbstverständlich in unserer Branche!
Herr Strasser, wir bedanken uns für das Interview.