Beat Welti, CEO Oswald Nahrungsmittel, im Interview

Beat Welti, CEO Oswald Nahrungsmittel, im Interview
Beat Welti, CEO Oswald Nahrungsmittel (Bild: Oswald)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Welti, nebst den traditionsreichen Gewürzen, Suppen oder Desserts, haben Sie auch eine Premium-Linie unter anderem mit ausgewählten Salzen und Ölen. Wie bedeutend ist das Premium Segment umsatzmässig und wie soll in Zukunft das Produktesegment weiter ausgebaut werden?

Beat Welti: Die Premium-Linie ist für uns strategisch von grosser Wichtigkeit. Damit können wir zusätzliche, neue Bedürfnisse abdecken von Kunden, die sich gerne selber mit hochwertigsten Produkten verwöhnen oder ihren Liebsten etwas Gutes tun wollen – die Premium-Produkte eignen sich auch ideal als Geschenk. Insbesondere die jüngere Kundschaft ist von den einzigartigen Premium-Produkten begeistert. Die bestehende Premium-Linie wird jährlich überarbeitet und ergänzt, sodass die Kunden immer wieder aufs Neue überrascht werden.

«Generell kann man sagen, dass unsere unternehmerischen Freiheiten sehr gross sind – auch auf Wunsch von Unilever: Es wird von Oswald ein eigenständiges und autonomes Handeln erwartet.» Beat Welti, CEO Oswald Nahrungsmittel

Seit 2000 gehört das Unternehmen zur Unilever-Gruppe. Wie weit geht die unternehmerische Freiheit innerhalb eines Konzerns mit 170’000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von über 50 Milliarden Euro.

Gute Frage. Generell kann man sagen, dass unsere unternehmerischen Freiheiten sehr gross sind – auch auf Wunsch von Unilever: Es wird von Oswald ein eigenständiges und autonomes Handeln erwartet. Gleichzeitig können wir auf die grosse Unterstützung von Unilever zählen – im Einkauf, bei der Rekrutierung oder bei Weiterbildungen. Und umgekehrt profitiert Unilever von der grossen Innovationskraft von Oswald.

Sie verarbeiten qualitativ hochwertige Rohstoffe ausschliesslich in der Schweiz, während immer mehr Anbieter aus Kostengründen die Produktion ins Ausland verlagern. Wo liegt für Sie die Schmerzgrenze, die eine Verlagerung der Produktion ins Ausland notwendig machen würde?

Solange unsere heutigen und künftigen Kunden weiterhin das Bedürfnis nach besten, qualitativ hochwertigen und ausschliesslich in der Schweiz verarbeiteten Rohstoffen haben, steht für uns eine Auslagerung der Produktion ins Ausland nicht zur Diskussion. Auch künftig setzen wir nicht nur bei der Produktion auf die Schweiz, sondern wo immer möglich auch bei den Rohstoffen. Bei Zutaten, die hierzulande nicht erhältlich sind – beispielsweise Curry oder Pfeffer – kommen ausgewählte Ingredienzen aus dem Ausland zum Zug.

Für den Vertrieb setzen Sie auf rund 200 Verkaufsmitarbeitende und den Online-Shop. Wo werden die grössten Umsätze erzielt, wo das grösste Wachstum?

Die 200 Kundenberater sind das Herzstück unserer Firma – sie generieren den grössten Umsatz. Zusätzlich haben wir auch die Bedeutung des E-Commerce bereits früh erkannt und wachsen hier Jahr für Jahr in einem zweistelligen Bereich.

«Die 200 Kundenberater sind das Herzstück unserer Firma – sie generieren den grössten Umsatz.»

Mit den eigenen Kaffee-Kapseln bieten Sie einen Premium-Kaffee mit, nach eigenen Angaben, mindestens 10% mehr Inhalt als die Mitbewerber an. Wie entwickelt sich das Geschäft mit den Kapseln im Heimmarkt des Weltmarktführers Nespresso (ca. 10 Milliarden Kapseln pro Jahr)?

Sehr positiv. Unser ganzheitliches Kaffeekonzept bestehend aus einer einzigartigen Kaffeemaschine, Kaffeekapseln und dem traditionellem Kaffeegeschäft – damit startete übrigens Firmengründer Meinrad Oswald vor 65 Jahren das Unternehmen Oswald – entwickelt sich laufend und gewinnt an Umsatz.

Das Internet und die Globalisierung ermöglichen auch kleineren lokalen Anbietern eine effiziente Internationalisierungs-Strategie. Wie sehen Ihre Pläne für ein Wachstum im Ausland aus?

Unser Kernmarkt ist und bleibt die Schweiz, wo wir eine führende Position im Nahrungsmittel-Direktvertrieb innehaben. Gleichzeitig sind wir auch im Export tätig. In den letzten Jahren konnten wir die Auslandgeschäfte vergrössern und ausbauen. Darauf zielen wir auch in Zukunft ab.

«Heute werden sämtliche Direktverkaufskanäle aktiv genutzt – ebenso auch die sozialen Medien. Diese sind insbesondere hinsichtlich unserer jüngeren Zielgruppe von grosser Bedeutung.»

Sie haben rund 500’000 treue Kundinnen und Kunden. Wie gestalten Sie die Kundenbetreuung, wie wichtig sind neue Kanäle wie die Sozialen Medien?

Die Kunden sind das Allerwichtigste bei Oswald und stehen immer im Mittelpunkt. Es sollen nicht nur neue Kunden gewonnen werden, vielmehr sollen vor allem die Bedürfnisse der heutigen Kunden befriedigt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Kunden langfristig und nachhaltig zufrieden sind. Neue Kanäle spielen dabei eine wichtige Rolle. Oswald hat sich vom Mono- zum Multikanal entwickelt. Heute werden sämtliche Direktverkaufskanäle aktiv genutzt – ebenso auch die sozialen Medien. Diese sind insbesondere hinsichtlich unserer jüngeren Zielgruppe von grosser Bedeutung.

Wie wichtig sind technisch moderne Hilfsmittel wie Kundenbeziehungssysteme (CRM) in einem Unternehmen mit einer über 60-jährigen Tradition und dem vorwiegenden Vertrieb über Kundenberater, welchen Budget-Anteil hat bei Oswald die Informatik?

Um die Kunden zu verstehen und ihre Wünsche zu kennen, ist ein CRM-System von grösster Wichtigkeit. Das CRM ist deshalb unser wichtigstes Tool, nicht nur in technischer Hinsicht, es umfasst auch andere Bereiche wie den Direktverkauf und das Marketing. Das Informatik-Budget wird hauptsächlich für Hardware genutzt.

Auch im traditionellen Geschäft von Gewürzen, Suppen oder Kaffee finden dauernd neue Innovationen statt. Welche Entwicklungen beschäftigen Sie aktuell am meisten, wo werden die nächsten grossen Investitionen fällig?

Sämtliche Geschäftsfelder, die mit Essen und Trinken zu tun haben, sind für Oswald interessant. In diesen Bereichen entwickeln wir uns stets weiter – hier kommt unser unermüdlicher Innovationsdrang zum Vorschein. Die nächsten Investitionen werden im Kerngeschäft mit den Bouillons anfallen.

Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Dann wünsche ich mir, dass Oswald auch in Zukunft ihre Kundschaft mit innovativen und hochqualitativen Premium-Produkten überraschen und überzeugen wird und weiterhin auf hochmotivierte und professionelle Mitarbeitende zählen darf.

Das Unternehmen: Oswald – so würzt die Schweiz, seit 1951
Seit über 60 Jahren ist Oswald der Spezialist für Würzprodukte und Bouillons. Bereits in jungen Jahren war Firmengründer Meinrad Oswald fasziniert von Rohstoffen aus aller Herren Länder. Die Entdeckung von einzigartigen Gewürzen war seine grosse Leidenschaft. So entstanden Würzmischungen, die sich in Duft und Geschmack deutlich von Standardmischungen abheben. Bis heute überzeugen die qualitativ hochwertigen Oswald-Produkte mit ihrem hervorragenden Geschmack und den vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten. www.oswald.ch

 


Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit dem Swiss CRM Forum

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