Interview von Bob Buchheit
Moneycab: Herr Meyer, die Anlagegesellschaft Castle Private Equity ist mit einer knappen Milliarde in knapp 500 verschiedene privat gehaltene Unternehmen investiert. Wie kann man da den Überblick behalten?
Benedikt Meyer: Bei der Castle Private Equity AG handelt es sich um eine „Evergreen-Struktur“. Das bedeutet, der Fonds hat keine definierte Laufzeit beziehungsweise kein definiertes Volumen. Die Gesellschaft hat über die letzten fast 20 Jahre insgesamt Investitionsversprechen von gut einer Milliarde abgegeben. Jedoch wurden auf der anderen Seite, während den vergangenen 20 Jahren, Rückflüsse von gegen zwei Milliarden realisiert.
Seit 2012 befindet sich die Gesellschaft zudem in einer so genannten „Harvesting-„ oder auch Realisierungsstrategie, das heisst, es werden keine neuen Investitionen mehr getätigt ausser den noch bestehenden und offenen Investitionsversprechen nachzukommen. Aktuell beläuft sich der der innere Wert der noch verbleibenden Anlagen auf rund 450 Millionen USD.
Ihr grösstes Committment hatten Sie mit über 200 Millionen Dollar dem Chancellor Offshore Partnership Fund gegeben. Das klingt enorm, war und ist aber von Bedingungen abhängig. Welche sind das?
Ob eine Investition getätigt wird oder nicht hängt generell von verschiedensten Faktoren innerhalb unseres Due-Diligence Prozesses ab, unabhängig davon wie gross die Transaktion ist. Bei der Chancellor Offshore Partnership Fund Transaktion handelt es sich um ein Portfolio von über 40 hochwertigen Buyout und Venture Capital Fonds. Das Chancellor Portfolio wurde 1997 von Spezialisten der LGT Gruppe exklusiv für die Castle Private Equity AG aufgelegt. Insgesamt wurden über diese Struktur Kapitalzusagen von über 230 Millionen Dollar an total 42 Fonds abgegeben. Der Grossteil der über das Chancellor Portfolio getätigten Investitionen sind in der Zwischenzeit realisiert. Der Nettoinventarwert (NAV) der noch verbleibenden unterliegenden Investitionen beträgt aktuell noch etwas weniger als 2.5 Millionen USD.
Im Gegensatz zu vielen anderen Beteiligungsgesellschaften hat CPE nur einen geringen Abschlag auf den Nettoinventarwert NAV. Wieso hat bei CPE der Akteinrückkauf so gut geklappt und bei der Konkurrenz weniger?
Der im Verhältnis eher tiefe Abschlag zum inneren Wert hat sicherlich mehrere Gründe. Einer der wesentlichsten ist die Tatsache, dass die Generalversammlung in deren Sitzung vom 12. April 2012 die Einführung einer Wertrealisierungsstrategie angenommen hat. In diesem Zusammenhang wurden während den letzten 5 Jahren keine neuen Investitionen mehr getätigt beziehungsweise keine neuen Zahlungsverpflichtungen mehr eingegangen, und der Fokus wurde voll und ganz auf die Realisierung der Mittel durch Auslaufenlassen der Private Equity Anlagen gelegt.
Aufgrund des fortgeschrittenen Reifegrads des Portfolios, den überschaubaren offenen Kapitalverpflichtungen und einer komfortablen Liquiditätsposition befindet sich die Gesellschaft heute in einer sehr komfortablen Position.
«Eine im Verhältnis stimmige Gebührenstruktur ist Teil einer guten und nachhaltigen Corporate Governance»
Benedikt Meyer, Geschäftsführer Castle Private Equity AG
Liegt es auch daran, dass die Management-Fee bei nur einem Prozent liegt und die Latte für Ihre 10%ige Gewinnbeteiligung erst bei einem Vermögen von 885,2 Millionen Dollar greift?
Die Management-Fee wurde zusammen mit der Einführung der Realisierungsstrategie im April 2012 auf 1% reduziert. Eine im Verhältnis stimmige Gebührenstruktur ist Teil einer guten und nachhaltigen „Corporate Governance“.
Trotzdem stiegen Management- und Performance Fee im H1 20017 von 2,6 auf 8,3 Millionen USD, weil 6 Millionen Erfolgsbeteiligung anfielen. Worauf war das zurückzuführen?
Ob eine Performance Fee anfällt oder nicht hängt von der Entwicklung des Aktienkurses ab. Da sich der Aktienkurs der Castle Private Equity AG seit Jahresbeginn 2017 um über 13% positiv entwickelt hat, sind zur Jahreshälfte rund 6 Millionen USD an Performance Fee relevanten Erträgen aufgelaufen.
Zur Jahreshälfte sass Castle Private Equity auf 165 Millionen USD an Liquidität. Was wird damit geschehen?
Teil der Realisierungsstrategie ist es die verfügbaren Mittel steuerlich effizient an die Aktionäre auszuschütten. Vor diesem Hintergrund tätigt die Gesellschaft seit 2012 verschiedene Aktienrückkaufprogramme sowie als auch Ausschüttungen von allgemeinen gesetzlichen Reserven aus den Kapitaleinlagen. Seit 2013 gelten jedoch verschärfte regulatorische Anforderungen und Bedingungen im Zusammenhang mit der Lancierung von Aktienrückkaufprogrammen. Insbesondere im Zusammenhang mit Aktienrückkäufen über die zweite Handelslinie, welche in Bezug auf das tägliche Rückkaufvolumen stark eingeschränkt wurden.
Als Alternative gelten Aktienrückkäufe über die Ausgabe von handelbaren Put-Optionen oder Rückkäufe zum Festpreis. Beide Optionen sind ebenfalls Teil unserer Wertrealisierungsstrategie und werden auch künftig als Ergänzung zu den regelmässigen Rückkäufen über die zweite Handelslinie für die Rückführung liquider Mittel an die Aktionäre genutzt werden. Seit der Einführung der Realisierungsstrategie im April 2012 hat das Unternehmen insgesamt mehr als 450 Millionen USD über diese Kanäle an seine Aktionäre ausgeschüttet. Dies entspricht in etwa zwei Dritteln vom gesamten NAV per Ende April 2012.
Also wird kein neues Geld mehr in ihre Buyout-Funds fliessen?
Unter der aktuellen Realisierungsstrategie werden keine neuen Investitionen mehr getätigt. Der Fokus liegt seit 2012 auf der Realisierung der bestehenden Investitionen und dem Anspruch die daraus resultierenden Rückflüsse möglichst effizient an unsere Aktionäre auszuschütten.
Es wurde von Ihren Partnern nur gerade 3 Millionen an Investitionsmitteln abgerufen. Das ist aussergewöhnlich wenig…
Dies hängt ebenfalls mit der Wertrealisierungsstrategie zusammen. Seit 2012 hat die Gesellschaft keine neuen Zahlungsverpflichtungen abgegeben und demnach keine zusätzlichen Kapitalabrufe mehr generiert. Des Weiteren hat sich der Reifegrad der bestehenden Anlagen weiter erhöht, was tendenziell zu deutlich grösseren Rückflüssen – also so genannten „Distributions“ im Verhältnis zu den Kapitalabrufen „Capital Calls“ – führt. Aktuell belaufen sich die noch nicht abgerufenen Zahlungsversprechen auf lediglich 50 Millionen USD. Wobei etwa die Hälfte davon als „stale“ betrachtet werden kann (Verpflichtungen an Manager welche die Investitionsperiode bereits abgeschlossen haben) und somit nicht mehr abgerufen werden.
«Das vorherrschende Niedrigzinsumfeld stellt schon seit einiger Zeit erheblich Herausforderungen für Investoren dar.»
Wo kann denn die Private Equity–Branche im Niedrigzinsumfeld noch am besten Performance bolzen?
Das vorherrschende Niedrigzinsumfeld stellt schon seit einiger Zeit erhebliche Herausforderungen für Investoren dar. Auch in Zeiten von negativen Renditen bei Staatsanleihen und generell niedrigem Wachstum gibt es verschiedene Handlungsoptionen um sein erwartetes Renditeniveau zu erreichen. Investoren suchen momentan nach Investments, die Renditemöglichkeiten bieten, die fundamental gerechtfertigt sind und nicht ausschliesslich von der Politik der Notenbanken abhängen. Dazu zählen alternative Anlagen und insbesondere Private Equity. Daher steigt das Interesse an dieser Anlageklasse seit einiger Zeit wieder stark an.
Dass sich die Märkte trotz diverser makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten in den vergangenen Jahren tendenziell positiv entwickelt haben, ist sicherlich dem Zinsumfeld und dem Eingreifen diverser staatlicher Institutionen auf den Finanzmärkten geschuldet. Somit bleiben Anlageentscheidungen welche auf „Market-Timing“ beruhen auch künftig eher schwierig für Investoren.
Welche Vorteile bieten da noch Private Equity –Investitionen?
Sie bieten den Vorteil, dass sie sich lediglich zu einem geringen Masse „Market-Timing“ Aspekten aussetzen. Die Anlagedauer erstreckt sich oft über bis zu fünf Jahren und anschliessend noch einmal weitere fünf bis sechs Jahres bis die Anlagen dann realisiert respektive liquidiert sind. Wenn dann Investoren Ihre Anlagen über mehrere „Vintages“ (Auflegejahr der PE-Fonds) streuen und zudem noch auf mehrere Engagements verteilen, kann sich die Stabilität von Private Equity Investitionen voll entfalten. Private Equity Anlagen sind natürlich auch nicht immun auf übergeordnete Entwicklungen, jedoch ist man im Vergleich zu anderen Anlageklassen nicht vollständig dem zeitpunktbezogenen Anlagerisiko ausgesetzt und zwar auf Grund der in der Private Equity Industrie gängigen Praxis von sogenannten Zahlungsverpflichtungen (Commitments).
Was bedeutet das geplante 25%ige Aktienrückkaufprogramm für die langfristigen Castle PE–Aktionäre?
Insbesondere für langfristige Aktionäre bietet der Rückkauf von bis zu 25% der ausstehenden Aktien eine Möglichkeit frühzeitig Liquidität zu generieren.
Zur Person:
Benedikt Meyer, Jahrgang 1983, ist Geschäftsführer der Castle Private Equity AG und der Castle Alternative Invest AG sowie Executive Director bei der LGT Capital Partners die als Anlageberater der beiden Castle Gesellschaften amtet. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Castle Beteiligungsgesellschaften arbeitet Herr Meyer im Bereich Investment Solutions bei der LGT Capital Partners in Pfäffikon SZ. Bevor er 2010 zur LGT Capital Partners stiess, arbeitete Herr Meyer in verschiedenen Positionen für die Partners Group AG in Zug und London. Herr Meyer verfügt über mehr als 14 Jahre Expertise im Finanzsektor, insbesondere im Bereich der alternativen Anlagen und besitzt zudem umfangreiche Berufserfahrung im Private Equity Sektor. Benedikt Meyer ist verheiratet und Vater eines Sohnes und lebt mit seiner Familie in Zug.