Benoît Petit, Head of Private Wealth Management und Head of Global Markets Switzerland bei Société Générale in Zürich.
Von Martin Raab und Daniel Manser, Derivative Partners Media AG, payoff.ch
Payoff: Herr Petit, wie sind Sie bisher mit dem 2011 zufrieden. Was hat Sie positiv überrascht, was negativ?
Benoît Petit: Dieses Jahr erfreuen wir uns im Bereich «Cross Asset Solutions» einer erhöhten Nachfrage. Dies vor allem in den Bereichen Fixed Income, Kredit, Rohstoff und Publikums-Fonds. Doch auch die Société Générale Indizes kommen in diesem Jahr sehr gut an. Im Vergleich zu den Jahren 2008 und 2009 sind die Volumina jedoch immer noch etwas geringer. Unter Investoren herrscht nach wie vor grosse Unsicherheit – obwohl Strukturierte Produkte auch zur Absicherung gegen Baissen geeignet sind.
Es scheinen also die positiven News zu überwiegen?
In der Tat. Hervorzuheben ist unser ETF-Geschäft, dass unter der Marke «Lyxor ETFs» bekannt ist. Wir gewinnen mit unseren 78 ETFs insbesondere im institutionellen Bereich stetig Marktanteile hinzu. Aufgrund der grossen Nachfrage haben wir unser Team auch dort seit Jahresbeginn ausgebaut.
2011 ist geprägt von verschiedenen Unsicherheiten. Wie verhalten sich die Investoren in dieser schwierigen Phase aus Ihrer Sicht?
Die Unsicherheit ist allgegenwärtig: einerseits Angst vor Aktienbaissen und Ausfallrisiken, anderseits Angst vor Inflation und Überhitzung in Schwellenländern. Die Investoren beschränken sich somit auf Produkte, die einen maximalen Kapitalschutz bieten, einfach strukturiert und leicht verständlich sind. Obwohl das momentane Zinsumfeld für diese Art von Produkten nicht sehr günstig ist, arbeiten wir intensiv daran, attraktive Alternativen für unsere Kunden zu entwickeln. Im Gegensatz zum restlichen europäischen Markt konzentrieren sich Schweizer Investoren stark auf fundamentale Investitionserkenntnisse, womit es zunehmend wichtiger wird, die Produkt-/Investitionsideen auf unserem qualitativ hochstehenden Research abzustützen.
«Investoren beschränken sich auf Produkte, die einfach strukturiert und leicht verständlich sind.»
Benoît Petit, Head of Private Wealth Management und Head of Global Markets Switzerland bei Société Générale
In welchen Produktsegmenten möchte die Société Générale Akzente setzen? Wird man von Ihrer Bank in den nächsten Monaten Innovationen sehen?
Die Société Générale zeichnet sich seit jeher durch Pricing-Qualität und stetiger Innovation aus. Von diesem Grundsatz wollen wir nicht abweichen. Wir bemühen uns stets darum, den Mehrwert für unsere Kunden zu erhöhen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist aktuell eine Weiterentwicklung der hierzulande sehr populären Floored Floaters. Gegen eine minimale Reduktion des Coupons im Bereich von wenigen Basispunkten erhält der Investor die Möglichkeit, diesen Coupon spürbar zu erhöhen – falls die kurzfristigen Zinsen während der Produktlaufzeit einen gewissen Schwellenwert nicht übersteigen.
Wie möchte sich die Société Générale von den Mitbewerbern unterscheiden? Was können Sie besser als andere, wo sind Ihre Stärken?
Aufgrund der Kostenstruktur im Bereich Marketing und Listing, sowie unserer Position als ausländisches Institut im Vergleich zu den hiesigen Marktakteuren, positioniert sich die Société Générale nicht als Retail-Anbieter. Vielmehr differenzieren wir uns durch eine Cross Asset übergreifende Pricing-Kapazität, unserem Innovationstalent sowie durch eine breite Marktabdeckung im schweizerischen Markt. Daneben ist unser Research, in welches wir in den vergangenen Jahren sehr viel investiert haben, für unsere täglichen Aktivitäten eine wichtige Stütze.
Sie haben derzeit nur gerade 84 Produkte an der Scoach gelistet. Werden Sie weiterhin vor allem auf den OTC-Markt setzen?
Im Jahre 2010 erzielten wir im Bereich Non-Listed-Products ein globales Handelsvolumen von mehreren Milliarden EUR, bei einer durchschnittlichen Ticket Size von EUR 3 Mio. pro Produkt. Obwohl wir alle notwendigen Kapazitäten besitzen Produkte an der Börse zu listen, verlangen die wenigsten Kunden nach diesem Service und zeigen sich somit mit unserem OTC-Sekundärmarkt sehr zufrieden.
«Die wenigsten Kunden verlangen ein Listing an der Scoach.»
Wagen Sie zum Schluss noch ein Ausblick. Welche Trends werden das Derivatgeschäft Ihrer Meinung nach in den nächsten Monaten prägen?
Der heutige Fokus ist auf die Entwicklung von Internet-Plattformen gerichtet, die es erlauben Produkte online zu kreieren, was auch bei uns eine hohe Priorität geniesst. Im Bereich Fixed Income bemühen wir uns in der Schweiz um einen Einstieg in den CHF Bond Markt, welcher für unser Geschäft sehr wichtig ist. Dieser Trend hängt jedoch hauptsächlich von den Marktkonditionen ab. Eines lässt sich jedoch mit Bestimmtheit festhalten, die wichtigsten Themen im Jahre 2011 sind und bleiben: einfache Produkte, Innovation im Dienste der Renditesteigerung sowie Research-Dienstleistungen.
Der Gesprächspartner
Benoit Petit startete seine Karriere im Jahr 2000 bei L’Oreal als Produktmanager. Sein Eintritt in die Société Générale erfolgte im Jahr 2003, wo er im Bereich Equity Derivatives als Structured Products Sales für Retail-, Wealth Management- und institutionelle Kunden in Belgien und Luxemburg tätig wurde. Im Jahr 2008 wurde Benoit Petit als European Head of Private Wealth Management, Equity Derivatives ernannt. Durch eine Reorganisation im Juli 2009, wurde er zum European Head of Private Wealth Management im Bereich Cross-Asset Solutions und Head of Global Markets Switzerland befördert. Sein Profil wird durch ein Diplom des Institut Supérieur de l’Aéronautique et de l’Espace (Supaero) abgerundet.
Über Société Générale
Die Société Générale gehört zu den ältesten Geschäftsbanken Frankreichs. Ihr ursprünglicher Name lautete Société Générale pour favoriser le développement du commerce et de l’industrie en France (= Allgemeine Gesellschaft zur Förderung der Entwicklung des Handels und der Industrie in Frankreich). Das Institut beschäftigt in 82 Ländern rund 151’000 Mitarbeitende, davon etwa 60 Prozent ausserhalb Frankreichs. Die Bank ist sowohl in der Finanzierung als auch im Investment- und im Anlagegeschäft aktiv. In Frankreich ist die Société Générale zusammen mit ihrer Tochtergesellschaft Crédit du Nord mit knapp 3’000 Zweigstellen im Privatkundengeschäft aktiv. Die Société Générale ist an der Euronext-Börse in Paris notiert und gehört dem französischen Börsenindex CAC40 an.