Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Antic, als Gründer und aktuell als Verwaltungsrats-Präsident prägen Sie die Geschicke der mittlerweile über 25-jährigen DHG-Gruppe. Wie sieht Ihre Strategie für die Gruppe für die kommenden Jahre aus?
Blagoje Antic: Mit Fleiss, Fokus und Disziplin sind wir im Verlauf unserer Unternehmensgeschichte zu einem der führenden Bau- und Immobilienunternehmen im Privatbesitz organisch gewachsen. Innerhalb von zwei Jahren realisieren wir über 200 Wohnungen und tätigen Investitionen von über 100 Millionen Franken.
«Sämtliche, im Portfolio befindlichen Immobilien vermieten wir, was uns einen konstanten Cash-Flow sichert, welchen wir wiederum für Neuinvestitionen und überdurchschnittlichen Amortisationen von Hypotheken einsetzen können.» Blagoje Antic, VRP & CEO DHG Holding AG
Mit unseren Unternehmenssparten, der DHG Generalunternehmung AG und der DHG Handwerker GmbH, decken wir ein breites Leistungsspektrum ab – von der kompletten Planung und Realisierung von Immobilienprojekten bis hin zur Sanierung und Weiterentwicklung von bestehenden Liegenschaften. Mit DHG Facility Services bieten wir Dienstleistungen rund um die Bewirtschaftung von Immobilien an – von der Reinigung über Gartenarbeiten bis hin zum Winterdienst.
Mit dieser Positionierung und Wertschöpfung sehen wir uns für die kommenden Jahre gut aufgestellt. Sämtliche, im Portfolio befindlichen Immobilien vermieten wir, was uns einen konstanten Cash-Flow sichert, welchen wir wiederum für Neuinvestitionen und überdurchschnittlichen Amortisationen von Hypotheken einsetzen können. So geniessen wir auch dank der hohen Eigenkapitalquote eine exzellente Bonität.
Im Verlauf unseres seit Jahren anhaltenden dynamischen Wachstums ist 2021 das bisher erfolgreichste Jahr überhaupt, was uns in der grundsätzlichen Beibehaltung unserer strategischen Ausrichtung bestätigt. Unser stattliches Portefeuille an Immobilien werden wir zukünftig unserem, im Aufbau befindlichen Family Office anvertrauen.
Während andere Unternehmen durch die Pandemie in ihrer Entwicklung gebremst wurden, scheint die Immobilienbranche eher zu profitieren. Wo liegen die Gründe dafür und wie hat sich die DHG in den letzten beiden Jahren entwickelt?
Auf den ersten Blick scheint der Immobilienmarkt in der Schweiz und weltweit generell zu boomen. Bei genauerer Betrachtung des nationalen Marktes sieht man jedoch, dass vor allem das Segment der Privatimmobilien – Häuser und Wohnungen – ungebremst stark wächst, während Büro- und Gewerbeimmobilien mehr unter den Folgen der Pandemie zu leiden haben.
Der wohl anhaltende Trend zum Home Office belastet den Markt der Büroimmobilien und führt zu Leerständen, während die Verlagerung vom stationären Detail- auf den Onlinehandel den vielen traditionellen Detailhändlern zu schaffen macht.
Rosiger sieht das Bild bei Privatimmobilien aus, da Menschen immer ein Dach über dem Kopf brauchen und sie aufgrund der Pandemie mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen. Der zu beobachtende Trend zum Wohnen in der Peripherie wird auch dort die Wohnungs- und Mietpreise anhaltend steigen lassen. Mit unserem Fokus auf dieses Segment der Wohnimmobilien konnten wir unser Portfolio sukzessive in den letzten Jahren ausbauen.
Die Schattenseite dieser Entwicklung ist der ausgetrocknete Markt und die teilweise stark überzogenen Preise, die Investoren teilweise bereit sind zu bezahlen. Als unabhängige, private Immobilienunternehmer halten wir uns gegenüber dieser ungesunden Entwicklung auf Distanz.
Aktuell sind Sie auf den Grossraum Zürich fokussiert. Wie sieht das für die Zukunft aus, welche Regionen würden sich für eine Expansion anbieten?
Zürich war von Beginn an unser Heimmarkt. Heute entwickeln wir Immobilien beispielweise im Zürcher Unterland, eine dynamisch wachsende Region mit grossem Potenzial. Insbesondere in den letzten beiden Jahren haben wir uns über die Grenzen der Agglomeration ausgedehnt.
So haben wir beispielweise eine repräsentative Liegenschaft in St. Gallen Stadt und in Winterthur das Projekt „Joy“ erworben, wo auf dem 3000 Quadratmeter grossen Areal in der Sulzer Allee bis 2023 zwischen 80 und 100 möblierte und nicht möblierte Wohnungen sowie Gewerbeflächen entstehen werden.
«Mit dem Fokus auf dieses krisensichere Segment bieten wir Mieterinnen und Mietern qualitativ wertigen Wohnraum zu langfristig tragbaren Mietpreisen.»
Des Weiteren sehen wir Expansionspotenzial in anderen Teilen der Deutschschweiz, wie beispielsweise im Raum Basel. Auch fassen wir selektiv Projekte ausserhalb der Schweiz ins Auge.
Sie setzen mit der DHG-Gruppe einen speziellen Schwerpunkt auf “bezahlbares Wohnen”. Wie sieht das in der Praxis aus, wo setzen Sie an, dass Ihre Immobilienobjekte zum Schluss wirklich auch bezahlbaren Wohnraum bieten?
Mit dem Fokus auf dieses krisensichere Segment bieten wir Mieterinnen und Mietern qualitativ wertigen Wohnraum zu langfristig tragbaren Mietpreisen. Um dies zu gewährleisten, sind wir laufend auf der Suche nach Liegenschaften zu vertretbaren Preisen und realisieren den Bau oder die Sanierung durch die DHG Generalunternehmung AG und die DHG Handwerker GmbH, was uns Planungs- und Kostensicherheit bietet.
All Ihre Kinder sind im Unternehmen ebenfalls eingebunden und können Sie teilweise in der Führungsverantwortung entlasten. Wie nutzen Sie den zusätzlich entstehenden Freiraum?
Für diese privilegierte und keineswegs selbstverständliche Situation bin ich in der Tat sehr dankbar. Meine Kinder habe ich schon in jungen Jahren mit auf die Baustellen oder Geschäftstermine mitgenommen, liess sie Bauluft schnuppern und konnte sie so an unser Familienunternehmen und die Branche heranführen.
Mein Sohn Milos ist Mitglied der Geschäftsleitung, die Töchter Blagica und Milena leiten den Geschäftsbereich „Facility Services“ respektive das Marketing. Auch als Familienunternehmen wollen wir aber stets offen für Talente von aussen sein und haben deswegen auch Schlüsselstellen durch externe hochqualifizierte Mitarbeiter besetzt, die unsere Werte teilen und die familiäre Kultur schätzen.
Wie sehr unsere Loyalität geschätzt wird, zeigt die Tatsache, dass Mitarbeiter teilweise bis zu zwanzig Jahren und bis zur Pensionierung im Unternehmen arbeiten. Dieser Mix ist die Grundlage für ein gutes Arbeitsklima und hohe Produktivität. Die Menschen kommen mit Freude zur Arbeit und dabei spielt es keine Rolle, wer zur Familie gehört.
Auch wenn die Nachfolge schon eingeleitet ist, bin ich immer noch in die Projekte involviert und insbesondere bei der Unternehmensentwicklung engagiert. So bringe ich bei der Einschätzung von möglichen zukünftigen Projekten meine langjährige Bau- und Unternehmenserfahrung ein. Wir gehen mit einer hohen Sorgfalt und Due Diligence in die Beurteilung von neuen Projekten. Zudem pflege ich Kontakte zu wichtigen Geschäftspartnern.
Wohnraum und Grundstücke in Städten wie Zürich wird immer teurer und rarer. Wo sehen Sie Chancen für Unternehmen wie dem Ihren im Wettbewerb mit Grossunternehmen?
Bei Liegenschaften in der Stadt Zürich stehen viele Anbieter im Wettbewerb – von grossen Immobilienunternehmen bis hin zu institutionellen Investoren wie Pensionskassen, die angesichts der Negativzins-Situation mit tiefen Taschen in den Immobilienmarkt drängen und auf der Suche nach Anlagen sind, welche positive, wenn auch geringe Renditen abwerfen.
«Die DHG Gruppe ist ein äusserst solide aufgestelltes und gesundes Unternehmen. Laufende Miteinnahmen und Bauprojekte sichern einen starken Cash-Flow und hohe Bonität des Unternehmens.»
Als privates Unternehmen sind wir glücklicherweise in der Lage, uns in diesem überhitzten Markt nicht um jeden Preis zu engagieren. Da fokussieren wir uns dank unserer Markterfahrung und Kontakten lieber auf interessante Liegenschaften mit Entwicklungspotenzial in der Peripherie, denen wir beispielsweise durch Umbau oder Aufstockung neuen Glanz verleihen können.
Der Ankauf neuer Objekte für den Um- oder Neubau bindet zunächst beträchtlich finanzielle Mittel. Wie gestalten Sie die Finanzierung solcher Ankäufe und deren Fertigstellung bis zur Vermietung?
Die DHG Gruppe ist ein äusserst solide aufgestelltes und gesundes Unternehmen. Laufende Miteinnahmen und Bauprojekte sichern einen starken Cash-Flow und hohe Bonität des Unternehmens. Über viele Jahre hinweg haben wir vertrauensvolle Beziehungen zu Banken aufgebaut, die in uns einen äusserst verlässlichen Partner sehen. Dank dieser Reputation erhalten wir zudem immer mehr von neuen Finanzinstituten Angebote zur Zusammenarbeit.
Die Altersstruktur der Gesellschaft verlagert sich zunehmend hin zu den über 65-Jährigen. Welche Auswirkungen hat das auf die Anforderungen und Gestaltung von Wohnraum und wie können Sie dem gerecht werden?
Mit Massnahmen wie altersgerechtes und barrierefreies Wohnen werden wir dieser demographischen Entwicklung mehr und mehr gerecht. Aber auch die Gestaltung und Grösse der Wohnräume müssen an die veränderten Bedürfnisse der betagteren Bewohnerinnen und Bewohner angepasst werden.
So erleben wir, dass Menschen im Ruhestand ihrer Einfamilienhäuser entweder ihren Kindern übergeben oder verkaufen und in kleinere Mietwohnungen ziehen. Unsere Konzepte sind auf solche Lebensphasen ausgerichtet. Zudem bieten wir den Menschen im Rahmen vom Facility Services Dienstleistungen für körperlich anstrengende Garten- oder Winterdienste an.
Die Technologie macht auch im Immobilienbereich riesige Fortschritte (Gebäude-Informations-Systeme, Intelligente Gebäude, neue Materialien). Welche Entwicklungen werden in absehbarer Zeit das Bauen und Wohnen am nachhaltigsten prägen?
Diese Technologien nehmen in der Tat an Bedeutung zu. Dank Sensoren und Internet lassen sich Funktionen von der Entfernung aus steuern und kontrollieren und überwachen. Wir unterstützen den Einsatz dieser Technologien, sofern sie auch wirklich einen Mehrwert bringen, Kosten sparen helfen und keine Spielerei sind. Nachhaltigkeit spielt grundsätzlich eine wichtige Rolle für uns – von der Auswahl der Materialien bis hin zu umweltfreundlichen Wärmepumpen.
Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?
Ich bin in Serbien in armen und schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, vor über 30 Jahren ohne finanzielle Mittel oder Sprachkenntnisse in die Schweiz gekommen, um hier eine Existenz und Heimat für meine Familie aufzubauen. Dafür bin ich unglaublich dankbar und wünsche mir, dass die Schweiz offen und ein Land der Chancen bleibt. Wer hart arbeitet, dem soll weiterhin die Möglichkeit zum Aufstieg geboten sein.
Zweitens wünsche ich mir einen noch stärkeren Zusammenhalt der Menschen, um gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft wie auch die aktuelle Pandemie zu meistern. Wir alle sind auf Solidarität und ein Miteinander angewiesen – Werte, wie wir sie beispielsweise in unserer Familie gross schreiben.