Brigitte Roux, Inhaberin und Geschäftsleiterin Starlight Events, im Interview

Brigitte Roux, Inhaberin und Geschäftsleiterin Starlight Events

Von Artur K. Vogel

Moneycab.com: Frau Roux, Sie und Ihre Firma Starlight Events sind die Veranstalter des spektakulären Rendez-vous Bundesplatz mit dem Parlamentsgebäude als «Leinwand». Es findet vom 16. Oktober bis 21. November täglich drei- bis viermal statt. Seit wann wissen Sie, dass Sie das Spektakel tatsächlich durchführen können?

Brigitte Roux: Der definitive Entscheid ist am 9. September gefallen. Wenn wir ihn dann nicht bekommen hätten, hätte ich nicht mehr genug Zeit gehabt, alles aufzugleisen. Dann hätten wir das diesjährige Rendez-vous absagen müssen, was besonders schade gewesen wäre. Denn es findet zum zehnten Mal statt und feiert deshalb ein Jubiläum. 

«Eine vom Kulturprozent der Migros finanzierte Studie hat ergeben, dass die Wertschöpfung für die Stadt rund zehn Millionen Franken beträgt.» Brigitte Roux, Inhaberin und Geschäftsleiterin Starlight Events

Aber die Arbeit an diesem Gesamtkunstwerk, das letztes Jahr mehr als 550‘000 Zuschauerinnen und Zuschauer anlockte, hat schon vor vielen Monaten begonnen. Wie haben Sie diese erlebt?

Wir sind seit Januar daran, die Lichtkünstler und Szenografen aus Wien, mein Team mit Grafiker, IT- und Webspezialist, meine Kommunikationsspezialistin und auch die PR-Agentur Primcom. Das heisst, ich habe neun schwierige Monate hinter mir, schlaflose Nächte, Sorgen. Am Anfang der Corona-Pandemie waren wir noch zuversichtlich und dachten, Oktober sei weit weg und bis dann habe sich die Lage normalisiert. Später wurde einem dann bewusst, dass die Krise noch lange andauern wird.

Was wäre mit der ganzen Arbeit der Künstler von Lumine Projections aus Wien und aller anderen Beteiligten passiert, wenn der Event nicht abgehalten worden wäre?

Dann hätten wir das Ganze auf nächstes Jahr verschoben, natürlich in der Hoffnung, dass die Lage dann stabiler ist als heute, was leider niemand vorhersagen kann.

Das wäre allerdings mit zusätzlichen Kosten verbunden gewesen. Wer hätte diese getragen?

Viele wären an uns hängen geblieben. Aber man muss etwas wagen, und die Wiener Künstler waren glücklich über den Auftrag, denn ansonsten hatten sie dieses Jahr nicht sehr viel zu tun.

Bleiben wir doch bei den Finanzen: Das Rendez-vous Bundesplatz kostet rund 850‘000 Franken. Ihre wichtigsten Partner sind das Migros Kulturprozent und die in Biel domizilierte Stiftung Vinetum. Die Stadt Bern beteiligt sich mit 180‘000 Franken und hatte für 2021 eine Aufstockung auf 250‘000 Franken zugesagt…

Nein, eigentlich hatte sie die 250‘000 Franken bereits für dieses Jahr gesprochen. Aber jetzt ist diese Erhöhung auch für nächstes Jahr gefährdet. Dabei profitiert die Stadt Bern sehr stark vom Anlass. Eine vom Kulturprozent der Migros finanzierte Studie hat ergeben, dass die Wertschöpfung für die Stadt rund zehn Millionen Franken beträgt. Viele kommen extra nach Bern, essen vor oder nach der Vorstellung im Restaurant, gehen am Tag vielleicht in ein Museum, zum Shoppen oder auf den Gurten, übernachten sogar hier. Wichtig ist auch, dass vor allem die Gastronomie und die Hotellerie profitieren, zwei Branchen, die besonders hart von Corona betroffen sind.     

Um die Bewilligung für die Durchführung zu bekommen, mussten Sie zusammen mit der Stadt ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept erarbeiten. Nennen Sie uns bitte dessen zentrale Punkte.

Der Bundesplatz wird in drei voneinander abgetrennte Sektoren mit drei separaten Eingängen unterteilt, in welchen sich je maximal 300 Leute, also insgesamt 900 aufhalten können. Zusätzlich gibt es Wartezonen. Es herrscht Maskenpflicht und es kommt ein Get-entry, das Contact-Tracing System zum Einsatz. Man geht auf die Website Get-entry und löst einen QR-Code, welcher beim Check-in vorgewiesen werden muss.

«Es herrscht Maskenpflicht und es kommt ein Get-entry, das Contact-Tracing System zum Einsatz.»

Der Einlass erfolgt über drei Eingänge: Bärenplatz, Schauplatzgasse und Amtshausgasse.  Die Ausgänge führen in beiden Richtungen in die Bundesgasse, so dass ankommende und weggehende Besucher keinen Kontakt haben. Zudem verzichtet die Migros auf den sonst üblichen Verkauf von Street Food in Food Trucks. Um die Abläufe zu garantieren und zu kontrollieren, sind Polizei, Securitas und viele freiwillige Helfer von Swiss-Volunteers im Einsatz.

Wegen dieser Sicherheitsmassnahmen können allerdings insgesamt nur gut 117‘000 Menschen das Spektakel verfolgen, gerade mal ein Fünftel des letzten Jahres. Wie soll das gehen?

Ja, das ist ein echtes Dilemma. Aber es gab nur die Alternative, entweder die Restriktionen zu akzeptieren oder auf die Aufführung ganz zu verzichten. So kommen immerhin mehr als 100‘000 Menschen in den Genuss der Vorführungen. Sie werden allerdings früh anstehen und unter Umständen längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen.

Wie gesagt: schon zehn Jahre. Wie sind Sie eigentlich ursprünglich auf die Idee gekommen?

Ich besass 35 Jahre lang eine Agentur für PR und Kommunikation. 2006 sah ich in Funchal auf Madeira eine Weihnachtsinszenierung mit Sound and Light. Ich war so begeistert, dass ich sofort Starlight Events gründete und anfing, mich mit Lichtkunst auseinanderzusetzen. Bald war mir klar, dass Bild und Ton nicht genügen, sondern dass als entscheidende Komponente eine Geschichte erzählt werden muss.

Und das konnten Sie am Bundeshaus einfach so inszenieren?

Nein, natürlich nicht. Stadtpräsident Alexander Tschäppät war zwar sofort begeistert. Aber die Verwaltungsdelegation des Parlaments lehnte ab, weil das Gebäude nur parlamentarischen, nicht kommerziellen Zwecken dienen dürfe. Das war unsere Rettung, denn der Eintritt zum Rendez-vous ist kostenlos; es handelt sich nicht um eine kommerzielle, sondern eine kulturelle Manifestation.  

Letztes Jahr begeisterten Sie die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einer turbulenten Schau zum fünfzigsten Jahrestag der ersten Mondlandung. Was dürfen wir dieses Jahr erwarten?

Das rund eine halbe Stunde lange Spektakel dreht sich um die Welt, die Umweltzerstörung, die Rettung, die Hoffnung. Ein Schiff namens «Planet Hope» setzt die Segel; es hat viele Ähnlichkeiten mit der Arche Noah. Es geht los in den Regenwäldern, der grünen Lunge der Erde, weiter mit der Sonnen-, Wind- und Wasserkraft. Durch die Erderwärmung in der Arktis gerät die Arche in Gefahr. Dann wird gezeigt, wie  in der Dritten Welt neue, fruchtbare Anbaugebiete erschlossen werden, um damit die Menschheit zu ernähren. Friedens-Nobelpreisträger und Klimaaktivistinnen treten auf. Und schliesslich dockt die «Planet Hope» nach ihrer Reise durch das Heute in einem hoffentlich besseren Morgen auf dem Bundesplatz an.

«Es gab nur die Alternative, entweder die Restriktionen zu akzeptieren oder auf die Aufführung ganz zu verzichten. So kommen immerhin mehr als 100‘000 Menschen in den Genuss der Vorführungen.»

Sie haben gesagt, dass das diesjährige Thema schon vor mehr als vier Jahren ausgearbeitet wurde. Was planen Sie denn für 2021 ?

Ganz einfach! «Planet Hope» zwei. Und wir werden viel «Hope» brauchen, denn wer weiss, wie sich die Pandemie bis dann entwickelt?


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