Bruno Vattioni, Geschäftsführer Säntis-Schwebebahn AG. (Foto: pd)
von Robert Jakob
Moneycab.com: Herr Vattioni, die offizielle Einweihung „Säntis das Hotel“ bei der Talstation Schwägalp findet erst anfangs Juni 2016 statt. Der Gebäudekomplex steht aber den Gästen bereits seit Jahresende teilweise zur Verfügung. Weshalb diese Aufteilung?
Bruno Vattioni: Nach rund 28 Monaten Bauzeit und einer dreitägigen Umzugsphase haben wir am Freitag, 4. Dezember 2015 den Betrieb im Neubau aufgenommen. Im Restaurant mit einem Sprung ins kalte Wasser und im Hotel mit einer zehntägigen Preopening-Testphase. Bis Ende Mai sollen die restlichen Bauarbeiten abgeschlossen sein. Denn zurzeit wird das alte Gebäude auf der Schwägalp abgebrochen, das Gelände renaturiert und die Zufahrts- und Spazierwege erstellt. Somit wird unser Neubauprojekt Anfang Juni dann fertig gestellt ein.
Der Kostenplan wurde ja genau eingehalten. Hat es jetzt sogar noch Luft für den einen oder anderen Zusatztraum?
Der Kostenvoranschlag für unser Neubauprojekt betrug 42 Mio. Franken. Wir sind erfreut, dass wir kostenmässig auf Kurs sind. Das gesamte Projekt wurde über die letzte acht Jahre detailliert geplant und „Zusatzträume“ wurden laufend bezüglich Notwendigkeit beurteilt. So haben wir lediglich Bedürfnisse, die sich während des Projektfortschritts gezeigt haben, umgesetzt. So zum Beispiel ein zusätzliches Cheminée in der Raucherlounge, Dusch-WC’s anstelle der üblichen Toiletten oder ein besonderes, typisches Wasserspiel auf der Gartenterrasse.
Farblich passt sich der Neubau in „Alpsteingrauweiss“ den Appenzeller Bergen an. Hätte man nicht auch auf Kontrastfarben setzen können?
Für die Materialisierung lag ein klar durchdachtes Konzept vor. Wir wollten die wunderschöne Alplandschaft mit dem einzigartigen Weidwald, den mächtigen Säntis und auch das Appenzeller Brauchtum und die authentische Tradition nicht konkurrieren. Deshalb haben wir das Gebäude bewusst zurückgenommen, damit all die Einzigartigkeiten in der freien Natur ihren Raum behalten. Die Materialisierung ist trotzdem speziell. Der Hochbau, der sich aus der Alpwiese erhebt, hat eine geschichtete Lärchenholzfassade und der mächtige, aus Schwägalpsteinen gebaute Sockel ist einzigartig. Denn durch die Behandlung mit Höchstwasserdruck sind nun all die verschiedenen Schwägalpsteine, grau, braun, schwarz, beige, wieder sichtbar geworden.
«Wir haben wir das Gebäude bewusst zurückgenommen, damit all die Einzigartigkeiten in der freien Natur ihren Raum behalten.»
Bruno Vattioni, Geschäftsführer Säntis-Schwebebahn AG
Sie rechnen jetzt sicherlich gerade im Sommer mit einem Umsatzschub, oder?
Wir sind uns bewusst, dass durch den „Neueffekt“ viele Gäste einmal sehen wollen, was auf der Schwägalp entstanden ist. Der Zuspruch in der Gastronomie und auch bei den Hotelübernachtungen ist ausserordentlich erfreulich. Wir sind uns aber auch bewusst, dass dieser Neueffekt in ein, zwei Jahren abflaut und wir dann, wie alle anderen Partner in der Tourismusbranche, auch nur noch „mit Wasser kochen“. Deshalb werden wir, auch wenn es jetzt in der Startphase noch da und dort harzt, der steten Verbesserung der Dienstleistungs- und Servicequalität grosse Beachtung schenken.
Der Wintertourismus ist auf der Schwägalp nur in bescheidenem Masse en vogue. Was kann sich da ändern?
Der Wintertourismus auf Schwägalp und Säntis ist total „en vogue“. Heute machen bereits gut zwei Drittel der Gäste ohne Ski- und Snowboard Winterferien. Mit den einzigartigen Schneeschuhrouten, den über 11 km präparierten Winterwanderwegen und dem wunderschönen, romantischen Laternliweg sind wir ein ganz besonderer Ort für Winterferiengäste.
Die Vollmondfahrten auf den Säntisgipfel sind jeweils rasch ausgebucht. Werden Sie die Frequenz erhöhen?
Die Nachfrage nach unseren allmonatlichen, romantischen Vollmondfahrten auf den Säntis ist erfreulich. Wir haben uns deshalb entschlossen, dieses Angebot in den Sommermonaten jeweils an zwei aufeinanderfolgenden Abenden anzubieten.
Welche neuen Verbundlösungen mit der Bodenseeregion und dem Toggenburg haben Sie in Planung?
Ohne Kooperationen, grossräumige Strukturen und umfassende Zusammenarbeit ist die Tourismusbranche verloren. Wir engagieren uns deshalb sehr stark in diesem Bereich. Es laufen einige interessante Projekte in unserer Region. Ich freue mich darauf, Ihnen bald zu beweisen, dass „die Ostschweiz“ aus ihrer Anonymität heraustreten wird!
Die meisten Ihrer Seminarkunden kommen aus Zürich. Welche weiteren Geschäftskunden wollen Sie ansprechen?
Unsere Location auf Schwägalp und Säntis ist weit weg von Hektik und Stress der Wirtschaftszentren. Somit ideal für Workshops, Seminare und Tagungen mit Weitsicht, Übersicht und Überblick. Zudem garantieren unsere Rahmenprogramme, welche wir nicht zuletzt mit dem NaturErlebnispark anbieten können, ganz besonders erfolgreiche und nachhaltige Tagungen.
Ihre Räumlichkeiten wären auch ideal als Kleinkunstbühne und Appenzeller sind ja lustig. Haben Sie bald auch einmal Kabarettkünstler in Ihrem Kulturkalender?
Witz und Humor soll den Appenzeller eigen sein. Der Säntis ist ein Begegnungsberg und hat Platz für fast alles. Auf unserem Eventkalender findet man vielerlei Kultur. So ist die KlassikNight, die JazzNight, das Appenzeller Weihnachtskonzert oder auch die „Innerschwizer Sternstunde“ schon fast Kult.
«Für die Bevölkerung am nördlichen Bodenseeufer ist der Säntis ihr Hausberg.»
Auch in diesem Jahr werden Sie wieder an der Bodenseemesse IBO in Friedrichshafen teilnehmen. Sind die Deutschen Ihre zahlenmässig grösste ausländische Klientel?
Für die Bevölkerung am nördlichen Bodenseeufer ist der Säntis ihr Hausberg. Diesem Hausberg wird ab und zu ein Besuch abgestattet – Frankenkurs hin oder her.
Wir Innerschweizer mögen es übrigens gar nicht, dass Sie uns im Rennen um die grösste Schweizerflagge der Welt deutlich geschlagen haben. Mit 80 mal 80 Meter klebte diese am Sommer am Säntis und nicht an der Rigi…
Anlässlich des 80. Geburtstags unseres Unternehmens haben wir an der Säntiswand tatsächlich eine 80 mal 80 Meter grosse Rekord-Schweizerfahne gehängt. Dies wollen wir auch in den nächsten Jahren, jeweils am 1. Augst, zur Tradition werden lassen. Gönnen Sie uns kleinen Appenzeller doch dieses Erfolgserlebnis! Ihr Innerschweizer seid ja sowieso besonders gesegnet mit der wunderbaren Touristenmetropole Luzern und der traumhaften See- und Bergwelt darum herum.
Zur Person:
Bruno Vattioni, geboren am 1. April 1957 ist seit 2004 Geschäftsführer der Säntis-Schwebebahn. Als Maschinenbauer mit Nachdiplomstudium in der Führung von KMU HSG trat er 2001 in der Funktion „Technischer Leiter“ ins Bergbahnunternehmen ein und absolvierte die Ausbildung zum eidgenössischen diplomierten Seilbahnfachmann. Unter seiner Führung hat sich das Bergbahnunternehmen „Säntis-Schwebebahn“ zu einem modernen Tourismusunternehmen entwickelt.