Burcu Biçer, Head of GoMore Schweiz, im Interview

Burcu Biçer, Head of GoMore Schweiz, im Interview
Burcu Biçer, Head of GoMore Schweiz. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com. Frau Biçer, GoMore ist in der Schweiz im Herbst 2021 gestartet. Wo steht die CarSharing-Plattform heute?

Burcu Biçer: GoMore hat sich in der Schweiz seit dem Start schnell etabliert und verzeichnet seither ein starkes Wachstum. Wir haben bereits eine solide Nutzerbasis aufgebaut und sind auf dem besten Weg, P2P-Carsharing zu einer der bevorzugten Mobilitätslösungen in der Schweiz zu machen. Unser Ziel ist es, das Konzept der nachhaltigen und flexiblen Mobilität weiter zu fördern und die erste Anlaufstelle für CarSharing zu sein.

Wie viele Autos sind in der Schweiz auf Ihrer Plattform registriert?

Wir haben derzeit ca. 2’500 aktive Autos auf der Plattform.

«Unser Ziel ist es, das Konzept der nachhaltigen und flexiblen Mobilität weiter zu fördern und die erste Anlaufstelle für CarSharing zu sein.»
Burcu Biçer, Head of GoMore Schweiz

Wie hoch ist der Anteil von Elektroautos?

Im Jahr 2023 waren rund 3% der in der Schweiz registrierten Fahrzeuge Elektroautos, ein Trend, der sich auch auf unserer Plattform widerspiegelt. Der grösste Teil unserer Fahrzeuge (ca. 95-97%) sind nach wie vor Benziner, aber die Nachfrage nach Elektroautos nimmt stetig zu.

Und wie oft wird täglich über GoMore ein Auto «angemietet»?

Wir befinden uns bereits im dreistelligen Bereich, eine genaue Zahl kann ich jedoch an dieser Stelle nicht nennen.

Gehe ich richtig in der Annahme, dass die meisten Vermietungen in Städten stattfinden?

Das ist korrekt. Die meisten Vermietungen erfolgen in städtischen Gebieten wie Zürich, Genf und Basel, wo der Bedarf an flexiblen Mobilitätslösungen besonders gross ist. In ländlicheren Regionen hingegen besitzt fast jeder ein eigenes Auto, weshalb dort der Bedarf an Carsharing-Angeboten weniger ausgeprägt ist.

«Die meisten Vermietungen erfolgen in städtischen Gebieten wie Zürich, Genf und Basel, wo der Bedarf an flexiblen Mobilitätslösungen besonders gross ist.»

Und was kostet das durchschnittlich?

Bei uns kann man schon ab 40 Franken ein Auto für einen Tag mieten. Die Preise variieren jedoch je nach Fahrzeugtyp, Mietdauer, Mietzeit und Saison. Wir bieten unseren Nutzern faire und transparente Preise, die deutlich günstiger sind als bei herkömmlichen Mietwagenunternehmen.

Wie verdient GoMore Geld?

Durch eine Kommission, die bei jeder erfolgreichen Buchung anfällt.

Unterscheidet sich das Mietverhalten bezüglich Autotypen oder Mietdauer von demjenigen in anderen europäischen Märkten, in denen GoMore verfügbar ist?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten, da das Mietverhalten stark von den verfügbaren Fahrzeugen abhängt. Im Vergleich zu unseren anderen Märkten haben wir jedoch tendenziell teurere Fahrzeuge und die Kaufkraft unserer Kunden in der Schweiz ist höher. Das ist aber nichts Neues für den Schweizer Markt.

Ehrlich gesagt: Ich würde mein Auto nicht für Carsharing zur Verfügung stellen. Was sagt das über mich aus?

Ich würde gerne im Vorfeld verstehen, warum Sie das nicht machen würden. Nichtsdestotrotz ist das völlig nachvollziehbar! Viele Menschen haben Bedenken, ihr Auto zu teilen, insbesondere was den Schutz des Fahrzeugs und den Umgang mit den Mietern angeht. Das zeigt, dass Carsharing für einige noch nicht selbstverständlich ist. Unsere Plattform bietet jedoch durch umfangreiche Versicherungen und Sicherheitsvorkehrungen einen hohen Schutz für Autobesitzer und Mieter. Es ist ein Gewöhnungsprozess und wir sehen, dass immer mehr Menschen den Schritt wagen und von den Vorteilen des Carsharings profitieren.

«Es ist ein Gewöhnungsprozess und wir sehen, dass immer mehr Menschen den Schritt wagen und von den Vorteilen des Carsharings profitieren.»

Welche Zielgruppe sprechen Sie mit dem GoMore-Modell vor allem an?

Wir haben zwei unterschiedliche Zielgruppen: die Autobesitzer und die Mieter. Alle Autobesitzer gehören zu unserer Zielgruppe, da wir die vorhandenen Ressourcen effizient nutzen wollen. Dafür gibt es natürlich bestimmte Kriterien, die das Auto erfüllen muss, wie zum Beispiel Fahrtauglichkeit, Alter und Kilometerstand.

Unsere zweite Zielgruppe sind Mieter, also Personen, die ein Auto für einen bestimmten Zweck benötigen. Das kann ein Transporter für einen Umzug sein oder ein Stadtauto für ein kurzes Meeting in der Stadt. Grundsätzlich kann jede Person, die einen Führerausweis besitzt und in der Schweiz wohnt, über uns ein Auto mieten. Da die Sicherheit für uns jedoch an erster Stelle steht, verlangen wir einige Dokumente und führen eine gründliche Überprüfung durch.

Hierzulande gibt es mehrere Auto-Abo-Anbieter, die im Umgang mit Kauf, Besitz oder Miete von Fahrzeugen viel Flexibilität ermöglichen. Wie stark konkurrenzieren diese das Geschäftsmodell von GoMore?

Auto-Abonnements sind sicherlich eine interessante Option. Aber GoMore bietet eine grössere Flexibilität, die es den Nutzern ermöglicht, ein Auto nur dann zu mieten, wenn sie es wirklich brauchen, ohne langfristige Verpflichtungen einzugehen. Unsere Plattform ist ideal für Menschen, die eine schnelle, unkomplizierte und kostengünstige Mobilitätslösung suchen. Die Konkurrenz ist da, aber wir bieten eine ganz andere Art von Flexibilität und Preis-Leistungs-Verhältnis.

GoMore wurde vor 20 Jahren in Dänemark gegründet. Wie eng ist die Zusammenarbeit mit dem Hauptsitz?

Die Zusammenarbeit ist sehr eng und von einem ständigen Austausch geprägt. Wir profitieren von den Erfahrungen und der Infrastruktur, die GoMore in anderen europäischen Märkten aufgebaut hat, und können gleichzeitig flexibel auf die spezifischen Bedürfnisse des Schweizer Marktes eingehen. Dieser kontinuierliche Austausch fördert die Weiterentwicklung der Plattform. Kurz: Wir sind ein internationales Team mit starker lokaler Verankerung.

Welche langfristigen Pläne haben Sie, um die Carsharing-Kultur in der Schweiz weiter zu etablieren und auszubauen?

Unser konkretes Ziel für die Schweiz ist es, uns als etablierte und bekannte Marke zu positionieren und die Markenbekanntheit weiter zu steigern. Wir streben eine Mobilitätswende an, bei der GoMore die erste Wahl der Schweizer Bevölkerung wird, wenn es darum geht, ein Auto zu mieten. Unser Ziel ist es, unsere Plattform zur bevorzugten Anlaufstelle für Carsharing in der Schweiz zu machen. Dafür haben wir natürlich ein engagiertes Team in Zürich, das nah an unseren Kunden ist. Zudem arbeiten wir laufend an neuen Kooperationen und stehen in engem Austausch mit Gemeinden, Städten und Kantonen, um die Akzeptanz von Carsharing in der Schweiz weiter zu fördern.

GoMore wurde 2005 in Dänemark gegründet und ist seit 2021 in der Schweiz aktiv. Heute ist sie die führende europäische Carsharing-Plattform. Das Unternehmen bringt private Fahrzeugbesitzer mit Menschen zusammen, die temporär ein Auto benötigen. GoMore ist in Dänemark, Schweden, Finnland, Spanien, Österreich, Estland und in der Schweiz verfügbar.

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