Frank Thelen, Seriengründer und Investor, im Interview

Frank Thelen, Seriengründer und Investor

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Thelen, Sie haben zahlreiche Firmen gegründet und dann erfolgreich verkauft. Nach welchen Kriterien gehen Sie vor, wenn Sie eine Investitionsmöglichkeit prüfen?

Frank Thelen: Zunächst schaue ich mir das Produkt genau an und prüfe, ob es ein Alleinstellungsmerkmal gibt, ob es innovativ ist. Wenn es ein Problem löst, es also einen Bedarf dafür gibt und der Markt gross genug ist, schauen wir uns die Gründer ganz genau an. Im Idealfall besteht das Gründerteam aus mehreren Leuten mit unterschiedlichen Stärken, die sich gut ergänzen. Ausserdem ist es wichtig, dass wir auf einer Wellenlänge sind, da wir im Fall eines Investments lange und intensiv mit Ihnen zusammenarbeiten werden. Wenn all diese Dinge und der Zeitpunkt stimmen, investieren wir.

«Im Idealfall besteht das Gründerteam aus mehreren Leuten mit unterschiedlichen Stärken, die sich gut ergänzen.»
Frank Thelen, Seriengründer und Investor

Was sind die grössten Fehler, die Startup-Gründer aus Ihrer Sicht unbedingt vermeiden sollten?

Als Gründer darfst du niemals den Fokus verlieren. Damit dir das gelingt, ist es wichtig, dass du ein starkes Team um dich herum aufbaust, auf dass du dich verlassen kannst. Ausserdem ist es wichtig, ab und zu mal einen Schritt zurück zu treten und zu reflektieren. Aber den wohl schwerwiegendsten Fehler habe ich selber begangen, und das war, privat für hohe Beträge zu bürgen. Man sollte als Gründer niemals persönlich für Beträge bürgen, die man nicht mit einem normalen Gehalt in 3-5 Jahren zurück zahlen kann..

Während in Europa die Grundlagenforschung an Hochschulen und privaten Unternehmen weltweit mithalten kann, sieht es in der praktischen Umsetzung eher bescheiden aus. Technologiegiganten kommen aus den USA und Asien. Woran liegt es, was muss sich ändern, damit das nächste Google aus Europa kommt?

Uns fehlen in Deutschland zwei Dinge: Mut und Kapital. Wir haben keine “Helden” wie Elon Musk oder Jeff Bezos, die auch mal was riskieren und gross denken. Wir haben aktuell nicht das richtige Mindset, ich beschreibe es als 10xDNA, die es braucht, um zu verstehen, dass durch die neuen Technologien Innovationssprünge möglich sind.

«Uns fehlen in Deutschland zwei Dinge: Mut und Kapital.»

Und die Vordenker und Pioniere, die wir in Deutschland haben, bekommen hier keine ausreichende Finanzierung und gehen mit Ihren Ideen ins Ausland. Das muss sich dringend ändern, denn an unseren Hochschulen gibt es viele kluge Köpfe, die das Potenzial dazu hätten, den nächsten Technologiegiganten mit aufzubauen. Davon bin ich überzeugt, deshalb liegt hier auch unser Investitionsfokus.

Eines der Unternehmen, in das Sie investiert sind, ist das Flugtaxi-Startup Lilium. Zwar löst das Thema viel Begeisterung aus, die Hürden für einen echten Taxibetrieb in Grossstädten scheinen aber enorm hoch. Was braucht es alles, damit in nächster Zukunft erste Flugtaxis im Alltagsbetrieb abrufbar sind und wann wird das sein?

Natürlich brauchen wir Infrastruktur, doch da Lilium senkrecht starten und landen kann und sehr leise ist, ist es nicht mit Hubschraubern oder Flugzeugen zu vergleichen. Der Lilium Jet wird mit den gleichen Sicherheitsstandards wie ein Linienflugzeug von der EASA bzw FAA zertifiziert werden. Wir planen 2025 den Flugtaxi-Betrieb in den ersten Pilotstädten aufzunehmen.

Nach der anfänglichen Euphorie zum Thema Blockchain und den ersten ernüchternden Erfahrungen von Investoren steht jetzt die nächste Welle mit konkreten Lösungen an. Wo sehen Sie die vielversprechendsten Einsatzgebiete für die Blockchain mit der grössten Auswirkung im Markt?

Blockchain oder besser gesagt DLT-Anwendungen sind überall da die richtige Lösung, wo es darum geht, Daten zu vertrauen. Sei es beim Handel von Wertpapieren und Unternehmensanteilen, beim Bürgeramt, in der Energiebranche. Entscheidend ist, dass diese Technologie entsprechend reguliert und adaptiert wird.

Während über Jahre vor allem die US-Technologie-Giganten das Bild prägten, dass Entwicklungen wie das Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz, 3D-Drucker oder Elektromobile zu einer unglaublich positiven Zukunft führen würden, stehen die Zeichen aktuell eher auf Krise, wenn man die Klimadiskussion und die politischen Entwicklungen ansieht. Wie schätzen Sie das Potential der Technologie ein, diese Probleme zu lösen?

Technologie ist unsere grösste, wenn nicht sogar unsere einzige Chance, den Planeten zu retten und globale Herausforderungen wie den Klimawandel zu überwinden. Allein durch neue Technologien werden wir zukünftig ein nachhaltigeres Leben führen können. Deswegen appelliere ich auch an die Politik, Investitionen im Greentech-Bereich zu fördern, anstatt Sanktionen und Diesel-Fahrverbote zu verhängen.

«Technologie ist unsere grösste, wenn nicht sogar unsere einzige Chance, den Planeten zu retten.»

Aber natürlich gehört auch ein umdenken dazu: jeder muss ich bewusst sein das unser Planet begrenzte Ressourcen hat und wir möglichst keinen Fussabdruck hinterlassen sollten.

Sie sind einer der Investoren in der Prime-Time TV Show “Die Höhle der Löwen”. Wie viel Realitätsbezug hat dieses Unterhaltungsformat zu Ihrer Tätigkeit als Mitgründer und Investor?

In erster Linie bin ich Technologie-Investor, hier liegt mein Fokus und das ist mein Tagesgeschäft. Doch durch die Show konnte ich in herausragende Food-Startups investieren, die sich inzwischen zu starken, profitablen Unternehmen entwickelt haben. Ich habe hier mein eigenes Geld investiert und mit meinem Freigeist Team aktiv beim Aufbau unterstützt. “Die Höhle der Löwen” ist nicht der Mittelpunkt meines Lebens, aber es ist seit nun fast 6 Jahren ein besonderer Teil davon.

Während die Startup-Hubs wie das Silicon Valley oder Berlin schon lange in aller Munde sind, hat sich in der Schweiz Zug als Krypto Valley oder Zürich erst in letzter Zeit einen Namen gemacht. Wie positionieren Sie die Schweizer Startups, wo können sie mithalten, wo müssen sie zulegen?

Auch die Schweiz hat, soweit ich weiss, erstklassige Universitäten und Forschungseinrichtungen, an den klugen Köpfen wird es also nicht scheitern. Auch das nötige Kapital ist vorhanden, die Frage ist nur, ob es im VC-Bereich eingesetzt wird. Wahrscheinlich müssen die Schweizer ähnlich wie die Deutschen am ehesten an ihrem Mindset arbeiten und mehr Risiken eingehen, um erfolgreiche Startups hervorzubringen.

«In Deutschland hat “Die Höhle der Löwen” das Thema Startups gesellschaftsfähig gemacht.»

Hierfür braucht es im Übrigen nicht zwingend ein Startup-Hub, ein einziges erfolgreiches Startup, das mit gutem Beispiel vorangeht und so andere motiviert, selbst zu gründen, reicht manchmal schon. Auch “Die Höhle der Löwen” ist hier ein guter Kanal, um die breite Masse über Unternehmensgründungen zu informieren. In Deutschland hat “Die Höhle der Löwen” das Thema Startups gesellschaftsfähig gemacht. Viele Politiker, Investoren und grosse Unternehmen haben sich durch das Format noch mal intensiver mit Startups befasst. diesen Effekt erhoffe ich mir auch in der Schweiz.

«Die Höhle der Löwen» Deutschland

Welche Technologien oder Entwicklungen werden unser Dasein in den kommenden Jahren nachhaltig prägen, wo werden Sie Ihre Zeit und Ressourcen investieren?

Die Künstliche Intelligenz wird viele Bereiche unseres Lebens tiefgreifend verändern, wir schauen uns aber auch viele Projekte im Bereich Mobilität, im Energiesektor oder auch Quantum-Computing an. 

Wenn Sie ein Startup mit unbeschränkten Mitteln gründen könnten, welches Problem würde dieses Startup lösen, was würde es herstellen?

Den grössten Bedarf sehe ich aktuell im Bereich der erneuerbaren Energien. Wir glauben mit Kraftblock schon einen wichtigen Baustein für die Energiewende gefunden zu haben, aber wenn ich unbeschränkte Mittel hätte, würde ich hier die fehlenden Bausteine liefern, effizientere Energieproduktion aus Sonne und Wind und eine intelligentere Netzstruktur

Der Gesprächspartner:
Frank Thelen ist ein europäischer Seriengründer, Technologie-Investor und TV Persönlichkeit. Seit 1994 gründet und leitet er technologie- und design-getriebene Unternehmen. In seiner Rolle als Gründer und CEO von Freigeist Capital konzentriert er sich auf Investitionen in der Frühphase. Seine Produkte haben über 200 Millionen Kunden in über 60 Ländern erreicht. Frank war der erste Investor in Startups wie Lilium Aviation, Wunderlist, myTaxi, kaufDA und Ankerkraut. 2018 veröffentlichte er mit 42 Jahren seine Autobiografie „Startup-DNA“. Frank Thelen

Freigeist Capital


Frank Thelens Autobiografie «Startup-DNA»

Die aussergewöhnliche Autobiografie des Mannes, der als Investor aus der „Höhle der Löwen“ bekannt wurde: Mit 25 steht Frank Thelen vor dem Ruin – aber was für die meisten das Ende bedeuten würde, ist für ihn der Startschuss für eine beispiellose Karriere. Mit unbändiger Willenskraft, erstaunlichem Wagemut und viel Herzblut wird er zu einem der erfolgreichsten Startup- Unternehmer und Investoren Europas.

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