von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Baumgartner, die letzten Jahre verliefen für Schweiter extrem stabil, fast wie Beton, ist man versucht zu sagen. Beunruhigt sie das weltweite Handelsgezänk?
Heinz O. Baumgartner: Wir haben in den letzten Jahren verschiedene Akquisitionen getätigt und in den Konzern integriert. Dabei ist es sicher hilfreich, wenn man gleichzeitig von der Konjunkturseite her noch Rückenwind hat. Es wird sich zeigen, wie schädlich das weltweite Handelsgezänk langfristig ist. Kurzfristig spüren wir bis jetzt noch nicht sehr viel, beobachten die Entwicklung aber natürlich sehr aufmerksam.
Zu Ende des letzten Geschäftsjahres bekamen sie die abflauende Weltkonjunktur vor allem in den Geschäftsbereichen Display sowie Kernmaterialien zu spüren. In Deutschland gingen die Neuinstallationen an Windrädern stark zurück…
Im Display-Bereich haben wir auf der Acryl-Seite im zweiten Semester letzten Jahres eine temporäre Schwäche verzeichnet, weil Kunden in Erwartung von Preissenkungen mit Bestellungen zugewartet haben. Mittlerweile ist aber die Talsohle durchschritten, und der Trend zeigt wieder aufwärts. Bei Kernmaterialien, und da insbesondere im Bereich Windenergie, verzeichnen wir seit anfangs Jahr eine anhaltend gute Nachfrage in allen Schlüsselmärkten.
Es wird sich zeigen, wie schädlich das weltweite Handelsgezänk langfristig ist. Kurzfristig spüren wir bis jetzt noch nicht sehr viel, beobachten die Entwicklung aber natürlich sehr aufmerksam.
Heinz O. Baumgartner, CEO Schweiter
Geht man auf und unter Wasser, wird es ebenfalls sehr wichtig, auf leichte Baugruppen zu achten. Wie entwickeln sich die Ihre Produkte auf Balsaholzbasis?
Aufgrund der grossen Nachfrage nach Balsaholz im Windbereich konzentrieren wir uns derzeit hauptsächlich darauf, unsere Windkunden mit den benötigten Volumen zu beliefern.
Wo liegt denn da die mechanisch-statische Grenze?
Grundsätzlich kann Balsa in Kombination mit anderen Materialen als Werkstoff für fast alles eingesetzt werden. Im Einzelfall ist das Kosten-/Nutzenverhältnis entscheidend, ob es für diesen natürlichen Rohstoff eine bessere Alternative gibt.
In Schweiters Geschäftssegment Architektur werden extrem viele Aluminiumplatten verbaut. Wie viele Tonnen des Leichtmetalls kommen da denn so pro Jahr zusammen?
Wir verarbeiten pro Jahr rund 30’000 Tonnen Aluminium an vier Produktionsstandorten in Deutschland, USA, China und Indien.
Ich nehme an, dass Sie Preisschwankungen da recht gut an die Endkunden weiterreichen können?
Im Allgemeinen geht das relativ gut, da unsere Kunden verstehen, dass es nicht primär darum geht, unsere Marge auszuweiten, sondern die höheren Kosten dem Markt weiterzugeben.
Transportmittel werden immer grösser und komplexer. Gewichtsreduktion und gleichzeitig hohe Zuverlässigkeit sprechen auch hier für Kompositmaterial. Die Menschen spulen immer mehr Kilometer herunter. Gebe ich eine gute Prognose ab, wenn ich der Division Transport & Industrie die grössten prozentualen Wachstumsraten voraussage?
Der Trend geht in die Richtung, welche Sie ansprechen. Allerdings sind beim Entscheid unserer Kunden für eine Leichtbaulösung neben der Gewichtseinsparung auch weitere kundenspezifische Faktoren entscheidend wie zum Beispiel die vorhandene Fertigungstechnologie, Stückzahlen oder Kosten-/Nutzenüberlegungen am spezifischen Projekt.
Die Brexit-Diskussionen haben bislang das Geschäft nicht signifikant beeinträchtigt, weil auch unsere Kunden sich zum Glück nicht zu stark von den Irrungen und Wirrungen der Politik beeinflussen lassen.
Ihre letzte Übernahme, die britische Perspex, haben sie bereits Ende letztes Jahr erfolgreich abgeschlossen. Allerdings harzt das Geschäft mit Acrylglasplatten und –Komponenten etwas. Oder lag das am Brexit?
Die Brexit-Diskussionen haben bislang das Geschäft nicht signifikant beeinträchtigt, weil auch unsere Kunden sich zum Glück nicht zu stark von den Irrungen und Wirrungen der Politik beeinflussen lassen. Der Acryl-Bereich hat wie weiter oben erwähnt die Talsohle durchschritten und auch die Integration von Perspex ist auf Kurs.
Kommt Schweiter-Material eigentlich auch bei Boeing oder Airbus zum Einsatz?
Wir beliefern die Luftfahrt mit einzelnen Produkten im Bereich Spezialschaumstoffe. Allerdings ist der Anteil am Gesamtumsatz sehr gering.
Was bietet Schweiter für die Luft- und Raumfahrtindustrie in Zukunft an Spitzenprodukten?
Die Hürden für einen Markteintritt in dieses Segment sind relativ hoch. Falls wir zum Schluss kämen, in dieses Segment eintreten zu wollen, würden das wohl am ehesten über eine geeignete Akquisition geschehen.
Zum Gesprächspartner:
Heinz O. Baumgartner, geboren 1963 und Vater zweier Töchter, hat an der HSG BWL studiert und dort 1992 auch promoviert. Er ging dann zur ABB nach Baden, wo er Country Controller für 30 ABB-Gesellschaften wurde, ehe er 1996 zu Schweiter nach Horgen an den Zürichsee wechselte. Bis zu seiner Ernennung zum CEO im Sommer 1998 war er Chief Financial Officer.