von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Gagnebin, Sie arbeiten seit acht Jahren für die Rothschild & Co Bank (zuvor Rothschild Bank), seit 2016 als CEO. Was macht Rothschild & Co über den klingenden Namen hinaus zu einer Privatbank, die sich von der Konkurrenz unterscheidet?
Laurent Gagnebin: Unsere Kunden profitieren von einer engen Zusammenarbeit der gesamten Rothschild & Co Gruppe. So fliessen Erfahrungen aus dem Global Advisory und Merchant Banking direkt in die Beratung unserer Kunden im Wealth Management mit ein. Neben unserer grossen Anlageerfahrung setzen wir zudem auf die persönliche Beratung. Unsere Kundenberater betreuen nur rund 30 Kunden. Dies gibt ihnen genügend Zeit für eine enge und individuelle Begleitung. Dazu kommt unser transparenter Investmentansatz, bei dem wir komplexe Produkte vermeiden. Stattdessen investieren wir für unsere Kunden so direkt und kostengünstig wie möglich. Ausserdem versuchen wir nicht, alles für alle zu sein. Preservation-first ist unser Ansatz. Unsere langfristige Perspektive zeichnet uns in einem Umfeld, in dem kurzfristiges Denken vorherrscht, aus.
Die Familiendynastie der Rothschilds – ist die Geschichte der im 19. Jahrhundert bedeutendsten Bank heute noch spürbar?
Die Rothschild & Co Gruppe ist eine Bank in siebter Generation, dies ist Teil unserer DNA. Von dieser langfristigen Stabilität profitieren auch unsere Kunden. Zudem verstehen wir die Problemstellungen vor denen Vermögenseigentümer stehen und können sie gezielt beim erhalten ihrer Vermögenswerte unterstützen.
«Die Rothschild & Co Gruppe ist eine Bank in siebter Generation, dies ist Teil unserer DNA.»
Laurent Gagnebin, CEO Rothschild & Co Bank AG
Die Rothschild & Co Bank feierte im vergangenen Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum und konnte in diesem die verwalteten Vermögen kräftig steigern. Die Erträge stiegen, der Gewinn, die Rentabilität verbesserte sich. Wie sieht die Entwicklung im laufenden Jahr aus?
Die Rothschild & Co Gruppe kommuniziert die Halbjahresresultate nächste Woche. Ich kann aber sagen, dass wir auf ein sehr gutes erstes Halbjahr zurückblicken können und deshalb auch die Anzahl Kundenberater sowohl in Genf als auch in Zürich weiter ausgebaut haben.
Die Rothschild & Co Bank operiert unabhängig von eigenen Produkten. Bringt Ihnen dies Vorteile über das Vermeiden von Interessenskonflikten hinaus?
Dass wir eine unabhängige Beratung anbieten können ist uns ein grosses Anliegen. Wir investieren für unsere Kunden, anstatt ihnen die eigenen Produkte verkaufen zu müssen. Nur so können wir eine wirklich unabhängige und glaubwürdige Beratung gewährleisten.
Sie verwalten über die Plattform in der Schweiz Assets von rund 32 Mrd Franken. Wie wollen Sie die Kundenvermögen weiter steigern?
Indem wir unseren Prinzipien der langfristigen Vermögenserhaltung treu bleiben. Für unsere Kunden sind wir ein vertrauenswürdiger Partner. Das Resultat ist häufig, dass die Kunden uns zunächst mit einem gewissen Teil ihres Vermögens betrauen und diesen Teil über die Zeit immer mehr ausbauen, weil sie unseren Ansatz und unsere Transparenz schätzen.
Welche Klientel sprechen Sie hierzulande besonders an?
Wir haben eine sehr heterogene Kundenstruktur. Neukunden sind durchschnittlich zwischen 40 und 45 Jahre alt. Viele davon sind Unternehmer, die ihr Vermögen selbst erarbeitet haben. Dazu kommen auch die Nachkommen aus Unternehmerfamilien, die das Geld geerbt haben.
Die Anlageklassen sind in jedem Portfolio unterschiedlich. Dennoch – gibt es Komponenten, die einfach nicht fehlen dürfen?
Diversifikation ist der Schlüssel für eine langfristige Vermögenserhaltung. Daher empfehlen wir unseren Kunden einen diversifizierten Multi-Asset-Ansatz. Abhängig vom Risikoprofil des Kunden beinhaltet dies unterschiedliche Anteile an Aktien, festverzinslichen Wertpapieren und Barmitteln. Diese Komponenten bilden die Basis für Portfolios und sind Teil unserer Vermögensverwaltungsstrategie.
«Diversifikation ist der Schlüssel für eine langfristige Vermögenserhaltung. Daher empfehlen wir unseren Kunden einen diversifizierten Multi-Asset-Ansatz.»
Welche Anlageklassen, Themen oder Regionen finden Sie derzeit attraktiv?
Aktien beurteilen wir nach wie vor als Anlageklasse, die langfristig am ehesten Renditen über der Inflation liefern, auch wenn wir unsere Allokation dieser Anlageklasse kürzlich reduzierten. Aufgrund des demografischen Wachstums und eines relativ geringen Risikos bevorzugen wir etwa das Gesundheitswesen als langfristigen Sektor. Regionenbezogen sehen wir in den Emerging Markets in Asien Potential. Das strukturelle Wachstum und die breite Diversifizierung der Volkswirtschaften machen die Region zum dynamischsten Teil der Weltwirtschaft.
Rothschild & Co investiert auch gemeinsam mit ihren Kunden. Wie oft ist dies der Fall?
Während wir in gewisse Firmen als Bank selbst investieren, können wir unseren Kunden auch Zugang zu verschiedenen Kapitalmarkttransaktionen und Private-Equity-Investments anbieten. Dies erfolgt über unsere Merchant-Banking-Division. Wir investieren in etwa drei bis fünf solcher Co-Investments pro Jahr. Darüber hinaus bieten wir jährlich zwei bis drei Fonds an, bei denen wir ebenfalls als Co-Investor auftreten.
Der persönliche Kontakt ist ein wichtiger Pfeiler des Erfolgs der Rothschild & Co Bank. Inwiefern profitieren Sie parallel dazu von den Möglichkeiten der Digitalisierung in der Finanzbranche?
Wir sind überzeugt, dass die gute zwischenmenschliche Beziehung, welche auch von unseren Kunden geschätzt wird, nicht durch Technologien ersetzt werden kann. Wir investieren dennoch viel in Digitale Lösungen, um etwa unser Advisory-Angebot zu unterstützen und damit den Beratungsprozess zu verbessern. So bleibt unseren Kundenberatern mehr Zeit für den Kunden.
Herr Gagnebin, besten Dank für das Interview.