Urs A. Bleisch, CEO Funk Insurance Brokers AG, im Interview

Urs A. Bleisch, CEO Funk Insurance Brokers AG, im Interview
Urs A. Bleisch, CEO, Funk Insurance Brokers AG

Von Karin Bosshard

Moneycab.com: Herr Bleisch, vor rund zehn Jahren erfolgte ein Management Buy-out, welchen Sie noch als Verwaltungsrat begleitet haben. Seit 2010 sind Sie CEO und seit 2017 zudem Präsident des Verwaltungsrates. Was hat sich seither im Unternehmen verändert? Wie haben Sie sich verändert?

Urs A. Bleisch: Unser Unternehmen begleitet unsere Kunden bei der Beurteilung und Bewältigung ihrer Risiken. Die letzten Jahre waren stark geprägt von einer immer grösseren Veränderungsdynamik und Komplexität. Wir mussten uns noch intensiver mit den Geschäftsmodellen unserer Kunden vertraut machen, um ein Gesprächspartner auf Augenhöhe sein zu können. Wir haben uns von einem klassischen Versicherungsbroker zu einem Anbieter für Risikolösungen entwickelt. Ich persönlich habe gelernt, dass trotz aller Geschwindigkeit der Faktor Geduld in einem anspruchsvollen Changeprozess essenziell ist.

Wie hat sich das Unternehmen in Zahlen ausgedrückt verändert?

Die «Schweizer Versicherung» publiziert jeweils im Zweijahresrhythmus Zahlen. Dort geben wir unsere Zahlen bekannt. Wir haben den Umsatz von rund CHF 16’000’000 (2010) auf gut CHF 25’000’000 (2018) erhöht. Die Kundenzahl hat sich im gleichen Zeittraum von 1’100 auf 1’400 vergrössert. Bei den Mitarbeitenden bewältigen wir mit rund 80 Mitarbeitenden, somit praktisch gleichen Ressourcen wie vor 10 Jahren, den beträchtlichen Mehraufwand. Dies ist nur dank hervorragend qualifizierten und motivierten Kolleginnen und Kollegen zu bewerkstelligen. Selbstverständlich bilden eine klare Strategie, effiziente Prozesse mit einer flachen Hierarchie sowie moderne Methoden und Tools die entsprechende Basis.

«Wir haben uns von einem klassischen Versicherungsbroker zu einem Anbieter für Risikolösungen entwickelt.»
Urs A. Bleisch, CEO und VRP Funk Insurance Brokers AG

In der Schweiz sind Sie in Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich vertreten. Ausserdem haben Sie 2018 eine Tochtergesellschaft im Fürstentum Liechtenstein gegründet. Die Süd- und Westschweiz fehlen. Wann werden Sie diese Lücken füllen?

Bezogen auf einige Spezialitäten verfügen wir bereits heute über Kooperationspartner sowohl im Tessin als auch in der Westschweiz. Es ist aber richtig, dass wir einen Standort in der Romandie haben möchten. Wir haben klare Vorstellungen in Bezug auf strategischen und kulturellen fit. Aktuell sind wir im Gespräch mit einer sehr vielversprechenden Persönlichkeit.

Welche Unternehmungen haben Sie zugekauft und wie sind die dabei gemachten Erfahrungen? Wie sieht es mit Ihren weiteren Expansionsplänen aus?

Grundsätzlich bevorzugen wir das organische Wachstum. Wie bereits erwähnt, haben wir letztes Jahr eine Tochtergesellschaft im Fürstentum Liechtenstein gegründet. Diese entwickelt sich prächtig. Vor zehn Jahren haben wir die bisher einzige Akquisition getätigt, unsere heutige Niederlassung Bern. Rückblickend betrachtet war das ein sehr guter Entscheid.

Weshalb?

Erstens ist der Verkäufer nach wie vor bei uns und arbeitet mit grosser Motivation und beträchtlichem Erfolg, zweitens sind alle bisherigen Mitarbeiter noch an Bord und drittens haben wir keine Kunden verloren. Unter der Leitung des neuen Niederlassungsleiters entwickelt sich diese Niederlassung äusserst erfreulich.

«Grundsätzlich bevorzugen wir das organische Wachstum.»

Mit Ihrem Netzwerk «The Funk Alliance» verfügen Sie über eine weltumspannende Partnerschaft, welche Ihnen ermöglicht, Ihre Kunden auf der ganzen Welt zu betreuen. Wodurch zeichnet sich das Alliance-Netzwerk aus? Wie wird sich das Netzwerk weiterentwickeln?

Die Funk Alliance ist auf die Initiative von Dr. Leberecht Funk, Vertreter der vierten Führungsgeneration, zurückzuführen. Er hat während Jahrzehnten auf der ganzen Welt qualifizierte Broker aufgespürt. Dieses handverlesene Netzwerk zeichnet sich dadurch aus, dass es sich ausschliesslich um inhabergeführte Unternehmen handelt. Es wurde und wird darauf geachtet, dass auch im internationalen Kontext die kulturelle Dimension passt. Im Gegensatz zu «One-Brand-Netzwerken» hat der Kunde bei uns die Flexibilität, in besonderen Fällen auch einen Broker ausserhalb des Netzwerkes zu wählen. Die Bedeutung des Netzwerkes wird aufgrund der immer stärker fragmentierten Zulieferketten immer grösser. Mittlerweile lagern auch kleinere und mittlere Unternehmen Teile ihrer Wertschöpfung ins Ausland aus.

Die Funk Gruppe ist immer noch eine Familiengesellschaft, auch wenn nicht mehr nur Familienmitglieder die Firmenleitung Inne haben. Was bedeutet es, unabhängig vom Kapitalmarkt operieren zu können?

Der grösste Vorteil liegt darin, dass wir effektiv unabhängig sind und Investitionsentscheide «unter uns» fällen können. Das erspart viel Zeit sowie unnötige Erklärungen und Rechtfertigungen gegenüber Shareholdern, welche die Besonderheiten unseres Geschäftes nicht verstehen.

«Die Versicherer neigen dazu, Produkte «inside out» zu entwickeln und den Kunden zu verkaufen.»

«Was die Versicherungsbranche nie systematisch gelernt hat, ist aus Kundensicht zu denken.» Teilen Sie die Ansicht von Versicherungsexperte und HSG-Professor Dr. Peter Maas?

Peter Mass ist Stiftungsrat der Funk Stiftung und damit auch mit unserem Unternehmen verbunden. Unabhängig davon kann ich ihm zumindest teilweise Recht geben. Die Versicherer neigen dazu, Produkte «inside out» zu entwickeln und den Kunden zu verkaufen. In jüngster Zeit zeigen sich aber immer mehr positive Entwicklungen. So konnten wir beispielsweise zusammen mit einigen Versicherern bei der Entwicklung eines Cyber-Produktes die Kundensicht einbringen. Wir verfügen nun über ein einzigartiges Produkt, welches wir unseren Kunden exklusiv anbieten können. Dies war vor einigen Jahren praktisch nicht oder nur sehr beschränkt möglich.

Die Digitalisierung verändert die Erwartungen der Kunden und als Folge müssen sich auch die Anbieter anders verhalten, zum Beispiel die Versicherungen wie auch die Broker. Wie gehen Sie damit um, resp. wie sind Sie davon betroffen?

Wir investieren seit Jahren erhebliche Mittel in unsere Digitalisierung. Wir verfügen über ein Kundenportal der neuesten Generation. Nebst den gängigen Funktionalitäten entwickeln wir spezielle Applikationen. So werden wir noch dieses Jahr unsere «Digital Bridge» ausrollen, welche es dem Kunden ermöglicht, sein strategisches Risikomanagement mit dem operativen Alltag zu verbinden und seine Risiken transparenter zu machen. Für Schadenfälle steht demnächst ein interaktiver Prozess zur Verfügung, welcher den Aufwand für alle Beteiligten auf ein Minimum reduziert. Weitere Applikationen folgen.

«In unserem B2B-Geschäft ist der Spielraum für Online Plattformen etwas kleiner als im B2C-Geschäft.»

Veränderte Kundenerwartungen und schmelzende Margen: Liegt die Lösung in Online-Plattformen für Broker, Versicherer und Kunden? Oder sehen Sie andere Lösungsansätze?

Auch, aber nicht nur. In unserem B2B-Geschäft ist der Spielraum für Online Plattformen etwas kleiner als im B2C-Geschäft. Der Grund liegt in der grösseren Komplexität mit vielen Parametern. So dürfte sich ein internationales Sachversicherungsprogramm für eine Industrieunternehmung weniger für eine Ausschreibung auf einer Plattform eignen als eine Motorfahrzeugversicherung.

Der Fokus liegt aber auf einem effizienten Datenaustausch. Mit der Interessengemeinschaft IGB2B verfügen Broker und Versicherer über eine entsprechende Plattform. Daneben entwickeln sich weitere Plattformen. Wir unterstützen die IGB2B und sind grundsätzlich offen für alles, was unseren Kunden und auch uns Mehrwert generiert.

Zum Gesprächspartner

Urs Andreas Bleisch ist seit 2010 CEO und Teilhaber der Funk Insurance Brokers AG und seit 2017 auch Präsident des Verwaltungsrates. Er präsidiert ausserdem die Funk Insurance Brokers Holding AG. Diese hält die Beteiligungen der beiden Ländergesellschaften in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Bleisch hat seine Karriere 1980 als Underwriter und Firmenberater bei einem grossen Schweizer Allbranchenversicherer begonnen. Danach bekleidete er verschiedene leitende Positionen im Innen- und Aussendienst. Während sieben Jahren war er selbständiger Generalagent. Zuletzt zeichnete er bei einem Lebensversicherer als COO und stellvertretender Geschäftsführer für das Gesamtgeschäft verantwortlich. Sein Profil auf LinkedIn https://www.linkedin.com/in/urs-andreas-bleisch-82b126a0/

Zum Unternehmen

Funk Insurance Brokers AG in der Schweiz ist mit 80 Mitarbeitenden an den Standorten Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich vertreten und bietet der Kundschaft (über 1’400 Unternehmen) Beratung für Risiko-, Vorsorge- und Versicherungsmanagement sowie zusätzliche Dienstleistungen rund um das Thema Risikomanagement für Unternehmen an. Seit Mitte 2018 ist Funk zudem mit einer Ländergesellschaft im Fürstentum Liechtenstein präsent. Weitere Infos: www.funk-gruppe.ch bzw. www.funk-gruppe.li

Die Unternehmen gehören zur Funk Gruppe, welche 1879 gegründet wurde, heute rund 1’250 Mitarbeitende an 33 Standorten in Europa beschäftigt und rund 165 Millionen Euro Umsatz generiert. Das in fünfter Generation geführte Familienunternehmen ist mit dem eigenen internationalen Netzwerk «The Funk Alliance» mit mehr als 300 Büros in 100 Ländern weltweit präsent und bietet Unternehmen globale Lösungen an. In diesem Jahr feiert Funk sein 140-jähriges Jubiläum. Weitere Infos: www.funk-gruppe.com

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