Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch
payoff im Gespräch mit Christian Beerli, Derivatespezialist bei Goldman Sachs, zur aktuellen Anlegerstimmung, Details über die neue Handelsplattform SwissDOTS und Expansionspläne.
payoff: Herr Beerli, wo liegt der aktuelle Nachfrageschwerpunkt bei ihren Retail-Derivaten?
Christian Beerli: Aktuell sehen wir vor allem eine grosse Nachfrage bei Hebelprodukten. Anleger fragen dabei primär Einzeltitel aus dem SMI und Warrants auf den DAX nach. Vor allem Kurzläufer sind dabei für Anleger aktuell interessant, allerdings auch ausgewählte Produkte mit längeren Laufzeiten.
In welcher Stimmung sind bei Ihnen die Anleger zur Zeit?
Die zu Jahresbeginn deutlich positive Marktstimmung ist im bisherigen Jahresverlauf merklich abgekühlt. Das ist vor allem in der Sorge der Anleger vor den Entwicklungen im Euroraum zuzuschreiben ist. Aber die in Folge deutlich gestiegene Volatilität bietet für kurzfristig interessierte Anleger gerade im Warrants-Bereich attraktive Chancen. Gegenwärtig überwiegt aber bei vielen Marktteilnehmern die Skepsis.
«Wir werden das Angebot auf Swiss DOTS kontinuierlich ausbauen.»
Christian Beerli, Derivatespezialist bei Goldman Sachs
Seit kurzem haben Sie mit Swissquote die Handelsplattform SwissDOTS live genommen. Wie kam es zu dieser Idee?
Die Idee zu einer gemeinsamen Handelsplattform, die Swissquote, Goldman Sachs und UBS seit Ende Mai mit Swiss DOTS betreiben, rührt aus der verstärkten Nachfrage, die wir im Schweizer Markt seit einiger Zeit wahrgenommen haben. Wir sind davon überzeugt, dass dieses neue Modell Anlegern vor allem Vorteile im Hinblick auf die Auswahl, das Pricing und die Kosten beim Trading bietet.
Innerhalb welcher Zeiten kann man bei Ihnen handeln?
Anleger können bei uns von 08.00 Uhr bis 22.00 Uhr handeln – eine starke Ergänzung zum börslichen Angebot.
Welche Umsatzvolumina erwarten Sie für dieses Jahr geplanterweise?
Über konkrete Umsatzziele können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sprechen. Klar ist aber, dass wir das Angebot auf Swiss DOTS kontinuierlich ausbauen werden. So können Anleger heute bereits aus über 7‘000 verschiedenen Produkten wählen. Goldman Sachs selbst plant, über Swiss DOTS bis Ende des Jahres rund 20‘000 Produkte anbieten zu können.
«Goldman Sachs wird über Swiss DOTS bis Ende des Jahres rund 20‘000 Produkte anzubieten.»
Wie ist die bisherige Resonanz?
Wir sind mit der bisherigen Resonanz einen Monat nach dem Start von Swiss DOTS sehr zufrieden. Anleger nehmen dieses neue, zusätzliche Angebot sehr positiv wahr und dabei insbesondere die grosse Vielfalt an Produkten. Wir sehen kontinuierlich steigende Nachfrage und werden daher die Zahl der gelisteten Produkte weiter ausbauen.
Sofern sich der positive Trend bei Swiss DOTS fortsetzt, könnte es dann wirtschaftlich sinnvoll sein, nur noch dort zu listen?
Die Frage stellt sich für uns derzeit nicht. Für uns als Emittent steht ein Listing über Swiss DOTS nicht in Konkurrenz zur Börse, sondern erweitert lediglich das bestehende Angebot. Unser Listingpaket an der Börse besteht daneben unverändert, unser börslicher Handel läuft in gleichem Umfang wie bisher weiter. Nur für Kunden der Swissquote bieten wir zusätzlich diese deutlich erweiterte Produktauswahl an.
Ab wann könnten bei Swiss DOTS weitere Handelspartner – sprich Emittenten – an Bord kommen.
Langfristig ist geplant, die Plattform zu erweitern und weitere Teilnehmer hinzuzunehmen. Wie bei allen Projekten mit einem technischen Kern ist es aber zunächst nötig gewesen, die Komplexität zu kontrollieren, indem die Zahl der beteiligten Parteien in einer ersten Phase begrenzt wurde. Wichtig ist vor allem, Wettbewerb zu haben: Den gibt es dadurch, dass mit Goldman Sachs und UBS zwei grosse Emittenten am Markt für verbriefte Derivate als Teilnehmer gewonnen werden konnten.
Der Gesprächspartner:
Christian Beerli (Jahrgang 1982), ist seit dem Jahr 2006 bei der Investmentbank Goldman Sachs für die Betreuung institutioneller Investoren mit Schwerpunkt Derivate & Strukturierte Produkte zuständig. Er besitzt einen Master of Finance der Universität Zürich mit Gastaufenthalt an der Ohio State University. Während des Studiums war er als Junior Assistant am Swiss Banking Institute tätig.